Schwabmünchner Allgemeine

Im Büro verkleidet er sich aber nicht

Bald ist Fasching oder Karneval, dann sind wieder viele Menschen verkleidet. Besuch bei einem Menschen, der sich auskennt mit Kostümen

-

Ob Clown, Pirat oder Waldfee – für Herbert Geiss sind das nicht bloß Kostüme. Er verdient damit sein Geld. Denn der 36-Jährige ist Chef von einer Firma, die solche Verkleidun­gen verkauft. Im Interview erzählt der Verkleidun­gsprofi aus Frechen in Nordrhein-Westfalen von seinem kunterbunt­en Job.

Der Verkauf von Kostümen ist ja Ihr Beruf – warum tragen Sie an einem normalen Arbeitstag denn Anzug mit Krawatte und Hemd?

Herbert Geiss: Verkleidet ins Büro zu gehen, das geht nicht – als Chef hat man ja eine Vorbildfun­ktion. Es ist wie im Sprichwort: Kleider machen Leute. Und das hat auch mit Respekt zu tun. Ich kann meinen Mitarbeite­rn ja schlecht im Kostüm gegenübert­reten oder zu einem Geschäftse­ssen kostümiert kommen.

Welches Kostüm haben Sie als Kind besonders gern getragen?

Herbert Geiss: Mein erstes Kostüm war ein Clownskost­üm, so habe ich mich auch später gern noch verkleidet. Mein Sohn ist jetzt knapp zwei Jahre alt – dem haben wir letztes Jahr auch ein Clownskost­üm angezogen. Vielleicht ein schöner Anfang.

Und was ist heute Ihr Lieblingsk­ostüm?

Herbert Geiss: Ich trage gern immer mal etwas anderes. In diesem Jahr an Karneval bin ich mal als Sportler – als Footballer – verkleidet, mal als Römer und schließlic­h als eine Art Wassermann mit Netz und Dreizack. Wie unsere Kunden und jedes Kind schlüpfe auch ich gerne in ganz unterschie­dliche Rollen.

Wie groß ist denn Ihr Schrank mit Kostümen zu Hause?

Herbert Geiss: 20, 30 Kostüme dürfte ich zu Hause haben. Aber viel schöner: Durch meinen Job habe ich den größten KostümKlei­derschrank der Welt. Nicht zu Hause, aber ich schaue aus meinem Büro auf das „Größte Karnevalsk­aufhaus der Welt“(Anmerkung der Redaktion: Herbert Geiss meint den Laden seiner Firma in Frechen). Das ist so groß wie zwei Fußballfel­der, auf zwei Etagen.

Wie oft verkleiden Sie sich im Jahr?

Herbert Geiss: Fünf, sechs Mal im Jahr. Karneval an mehreren Tagen, außerdem an Halloween und bei der Veranstalt­ung „Jeck im Sunneschin­g“, das ist ein superschön­es Festival mit viel kölscher Musik und tausenden kostümiert­en jungen Leuten im Sommer bei uns im Rheinland. Jeck heißt fröhlich oder ausgelasse­n und Sunneschin­g steht für Sonnensche­in.

Was finden Sie eigentlich so toll am Verkleiden?

Herbert Geiss: Es gibt doch nichts Schöneres, als in eine völlig andere Rolle zu schlüpfen oder zum Beispiel einmal in die Uniform von Feuerwehrm­ann Sam zu steigen. Allein das macht es aus. Oder auch, dass man neue Leute kennenlern­t. Stell dir mal vor, du kommst in ganz normalen Klamotten zu einer Party – da kommt man manchmal nicht so gut ins Gespräch mit anderen, fremden Leuten. Mit einem Kostüm ist das anders: Die Stimmung ist lockerer und es gibt gleich ein Thema, worüber man sprechen kann. Da gibt es gleich etwas zu lachen. Tierfell ist oft kuschelig weich und kann auch warm halten. Deshalb tragen es manche Leute gern an der Kleidung. Allerdings finden das auch viele Menschen nicht richtig. Denn für solche Pelze werden oft Tiere gezüchtet, und das unter schlimmen Bedingunge­n.

Deshalb haben sich Leute im Bundesland Baden-Württember­g etwas anderes ausgedacht. Ihr Projekt heißt Fellwechse­l. Dabei geben Jäger an Sammelstat­ionen Tiere ab, die sie in unseren Wäldern gejagt haben. Füchse etwa, Marder, Nutrias und Waschbären. Immer mehr Jäger würden ihre Tiere inzwischen bei dem Projekt abgeben, sagte ein Mitarbeite­r. Dann würden die Felle abgezogen, verarbeite­t und verkauft. Vorher wären sie möglicherw­eise im Abfall gelandet. Beliebt sind etwa pelzige Schlüssela­nhänger in Herz-Form. „Man spürt, dass der Endverbrau­cher sehr gezielt Ware sucht, die aus der Jagd und nicht aus qualvoller Züchtung stammt“, sagte ein Mitarbeite­r von Fellwechse­l.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany