Die Frage der Woche Cathy Hummels folgen?
Ich folge dem Papst. Großartig. Seine Beiträge postet der Papst sicher nicht selbst, das weiß ich. Darum geht es nicht. Ich sehe dem Papst einfach gerne zu, wenn er Kinderköpfe streichelt. Er wirkt so ungemein freundlich und friedlich. Ich stelle mir dann vor, dass er auch mir über den Kopf streicheln würde, und das ist irgendwie beruhigend. Ich folge auch Sebastian Steudtner, dem Wahnsinnssurfer. Er postet unentwegt kleine Filme von Riesenwellen im portugiesischen Nazaré. Irgendwann möchte ich da auch mal hinfahren. Nicht zum Surfen, kann ich gar nicht, sondern zum Schauen. Vielleicht bin ich dann enttäuscht, wer weiß. Wem ich noch folge: Meinem Lieblingslokal in den Bergen. Der Wirt stellt immer neue Gerichte vor, Spaghetti mit Kaviar, nennt er Russenspaghetti. Ist das politisch korrekt? Ach, auch mal egal. Außerdem folge ich neben Geschwistern, Kindern, Nichten und einigen Freunden noch ein paar Schriftstellern, ein paar Verlagen, dem Brecht-Festival, den Theatern der Stadt, und einem ehemaligen Austauschschüler aus Brasilien. Zuletzt habe ich ihn vor Jahren als Kind gesehen, er nennt mich noch immer Mama und dank Instagram weiß ich, dass er eine bildschöne Freundin hat. Dann noch einem Kollegen, der gerade versucht, Mode-Influencer zu werden. So aus Spaß natürlich. Er macht das aber echt gut. Ferner gibt es noch einen Schulfreund, der Sänger geworden ist, den ich nie sehe, aber als ich ihn im Chor bei den Festspielen in Bayreuth entdeckte, dachte ich mir: Wow. Auch die Weinjournalisten mag ich. Sie sind immer so begeistert. Und warum das nun alles? Im Grunde einfach nur so. Nicht, weil es wichtig ist. Nicht, weil ich irgendetwas Wesentliches erfahre. Zur Unterhaltung. Ab heute folge ich mal Cathy Hummels … Sieht nett aus!
Das Internet, unendliche Weiten, unendliche Möglichkeiten, sich zu informieren, zu amüsieren – oder auch vollkommen sinnlos seine Lebenszeit zu verplempern. Und dabei auch noch durch letztlich ja geldwerte Klicks und Likes den hohlsten und eitelsten Erscheinungen zu Umsatz und Erfolg zu verhelfen. Jetzt aber: Wie unterscheiden? Soll nicht gerade hier jeder einfach frei von der Leber weg seinen Vorlieben folgen? Und sich vom Influencer seiner Wahl beeinflussen lassen? Gewiss, gewiss.
Aber bitte: Warum um Himmels Willen denn ausgerechnet Cathy Hummels? Also unentwegt so was wie: „Wir sieht euer Sonntag aus? Also meiner so: Fuck Make-up (eh überwertet an freien Tagen. Mein baby findet mich auch ohne schön) …“Oder: „Mir schreiben so viele bezüglich meiner Dirndl. Meine gesamte Kollektion gibt es auf …“Oder: „In New York angekommen und verliebt in mein Hotel. Allein dieser Spot …“Oder: „Seitdem ich Mama bin und ein paar Kilo mehr drauf habe, mag ich mich. Darf man das sagen? Ja, ich bin stolz auf meinen Körper♥“Und dazu halt immer ein Schnappschuss ( in Bikini, Dirndl oder Abendkleid, mit Baby oder auch mal Mats, aber immer mit SelfieGesicht…). Das ist, mit Verlaub: Unwitzig! Platt! Langweilig! Belanglos! Und mit diesem Alltags-Authentic-Schick, der die leider auch noch völlig selbstironiefreie Cathy aber halt doch immer irgendwie gut aussehen lässt. Unerträglich! Damit kann man doch nicht seine Lebenszeit versuchen! Wo es doch so viel Besseres gibt, gerade auch im „Social Media“, im Netz. Ausgezeichnetes etwa, jedes Jahr in vielen Kategorien mit dem „Goldenen Blogger“. Unter den Promis bei den Siegern 2018: Dieter Bohlen und Barbara Schöneberger. Denn die sind wenigstens witzig!