Sie führen künftig das Uniklinikum
Medizin Fünf Monate nach der Umwandlung zum staatlichen Krankenhaus hat der Freistaat die künftige Führungsriege der Klinik bestimmt. Zum Teil sind es bekannte Gesichter. Welche Herausforderungen jetzt auf sie zukommen
Augsburg Fünf Monate nach der offiziellen Umwandlung des kommunalen Klinikums in eine staatliche Uniklinik steht nun auch das Führungsteam des Großkrankenhauses fest: Der Verwaltungsrat beschloss am Montag, dass der Posten des Ärztlichen Direktors, der gleichzeitig an der Spitze des Vorstands steht, für die nächsten fünf Jahre mit Herzchirurgie-Chefarzt Prof. Michael Beyer besetzt wird. Beyer, der seit 2001 in Augsburg arbeitet, setzte sich gegen externe Bewerber auf den Posten durch.
Neben Beyer, der die Klinik hauptamtlich leiten wird, ist im Vorstand weiterhin Susanne Arnold, verantwortlich für die Pflege, vertreten. Auch sie hatte sich mit dem Trägerwechsel des Krankenhauses zum 1. Januar neu auf den Job bewerben müssen. Das Thema Pflege und die Gewinnung von genug Personal wird für den Krankenhausbetrieb in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung sein.
Neu im Führungsteam ist Michael Bungarten, der bisher an der Würzburger Uniklinik stellvertretender kaufmännischer Direktor war. „In Augsburg komme ich an ein bestens geführtes Haus der Maximalversorgung, das dank der Vorarbeiten meines Vorgängers Alexander Schmidtke den Träger- und Rechtsformwechsel zum Jahreswechsel ausgezeichnet gemeistert hat“, so Bungarten.
Schmidtke verlässt das Uniklinikum wie berichtet in Richtung Coburg. Schmidtke stand zwölf Jahre an der Spitze des Großkrankenhauses und unterzog das früher defizitäre Krankenhaus auf Geheiß der Kommunalpolitik einem Restrukturierungsund Sparkurs, der intern auch für Unruhe sorgte. Gleichwohl machte der Freistaat mehrmals deutlich, dass er die Restrukturierung als Voraussetzung dafür betrachtet, das Krankenhaus zu übernehmen. Dass Schmidtke jetzt wechselt, hängt möglicherweise damit zusammen, dass er seit 1. Januar nicht mehr an der Spitze des Krankenhauses steht. Hintergrund ist, dass an Universitätskliniken zwingend ein Mediziner die Führung haben muss. Für den Finanzer Schmidtke blieb damit nur ein Posten in der zweiten Reihe des Vorstands. Seit Anfang des Jahres leitete Beyer das Krankenhaus kommissarisch.
Beyer wird es gelingen müssen, medizinischen Anspruch, Patientenbehandlung, Forschung, Lehre und Finanzen unter einen Hut zu bekommen. Eine Herausforderung wird es sein, die seit Jahren laufende Generalsanierung des Großkrankenhauses zu Ende zu bringen. Mit dem Bettenhochhaus, dessen vier Flügel für die Sanierung nacheinander vorübergehend außer Betrieb genommen werden müssen, steht der schwierigste Abschnitt bevor.
In der Vergangenheit war Beyer als oberster Mediziner auch auf Distanz zu Sparkonzepten gegangen, die der Freistaat eingefordert und Stadt und Landkreis als damalige Träger auflegten. Vor drei Jahren ging ein großer Teil der Ärzteschaft deswegen auf die Barrikaden, vor einem Jahr waren es Krankenschwestern und Pfleger. Inzwischen hat sich die Lage am Haus wieder etwas beruhigt.
Wissenschaftsminister Bernd Sibler, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Augsburger Uniklinik ist, sagte nach der Entscheidung, er freue sich, dass es gelungen sei, ein kompetentes Vorstandsteam zusammenzustellen. Aufgabe sei, den weiteren Aufbau der Universitätsmedizin voranzutreiben. „Dies stärkt sowohl die Region Augsburg als auch den Medizin- und Wissenschaftsstandort Bayern“, so Sibler.
Viertes Mitglied des Vorstands ist Prof. Martina Kadmon, Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät der Uni Augsburg. Ihr Verbleib in der Führungsspitze war klar. Kadmon ist verantwortlich dafür, den Lehr- und Forschungsbetrieb am Krankenhaus zu etablieren. In den kommenden Jahren wird dafür ein Medizin-Campus südlich des Krankenhauses gebaut werden. Im Herbst sollen die ersten 84 Medizinstudenten ihr Studium aufnehmen. Im Endausbau werden es 1500 sein. Durch die Uniklinik wird mit 1000 zusätzlichen Stellen gerechnet. Für dieses und kommendes Jahr ist der Aufbau von etwa 250 Stellen durch den Freistaat gesichert. 2019 und 2020 fließen 67 Millionen Euro in den Aufbau der Augsburger Universitätsmedizin.
An der Uniklinik werden pro Jahr um die 250000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Das Haus hat um die 1740 Betten. Mit etwa 80000 Patienten pro Jahr ist die Notaufnahme die zweitgrößte Notaufnahme in Deutschland.