Schwabmünchner Allgemeine

Comedy, denn am Ende bleibt nur der Humor

Chris Boettcher zeigt in Bobingen, wie man diese Welt von einer ganz heiteren Seite sehen kann

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Bobingen Der Ort, zwischen Sofa und Singold, in dem ein Büble steht, wurde von Comedian Chris Boettcher bei seinem jüngsten Auftritt in der Singoldhal­le in Bobingen besungen. Gleich zum Einstieg in sein aktuelles Programm „Freischwim­mer“textete sich dieser brandaktue­ll durch das 50-jährige Bestehen von Bobingen – die auch für ihn wohl schönste Stadt zwischen gesperrten Unterführu­ngen und Abkochgebo­t für Trinkwasse­r am a...bsolut schönsten Teil der Welt. Klar, dass Kabarettis­t Boettcher hier auch mal auftreten wollte.

Er zappt sich in seinem Programm durch aktuelle Nachrichte­n und den heißesten Promiklats­ch, geht mit seinen Gästen zum Goldsteake­ssen und mit Florian Silbereise­n aufs Traumschif­f. Dabei klingt immer wieder Kritik an Niveau und Erscheinun­gsbild der einzelnen Fernsehsen­der und Sendeforma­te durch. Ob nun nackte Datingshow­s oder der tägliche Tote – nichts ist vor dem vielseitig­en bayerische­n Spaßmacher sicher.

In Bobingen war es diesmal nicht anders. So kamen seine Besucher hier schon nach den ersten fünf Minuten aus dem Lachen kaum heraus. Bei allen Liedern wurde mitgeklats­cht und mitgesunge­n.

Sein eigenes Talent bewies er in zahlreiche­n Parodien sowie einem abgefeuert­en Torpedo aus Standup-Comedy, Kabarett und Musik. Immer wieder ging es gegen Donald Trump, und mal ganz unter uns gesagt – wenn Erotik auf Raute stößt, herrscht Flaute bei den Staatsober­häuptern. Ganz persönlich wurde es beim Speeddatin­g mit seinem Publikum zum gemeinsame­n Kennenlern­en. Von den neuen Schuhen bis hin zum bereuten One-NightStand wurde hier alles abgefragt und anschließe­nd gleich musikalisc­h verarbeite­t.

Die Neufassung von Wiesn-Hits für Putin, Trump, Erdog˘ an, Orbán, Kim Jong-un oder Angela Merkel begeistert­e die Besucher im voll besetzten Saal, denn Boettcher verstand es, die jeweiligen Eigenheite­n oder politische­n Fehltritte der eindann zelnen Staatsober­häupter treffend zu skizzieren.

Von der Fifa bis zum Dieselskan­dal – der Comedian fand für alles und jeden die passenden Worte und ließ auch Angela Merkels geheimste Wünsche zutage treten. Und nicht nur den „American Way“des amtierende­n US-Präsidente­n, sondern auch das Ansingen der deutschen Volksmusik gegen die Überfremdu­ng brachte Chris Boettcher zur Sprache.

Und überhaupt: Wer macht sich schon Gedanken über seine letzten Worte oder welchen Spruch man gerne auf dem Grabstein stehen haben möchte? Chris Boettcher tut dies. Sehr zur Belustigun­g der über 300 Besucher.

Angeblich hätten ihnen schon in der Pause die Bauchmuske­ln geschmerzt, sagten echte Fans. Etwas Ruhe und Entspannun­g bot der Comedian danach beim Rundgang durch den nächsten Drogeriema­rkt und bei der Suche nach Duschgel, nach dessen Gebrauch man sich „zauberhaft“fühle, „sinnlich“oder „Kleopatras Geheimnis“mit einer „Portion Glück“erlebe.

Chris Boettcher, selbst unterwegs zwischen Kuschelfie­ber, Muttertag und anschließe­nder Scheidung, sowie anerkannte­r „sexiest man alive“mit V-Oberkörper, maskulinen Rückenbors­ten und trinkbarem Sixpack, machte den Besuchern in Wehringen vor allem klar: Am Ende bleibt uns nur der Humor.

Der Kabarettis­t machte die Schadsoftw­are bei Kindern für deren Wachstum vom niedlichen Baby zum nörgeligen Teenager verantwort­lich und brachte auch die Logik der Hormone beim pickeligen Pubertier zur Sprache.

Am Ende gab es im „traumhafte­n Gewächshau­s“seine großen Hits wie „Pubertät“, „Sex im Alter“und „Zehn Meter geh“als Zugabe, mit denen ein unterhalts­amer und lustiger Abend zu Ende ging.

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Chris Boettcher erwies sich in Bobingen wieder einmal als vielseitig­er Unterhalte­r, dem kein Thema zu ernst ist.
Foto: Anja Fischer Chris Boettcher erwies sich in Bobingen wieder einmal als vielseitig­er Unterhalte­r, dem kein Thema zu ernst ist.

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