Bali: Touristensteuer und Plastik-Bann
Die indonesische Insel Bali, auch als „Insel der Götter“bekannt, wird von Touristen überrannt. Mehr als sechs Millionen ausländische Gäste waren es 2018. Darunter leidet die Umwelt. Jetzt will die Inselregierung eine Touristensteuer von umgerechnet neun Euro einführen – auch um Umweltschutz zu finanzieren. Außerdem hat Bali kürzlich ein Verbot von Einwegplastik, Plastiktüten und -strohhalmen beschlossen. Damit soll der wachsende Anfall von Plastikmüll um 70 Prozent reduziert werden. Laut der balinesischen Umweltagentur fallen auf der Insel täglich 3800 Tonnen Müll an. (li)
Sie kommen von links, sie sausen von rechts, sie schießen von hinten heran. Ratlos stehen die Besucher am Straßenrand und überlegen, wie sie nur in diesen sich kreuzenden Strömen unbeschadet die Straße überqueren sollen. Tausende Fahrradfahrer beherrschen den Verkehr, abgestellte Räder nehmen freie Plätze, Trottoirs und Hauswände ein. Eineinhalb Fahrräder besitzt jeder Einwohner Groningens im Schnitt, und man glaubt das sofort, wenn man die unterirdischen Parkhallen am Bahnhof sieht, wo allein 10000 Exemplare Platz finden. Am besten wohl, man macht es wie die Nebenleute und stürzt sich mit einer Mischung aus Augenkontakt, entschlossener Körpersprache und Gottvertrauen auf den Zebrastreifen. Und es funktioniert: Wohlbehalten kommt man drüben an.
Groninger lassen sich gern für ihre Bescheidenheit rühmen. Aber genauso gern schmücken sie sich mit ein paar Titeln. Mit 50000 Studenten auf 200000 Einwohner ist ihre Stadt die im Schnitt jüngste Hollands. Sie haben Einkaufsstraßen, die immer mal wieder zu den schönsten des Landes gewählt werden. Ihre „Drie Gezusters“gelten als die größte Kneipe Europas: An einundzwanzig Theken zischen fünfzig Sorten Bier in die Gläser. Kein Wunder also, dass Groninger auch als die glücklichsten Menschen der Niederlande gelten: 97 Prozent würden einer Umfrage zufolge nirgendwo anders leben wollen.
Schon nach den ersten paar Stunden glaubt man zu verstehen, warum. Die Altstadt ist ganz von Wasser umgeben. Sie erweist sich als sehr übersichtlich, alle Wege sind bequem zu Fuß zu erledigen. Autos sind im Kernbereich nur wenige unterwegs. Belebte Straßen voller Läden und Kneipen wechseln mit stillen Parks wie dem Martinikirchhof. Mächtige Kornspeicher erheben sich neben Einfamilienhäusern, alt existiert neben neu. Fast alle Gebäude aber sind in einem Stil gehalten, der „irgendwie holländisch“anmutet: Mit Fassaden in Backstein und gelbem Sandstein, Staffelgiebeln und großen Fenstern, die im seltensten Fall Vorhänge haben. Man muss sich öfter zur Ordnung rufen, um nicht den Blick ungehemmt in fremden Alltag schweifen zu lassen: Die Verstrubbelte, die gerade das Bett aufschlägt, trägt nachts also einen unvorteilhaften rosa Schlafanzug, das grauhaarige Paar im zweiten Stock prostet sich mitten am Tag mit Schampus zu. Klappbrücken, die für historische Segelschiffe aufgehen, Bäume an den Ufern und verrostete Seelenverkäufer, auf denen Studenten billig wohnen, schaffen Grachtenatmosphäre. Und welche Stadt leistet sich schon ein Pissoir, das ein Weltstar entworfen hat: Architekturpapst Rem Koolhaas hat den Rundbau aus Milchglas mit blauen Silhouetten dunkelhäutiger Menschen verziert, die artistische