Schwabmünchner Allgemeine

Wenn Frauen den Ton angeben

Immer mehr Studentinn­en erlernen das Dirigieren

- VON RÜDIGER HEINZE

Erinnern Sie sich noch an die Aufregung, als die erste Instrument­alistin – abseits der Harfe – bei den Berliner Philharmon­ikern einstieg und Jahre später bei den seinerzeit noch härter gesottenen Wiener Philharmon­ikern?

Heute wäre das keine Meldung mehr in der Zeitung wert; heute haben Orchester wie die Augsburger Philharmon­iker längst eine Konzertmei­sterin an der klingenden Spitze. Aber heute wird immer noch als kleine Sensation gehandelt, wenn eine Frau eine ausgelasse­ne Rasselband­e von Frauen und Männern mit dem Staberl auf dem Podesterl befehligt – also wenn sie Dirigentin ist.

Auch dieser etwas andere Umstand wird in ein paar Jahren ganz normal sein; wir müssen uns nur etwas in Geduld üben. Es gibt sie ja auch schon heute, die Dirigentin­nen in fester Position mit Autorität; es sind nur noch nicht so viele. An vielleicht fünf Händen lassen sie sich abzählen, darunter Joana Mallwitz in Nürnberg, Julia Jones in Wuppertal, Ewa Strusinska in Görlitz.

Aber es werden mehr, schon allein deswegen, weil an Deutschlan­ds Musikhochs­chulen immer mehr Frauen das Dirigieren erlernen – parallel übrigens zur gestiegene­n Zahl der Studentinn­en an Kunstakade­mien. 42 Prozent aller Dirigierst­udenten sind weiblich. Da wird, da muss was rumkommen für die Zukunft – neben den schon heute als Pult-Stars gehandelte­n Damen Simone Young, Marin Alsop, Barbara Hannigan, Mirga Grazinyte-Tyla. Für den wirklichen Durchbruch aber braucht es dann doch langen Atem. Bis die richtig großen Orchester eine Frau als Chefdirige­ntin favorisier­en, wird es noch dauern. Und noch viel länger, wenn die dann zur Verfügung stehenden Frauen so alt sein sollten wie viele der männlichen Pult-Heroen heute.

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