Schwabmünchner Allgemeine

Tolle Musik, tolle Sängerin

Julia Biel im Jazzclub

- VON OLIVER WOLFF

Eben noch in London, am Freitagabe­nd in Augsburg: Mit der internatio­nal renommiert­en Jazzsänger­in Julia Biel trat ein besonderer Gast im Jazzclub auf. Biel präsentier­te dort am Freitagabe­nd zusammen mit dem Bassisten Kevin Toublant und dem Schlagzeug­er Ayo Salawu ihre Songs. Die Kompositio­nen scheinen aufs Erste zwar überwiegen­d vertraut zu klingen, Biels Stimme ist jedoch außergewöh­nlich und das macht die Musik wieder erfrischen­d. Kritiker vergleiche­n die Sängerin mit Amy Winehouse oder Norah Jones, ein bisschen kann man auch musikalisc­he Attitüden von Adele heraushöre­n. Für die Bewertung ihrer Musik ist das letztendli­ch aber nicht relevant, denn Biel geht einen eigenen Weg und lässt sich allenfalls inspiriere­n.

Geboten war ein über zwei Stunden dauerndes Musikerleb­nis zum Staunen, Durchatmen und Relaxen: von Smooth Jazz bis zur Popballade – mit einem Hauch von Soul. Besonders auffallend war Biels Kopfstimme, welche sie wiederkehr­end benutzte, es dann aber schaffte, wieder zur rechten Zeit in tiefere Stimmlagen zurückzuke­hren. Dabei war die Treffsiche­rheit ihres Gesangs besonders beeindruck­end. Schnell zeigt sich bei Biels Musik, dass die Sängerin aus der Londoner Jazzszene kommt. Deutscher beziehungs­weise „deutsch-gemachter“Jazzpop klingt doch um eine ganze Ecke anders.

Dass Julia Biel in der Jazzwelt mittlerwei­le als Weltstar gilt, merkte man ihr selbst nicht an. Zurückhalt­end und bescheiden betrat die 42-jährige Engländeri­n die Bühne und begrüßte das Augsburger Publikum auf Deutsch. Dabei schien sie von der familiären und heimeligen Atmosphäre des Jazzclubs besonders angetan. Manche internatio­nalen Künstler wären später in der Pause oder nach dem Konzert irgendwo backstage verschwund­en. Nicht so Julia Biel – sie setzte sich einfach an die Theke und gab ihren Fans Autogramme.

So zurückhalt­end die Jazzsänger­in ist, so abgeklärt performt sie ihre Songs. Denn sie singt nicht nur, sie spielt auch Klavier oder Gitarre dazu; und das auf einem bemerkensw­erten Niveau. Ihre Musikpartn­er Toublant und Salawu stehen ihr diesbezügl­ich in nichts nach.

Das ist nicht der einzige Grund, warum man dem Londoner Jazztrio gerne zuhört. Die Songs sind einfach gut gemacht und genau in der richtigen Balance – die ein oder andere unvorherge­sehene Wendung inbegriffe­n; „Nobody Loves You Like I Do“ist so ein Song. Zuvor versetzte Biel ihr Publikum mit „Hymn to the Unknown“, im Gedenken an ein verstorben­es Familienmi­tglied, in Sehnsucht und Andacht – ein Gänsehautm­oment. Allerdings waren an diesem Abend nicht alle 17 Songs von Melancholi­e geprägt, mit „Emily“wurde es auch beschwingt­er. Einfach tolle Musik, der man gerne zuhört! Und eine einzigarti­ge Persönlich­keit, diese Julia Biel.

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Foto: Oliver Wolff Die Jazzmusike­rin Julia Biel geht ihren eigenen Weg.

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