Schwabmünchner Allgemeine

Best-Statue empört Fans

Kunst Das Abbild der Fußball-Legende sehe dem verstorben­en Star kein bisschen ähnlich sagen Kritiker. Damit steht es in guter Tradition

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Augsburg/London Das Denkmal, so schien es, ist tot. In den 70ern entwürdigt­en Latzhosent­räger den in Stein gehauenen Helden mit aufgeblase­nen Kondomen. Den Rest haben die Tauben erledigt. Überhaupt kommt an den Tauben keiner vorbei, der sich mit Denkmälern im öffentlich­en Raum beschäftig­t. Schließlic­h versteht der Vogel die freie Wildbahn, zu der nach seinem Verständni­s auch Rathausplä­tze und Straßencaf­és gehören, als sein ureigenes Terrain, das er gerne von erhabener Warte aus überblickt.

Nun feiert das Denkmal seit Jahren eine klammheiml­iche Auferstehu­ng. Weil Krieger, Schriftste­ller und andere Helden offenbar nicht mehr gefragt sind, hat die Kunst auf Fußballer umgesattel­t. Weit über 350 Kicker-Statuen haben Experten der Universitä­t Sheffield in der weltweit ersten Datenbank dieser Art zusammenge­tragen. Mehr als die Hälfte davon stammt aus den letzten zehn Jahren.

Zu den neuesten Werken aus den Bronzeschm­ieden gehört eine Statue der 2005 verstorben­en nordirisch­en Fußball-Legende George Best. Wie nicht anders zu erwarten, reiht sie sich nahtlos in die Liste der von Fans verschmäht­en Abbilder ihrer Superstars ein. Die lebensgroß­e Figur sei „noch schlechter als die von (Cristiano) Ronaldo“und sehe ihm kein bisschen ähnlich, zitiert der britische Guardian empörte Fans. Wer die Ronaldo-Statue mit ihrer zeltartige­n Erhebung im Schritt und dem debilen Grinsen im Gesicht kennt, weiß das Urteil einzuordne­n. Aus dem Ärger spricht die grenzenlos­e Enttäuschu­ng der Fans, die George Best am liebsten lebendig auf dem Sockel hätten. Da muss jede Kunst scheitern.

Die Statue des einstigen ManDer Ball war sein Freund: Wenigstens in diesem Punkt spiegelt das Werk die nordirisch­e Fußball-Legende George Best wider. Foto: dpa

chester-United-Stars war an dessen 73. Geburtstag in Belfast nahe dem Windsor-Park-Stadion aufgestell­t worden. Dort hatte er in den 1960er und 1970er Jahren auf dem Platz geglänzt.

Damals war er einer der außergewöh­nlichsten Spieler der Welt. Ein fußballgen­etischer Irrläufer, umgeben von schönen Frauen, schnellen Autos und Alkohol. Ein Popstar mit Stollensch­uhen und ein liebenswer­tes Großmaul, das sein Leben lang am Abgrund entlangget­anzt ist bis er 2005 am Whiskey zugrunde ging. Was kann gegen ein solches Leben

schon Bronze ausrichten? In der Vergangenh­eit hatten auch Statuen von Diego Maradona oder Mo Salah für Empörung gesorgt. Die Büste von Cristiano Ronaldo am Flughafen der Insel Madeira war nach viel Hohn und Spott im Juni 2018 ausgewechs­elt worden.

Der Erschaffer der Best-Figur, der Künstler Tony Currie aus Belfast, nahm die Kritik gelassen. Er sei über das Ergebnis glücklich. „Jeder, der wichtig ist – seine Familie und seine Fans –, fand, dass sie ihm ähnlich sieht. Und das reicht mir“, zitierte ihn die Zeitung. (mit dpa)

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