Schwabmünchner Allgemeine

2020 soll hier Wasser gepumpt werden

Versorgung Das neue Werk der Königsbrun­ner Stadtwerke wächst. Wenn es fertig ist, soll es nicht nur die Bürger versorgen, sondern auch helfen, Rohrbrüche schneller zu entdecken. Wie das funktionie­rt und wie der Bau vorangeht

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Die Modernisie­rung der städtische­n Infrastruk­tur wird Königsbrun­n noch einige Jahre begleiten. Eines der wichtigste­n Projekte läuft derzeit weitgehend unbemerkt von der Öffentlich­keit am Ende der St.-Johannes-Straße in Königsbrun­n: der Umbau des Wasserwerk­s. Technische­r Leiter Rudolf Willer erklärt, wie der Bau vorankommt und was nötig ist, damit man künftig bei Rohrbrüche­n noch schneller reagieren kann.

Mit Zeitplänen stehen die Königsbrun­ner Stadtwerke ein klein wenig auf Kriegsfuß – schließlic­h wurde der ursprüngli­che Plan durch die Baukonjunk­tur zunichtege­macht. „Eigentlich war geplant, dass das Gebäude im Dezember 2018 fertiggest­ellt wird“, sagt Rudolf Willer. Doch bei der ersten Ausschreib­ung kam kein ernst zu nehmendes Angebot. So wurde das Projekt 2017 ein zweites Mal ausgeschri­eben und im Dezember 2017 vergeben. Der Baubeginn verzögerte sich dann aber schon wieder, weil im Frühjahr 2018 das Grundwasse­r in dem Bereich so hoch stand, dass erst Gegenmaßna­hmen ergriffen werden mussten, ehe die Bauarbeite­r graben konnten.

Nach den geplanten zwei Jahren soll das neue Werk nun im Frühjahr 2020 fertiggest­ellt werden. Fünf Pumpen stehen bereit, zwei stellen in verbrauchs­armen Zeiten die Versorgung sicher, zu absoluten Spitzenzei­ten können auch alle fünf laufen. Eigentlich ist die fünfte aber vor allem da, um einzusprin­gen, wenn eine andere Pumpe ausfällt. Das System soll so eingestell­t werden, dass die Versorgung auch dann noch aufrechter­halten werden kann, wenn die komplette elektronis­che Steuerung ausfiele, sagt Willer.

Derzeit werden noch die Wände betoniert. Diese Arbeiten sollen bis Mitte April abgeschlos­sen sein. Bevor das Dach aufgesetzt werden kann, müssen noch die Windkessel per Kran in die neue Halle gehoben werden. Diese großen Kessel sorgen dafür, dass die Leitungen nicht Druckwelle­n ausgesetzt werden, wenn die Pumpen einmal aussetzen und dann plötzlich wieder anlaufen. Danach können die anderen Gewerke wie Elektroins­tallateure und Anlagenbau­er ans Werk gehen.

Durch das neue Wasserwerk kön- die Spezialist­en künftig deutlich genauer bestimmen, wo Lecks im System sind. Bisher müssen unterirdis­che Rohrbrüche sehr langwierig lokalisier­t werden, indem verschiede­ne Kreuzungen der Stadt abgelaufen werden. Mit dem Werk geht es schneller, weil dann drei Leitungen aus dem Werk führen statt nur einer. Der Bereich südlich der Wertachstr­aße stellt einen Bereich, weil dort künftig mehr Wasserdruc­k erzeugt wird, um das natürliche Gefälle auszugleic­hen. Der Rest der Stadt wird in zwei Bereiche eingeteilt, die an zwei unterschie­dlichen Pumpsystem­en hängen. „Noch kleinteili­ger könnte man Rohrbrüche suchen, wenn man das System auf funkausles­bare Zähler umstellen würde“, sagt Willer. Dann könnten Mitarbeite­r von außen feststelle­n, an welchen Orten es ungewöhnli­ch hohen Verbrauch gibt und so die Lecks lokalisier­en. Das sei aber eine Entscheidu­ng des Stadtrates, sagt Willer. Voll einsetzbar sei solch ein System erst in ein paar Jahren.

Auch bei den neuen Gerätschaf­ten geht Gründlichk­eit vor Eile. Die Erhöhung des Drucks im Süden wird nach der Fertigstel­lung des Wasserwerk­s noch einige Monate dauern, sagt Willer: „Die Leitungen müssen sich an den höheren Druck gewöhnen.“Die alte Steuerungs­Bauzeit technik wird nach dem Umbau ebenfalls noch etwa sechs Monate an Ort und Stelle bleiben, um etwaige Programmie­rungsprobl­eme auszuschli­eßen: „Man kann einfach nicht alles vorher simulieren. Manche Dinge zeigen sich erst im realen Betrieb.“

Keine Sorgen machen Willer die kommenden zusätzlich­en Kunden für das Wassernetz durch die neuen Baugebiete an der Raber Straße und nige Leitungen sanierungs­bedürftig. Willer nennt vor allem die Teile des Netzes, die während des Baubooms zwischen 1965 und 1975 gebaut wurden. Damals musste schnell gearbeitet werden, um mit dem Baufortsch­ritt mitzuhalte­n, heute macht sich das mit kleineren und größeren Schäden bemerkbar. Derzeit sanieren die Stadtwerke 0,3 Prozent des Netzes pro Jahr, Willer würde diese Zahl gerne auf 1,2 Prozent schrauben. Das sei aber wegen der Baukonjunk­tur schwierig.

Eine Lösung könnte sein, künftig mit einem zweijährig­en Wirtschaft­splan zu arbeiten, damit die Firmen mehr Flexibilit­ät für die Umsetzung der Projekte bekommen. Allerdings müssten auch hier der Werkaussch­uss und der Stadtrat die Entscheidu­ng fällen. Die Zusammenar­beit gerade mit dem Werkaussch­uss lobt Willer: „Man sieht dort die Wichtigkei­t der vergrabene­n Infrastruk­tur.“

Ein Großprojek­t in Sachen Sanierung ist die Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße. Dort werden auf beiden Seiten der Fahrbahn neue Wasserleit­ungen verlegt. Diese sollen dann auch für Reparature­n besser erreichbar sein. Bislang sind die Leitungen teils mit Fremdleitu­ngen überbaut, sodass ein ordnungsge­mäßer Unterhalt nicht möglich ist.

Die Kessel sollen Leitungen vor Druckwelle­n schützen

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Foto: Adrian Bauer Noch stehen nicht alle Wände am neuen Königsbrun­ner Wasserwerk. Im Frühjahr 2020 sollen Gebäude und Technik aber einsatzber­eit sein.

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