2020 soll hier Wasser gepumpt werden
Versorgung Das neue Werk der Königsbrunner Stadtwerke wächst. Wenn es fertig ist, soll es nicht nur die Bürger versorgen, sondern auch helfen, Rohrbrüche schneller zu entdecken. Wie das funktioniert und wie der Bau vorangeht
Königsbrunn Die Modernisierung der städtischen Infrastruktur wird Königsbrunn noch einige Jahre begleiten. Eines der wichtigsten Projekte läuft derzeit weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit am Ende der St.-Johannes-Straße in Königsbrunn: der Umbau des Wasserwerks. Technischer Leiter Rudolf Willer erklärt, wie der Bau vorankommt und was nötig ist, damit man künftig bei Rohrbrüchen noch schneller reagieren kann.
Mit Zeitplänen stehen die Königsbrunner Stadtwerke ein klein wenig auf Kriegsfuß – schließlich wurde der ursprüngliche Plan durch die Baukonjunktur zunichtegemacht. „Eigentlich war geplant, dass das Gebäude im Dezember 2018 fertiggestellt wird“, sagt Rudolf Willer. Doch bei der ersten Ausschreibung kam kein ernst zu nehmendes Angebot. So wurde das Projekt 2017 ein zweites Mal ausgeschrieben und im Dezember 2017 vergeben. Der Baubeginn verzögerte sich dann aber schon wieder, weil im Frühjahr 2018 das Grundwasser in dem Bereich so hoch stand, dass erst Gegenmaßnahmen ergriffen werden mussten, ehe die Bauarbeiter graben konnten.
Nach den geplanten zwei Jahren soll das neue Werk nun im Frühjahr 2020 fertiggestellt werden. Fünf Pumpen stehen bereit, zwei stellen in verbrauchsarmen Zeiten die Versorgung sicher, zu absoluten Spitzenzeiten können auch alle fünf laufen. Eigentlich ist die fünfte aber vor allem da, um einzuspringen, wenn eine andere Pumpe ausfällt. Das System soll so eingestellt werden, dass die Versorgung auch dann noch aufrechterhalten werden kann, wenn die komplette elektronische Steuerung ausfiele, sagt Willer.
Derzeit werden noch die Wände betoniert. Diese Arbeiten sollen bis Mitte April abgeschlossen sein. Bevor das Dach aufgesetzt werden kann, müssen noch die Windkessel per Kran in die neue Halle gehoben werden. Diese großen Kessel sorgen dafür, dass die Leitungen nicht Druckwellen ausgesetzt werden, wenn die Pumpen einmal aussetzen und dann plötzlich wieder anlaufen. Danach können die anderen Gewerke wie Elektroinstallateure und Anlagenbauer ans Werk gehen.
Durch das neue Wasserwerk kön- die Spezialisten künftig deutlich genauer bestimmen, wo Lecks im System sind. Bisher müssen unterirdische Rohrbrüche sehr langwierig lokalisiert werden, indem verschiedene Kreuzungen der Stadt abgelaufen werden. Mit dem Werk geht es schneller, weil dann drei Leitungen aus dem Werk führen statt nur einer. Der Bereich südlich der Wertachstraße stellt einen Bereich, weil dort künftig mehr Wasserdruck erzeugt wird, um das natürliche Gefälle auszugleichen. Der Rest der Stadt wird in zwei Bereiche eingeteilt, die an zwei unterschiedlichen Pumpsystemen hängen. „Noch kleinteiliger könnte man Rohrbrüche suchen, wenn man das System auf funkauslesbare Zähler umstellen würde“, sagt Willer. Dann könnten Mitarbeiter von außen feststellen, an welchen Orten es ungewöhnlich hohen Verbrauch gibt und so die Lecks lokalisieren. Das sei aber eine Entscheidung des Stadtrates, sagt Willer. Voll einsetzbar sei solch ein System erst in ein paar Jahren.
Auch bei den neuen Gerätschaften geht Gründlichkeit vor Eile. Die Erhöhung des Drucks im Süden wird nach der Fertigstellung des Wasserwerks noch einige Monate dauern, sagt Willer: „Die Leitungen müssen sich an den höheren Druck gewöhnen.“Die alte SteuerungsBauzeit technik wird nach dem Umbau ebenfalls noch etwa sechs Monate an Ort und Stelle bleiben, um etwaige Programmierungsprobleme auszuschließen: „Man kann einfach nicht alles vorher simulieren. Manche Dinge zeigen sich erst im realen Betrieb.“
Keine Sorgen machen Willer die kommenden zusätzlichen Kunden für das Wassernetz durch die neuen Baugebiete an der Raber Straße und nige Leitungen sanierungsbedürftig. Willer nennt vor allem die Teile des Netzes, die während des Baubooms zwischen 1965 und 1975 gebaut wurden. Damals musste schnell gearbeitet werden, um mit dem Baufortschritt mitzuhalten, heute macht sich das mit kleineren und größeren Schäden bemerkbar. Derzeit sanieren die Stadtwerke 0,3 Prozent des Netzes pro Jahr, Willer würde diese Zahl gerne auf 1,2 Prozent schrauben. Das sei aber wegen der Baukonjunktur schwierig.
Eine Lösung könnte sein, künftig mit einem zweijährigen Wirtschaftsplan zu arbeiten, damit die Firmen mehr Flexibilität für die Umsetzung der Projekte bekommen. Allerdings müssten auch hier der Werkausschuss und der Stadtrat die Entscheidung fällen. Die Zusammenarbeit gerade mit dem Werkausschuss lobt Willer: „Man sieht dort die Wichtigkeit der vergrabenen Infrastruktur.“
Ein Großprojekt in Sachen Sanierung ist die Bürgermeister-Wohlfarth-Straße. Dort werden auf beiden Seiten der Fahrbahn neue Wasserleitungen verlegt. Diese sollen dann auch für Reparaturen besser erreichbar sein. Bislang sind die Leitungen teils mit Fremdleitungen überbaut, sodass ein ordnungsgemäßer Unterhalt nicht möglich ist.
Die Kessel sollen Leitungen vor Druckwellen schützen