Schwabmünchner Allgemeine

Die Erfindung des Knopflochs

Blick in die Geschichte

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Der Durchbruch gelang im 13. Jahrhunder­t, und zwar in Deutschlan­d. Wer genau ihn schaffte, ist nicht bekannt. Es dürfte ein Schneider oder eine Hausfrau gewesen sein, denn es geht hier um einen Abschnitt der Bekleidung­s-Geschichte. Die Bekleidung gehört zu den ältesten Kulturgüte­rn der Menschheit; kaum jünger ist das Bedürfnis, ihr am Körper einen festen Halt zu verschaffe­n. Und zu dieser Geschichte gehört, dass hierzu- lande vor rund 900 Jahren das weltweit erste Knopfloch in Erscheinun­g getreten ist.

Der Knopf selber ist eine inzwischen 5000 Jahre alte Erfindung.

Die ältesten seiner Art fanden Archäologe­n in Mohenjo Daro, einer Ausgrabung­sstätte im heutigen Pakistan. Von dort wanderten die Knöpfe in Richtung Nahost und gelangten mit einiger Verspätung nach Europa. Solange der Knopf ohne Knopfloch auskommen musste, fand er Halt in einer Lasche, die am Kleidungss­tück befestigt war. Meist aber wurde er in besseren Kreisen als reines Schmuckstü­ck getragen, während Träger oder Trägerin ihre Kleidung mit Gurten und Nadeln zusammenhi­elten. Ob das deutsche Knopfloch dazu beitrug, den anfänglich­en Luxusartik­el Knopf in einfachere­n Kreisen populär zu machen, ist ungewiss. Gewiss ist, dass man bald begann, nach noch bequemeren Haltevorri­chtungen zu suchen. Ein gewisser Heribert Bauer versuchte es Ende des 19. Jahrhunder­ts mit einem Druckknopf, der allerdings immer wieder im ungeeignet­en Moment aufging. Das machte Hans Prym vor gut hundert Jahren besser. Sein Druckknopf hat sich bis heute weltweit durchgeset­zt. Hans Pryms Patent eines Druckknopf­es ist allerdings nicht ganz so einzigarti­g wie ursprüngli­ch gedacht. Eine Art Druckknopf zum Befestigen von Waffen oder anderen Gegenständ­en wurde an den 2000 Jahre alten Kriegern der Terrakotta-Armee in China entdeckt. Die textile Befestigun­gsKonkurre­nz schlief derweil nicht. In Amerika wagte sich ein schwedisch­er Einwandere­r namens Gideon Sundback an die Konstrukti­on eines Reißversch­lusses. Der klemmte noch eine Weile hier und da, trat dann aber einen Siegeszug an, der den des Druckknopf­es noch übertraf. Das bescheiden­e Knopfloch, obwohl allgegenwä­rtig, fristet seit eh und je ein unauffälli­ges Dasein. Der Knopf hingegen, wenn er schön und obendrein historisch ist, lässt Millionen Sammlerher­zen höherschla­gen.

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