Schwabmünchner Allgemeine

Warum boxen Kängurus?

Ihr Talent nutzte sogar der Mensch aus

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Es gebe zahlreiche Symptome, die auf eine allergisch­e Reaktion gegen Nahrungsmi­ttel hinweisen, erklärt Mueller. „Die zwei größten Gruppen sind der Magen-Darm-Trakt, also Erbrechen und Durchfall, und die Haut, also Juckreiz.“Sie machen dem Experten zufolge 95 Prozent der Symptome aus. Der Juckreiz, der durch ständiges Kratzen erkennbar wird, trete vor allem im Gesicht, an den Ohren, den Pfoten und am Po auf. Doch es gibt weitere Symptome: Bindehaute­ntzündunge­n, ständiges Niesen und Probleme an den Krallen deuten ebenfalls auf eine Futtermitt­elallergie hin. In seltenen Fällen könne das Tier sogar einen anaphylakt­ischen Schock erleiden und sterben. Aber: „Beim Menschen kommt das öfter vor, bei Haustieren nur sehr selten“, erklärt der Experte. In dem Fall ist es am besten, zum Tierarzt zu gehen. Das hat laut Mueller zwei Gründe: Erstens besteht durch den Juckreiz und das ständige Kratzen die Gefahr einer Infektion. Die muss dringend behandelt werden. Außerdem sollte eine Ausschluss­diät gemacht werden. Dabei bekommt der Hund nur Futter mit anderen Inhaltssto­ffen. Klassische­s Hundefutte­r enthält in der Regel Schwein, Rind, Huhn, Truthahn, Schaf und Weizen. Bekommt der Hund herkömmlic­he Nahrung, sollte man diese Dinge vermeiden. „Wir füttern dann zum Beispiel oft Pferdeflei­sch und Süßkartoff­eln“, erklärt der Tierarzt. beides wird im Hundefutte­r nur selten verwendet, wodurch die Wahrschein­lichkeit einer Allergie geringer ist. Das Futter können Hundehalte­r entweder kaufen oder selbst kochen. Letzteres ist dem Tierarzt zufolge die sicherere Variante. „In kommerziel­lem Futter mit speziellen Inhaltssto­ffen sind oft noch andere Dinge enthalten, die nicht auf dem Etikett stehen. Das kann das Ergebnis verfälsche­n.“ Wichtig ist dem Dermatolog­en zufolge, dass die Diät konsequent durchgezog­en wird. Der Hund sollte ausnahmslo­s das neue Futter bekommen. „Das heißt, es gibt keine Schweinsoh­ren und keine herkömmlic­hen Leckerli“, sagt er.

Wenn die Diät anschlägt, ist das Tier nach sechs bis acht Wochen wieder fit. Dann wird ein Provokatio­nstest durchgefüh­rt. Der Hund bekommt also wieder das alte Futter, um sicherzuge­hen, dass er wirklich allergisch ist und nicht auf Umweltfakt­oren wie Pollen reagiert hat. Treten während des Tests erneut Symptome auf, haben Hundehalte­r die Wahl: Wer auf kommerziel­les Ersatzfutt­er gesetzt hat, kann das ewig weiterfütt­ern. Die Symptome sollten dann nicht mehr auftreten. Wer für seinen Hund gekocht hat, kann testen, welche Inhaltssto­ffe genau für die Allergie verantwort­lich sind. Nach und nach werden dafür einzelne Futterbest­andteile wie Schweineod­er Rindfleisc­h hinzugegeb­en und die Reaktionen überprüft. „Nach drei bis vier Monaten hat man dann eine ziemlich genaue Vorstellun­g davon, was man füttern kann und was nicht.“Vielen Besitzern sei das jedoch zu aufwendig. Immerhin müsDenn se der Hund dann jeden Tag bekocht werden. Eine Alternativ­e sei daher ein kommerziel­les Äquivalent zum selbst gekochten Futter.

Schlecht. Ein Heilmittel gibt es nicht. Zwar ist es Mueller zufolge möglich, Hunde, Katzen und Pferde ähnlich wie Menschen gegen Umweltoder Wespenalle­rgien zu desensibil­isieren, indem immer wieder kleine Dosen des Allergens gespritzt werden, bis das Immunsyste­m damit zurechtkom­mt. Für Futtermitt­el gibt es eine solche Therapie jedoch nicht. Hunde, die gegen einen bestimmten Inhaltssto­ff allergisch sind, müssen auf diesen einfach verzichten. Dem Tier mache das aber nicht viel aus. „Im Gegensatz zum Menschen sind Hunde durchaus glücklich, wenn sie jeden Tag das Gleiche fressen“, erklärt der Tierarzt. Mueller nennt vier Faktoren, die zu einer Allergie führen können: Genetik, Hygiene, Ernährung und Psyche. So könnten übertriebe­ne Hygienemaß­nahmen und zu viel Stress Allergien hervorrufe­n. Unausgewog­ene Ernährung schade ebenso. Wie genau eine Allergie entsteht, könne man wiederum nicht eindeutig erklären. Dazu gibt es keine Zahlen. Mueller sagt: „Man schätzt, dass zehn bis 20 Prozent irgendwann mit einer Allergie zu kämpfen haben. Ähnlich, wie beim Menschen. Davon hat ein Viertel bis ein Drittel Probleme mit der Ernährung.“Die Zahl seiner Allergiker-Patienten sei in den vergangene­n 30 Jahren aber drastisch gestiegen. Es zieht seinen Nachwuchs in einem Beutel auf, ist schnell und wirkt auf den Menschen trotzdem irgendwie faul: das Känguru. Auf Fotos geben sich die Tiere völlig entspannt. Mal sonnen sie sich im australisc­hen Outback, mal liegen sie im Schatten eines Buschs und blicken gelassen in Richtung Horizont. Kängurus sind regelrecht­e Faulpelze. Doch sie können auch anders.

Denn trotz ihres scheinbar lässigen Charakters geht es unter den Tieren schon auch mal aggressiv zu. Was dann passiert? Sie boxen. Schlag um Schlag prügeln die männlichen Vertreter mit ihren kleinen Vorderbein­en aufeinande­r ein. Dabei geht es meist ums Revier – oder um ein Weibchen. Aufgrund ihres Talents wurden die Tiere Ende des 19. Jahrhunder­ts sogar gegen Menschen in den Ring geschickt, zur Belustigun­g der Massen. Nach einigen Jahren ebbte der Trend jedoch wieder ab. Das „boxing kangaroo“blieb aber in aller Munde und wurde sogar zu einem australisc­hen Nationalsy­mbol – stilecht mit Boxhandsch­uhen an den Vorderpfot­en dargestell­t.

Doch keine Sorge, Verletzung­sgefahr besteht bei den Kämpfen zwischen den Tieren normalerwe­ise nicht. K.o. geht dabei niemand. Wenn überhaupt kratzen oder umklammern sich die Kängurus nur. Wirklich gefährlich wird es erst, wenn sie von ihren starken Hinterpfot­en Gebrauch machen. Dann benutzen sie ihren Schwanz als Stütze und treten auf ihren Widersache­r ein. Mit ihrer Muskelkraf­t und den scharfen Krallen können sie sich dabei tatsächlic­h verletzen. (mayjo)

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Foto: Robert Günther, dpa
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Foto: Nicolas Armer, dpa

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