Abenteuer Nordamerika
Eishockey Timo Bakos ist ein vielversprechendes Talent. Nun wurde der Sohn von Ex-Profi Michael „gedraftet“– doch was ist das eigentlich?
Timo Bakos (vorne) steht vor dem Sprung nach Nordamerika. Die US-Universität in Sioux Falls in South Dakota hat ihn gedraftet. Ob er dorthin auch wechselt, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Foto: Annette Zoepf Michael Bakos ist gebürtiger Augsburger, 100-facher deutscher Eishockey-Nationalspieler und absolvierte 648 Partien in der DEL. Nun legt sein 18-jähriger Sohn Timo die Grundsteine für eine ebenfalls erfolgreiche Karriere im professionellen Eishockey.
Der Junior ist eines der vielversprechendsten Talente im Augsburger Nachwuchs. In der Saison 2018/19 schaffte er in 35 Spielen der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) in der U20-Altersklasse 59 Scorerpunkte (28 Tore, 31 Assists). Dank einer Zweitlizenz kam er auch auf zehn Spiele für den ECDC Memmingen in der drittklassigen Oberliga Süd an. Außerdem nahm er für die deutsche U19-Nationalmannschaft an allen vier Spielen des FünfNationen-Turniers im finnischen Turku teil.
Dass er dort offensichtlich überzeugt hat, zeigt die am 9. Mai erfolgte Auswahl beim USHL-Draft, erfolgt durch die Sioux Falls Stampede. Die United States Hockey League (USHL) ist die wichtigste Junioren-Eishockeyliga in den USA. 17 Teams mit Spielern im Alter von 20 Jahren oder jünger nehmen daran teil. Timo Bakos war in diesem Jahr der einzige deutsche NachwuchsSpieler, der „gedraftet“wurde. So bezeichnet man im US-Sport das praktizierte Verfahren, bei dem Spieler von Teams ausgewählt werden können.
In Sioux Falls könnte er dann für jenes Team spielen, das in der vergangenen Saison bereits zum dritten Timo Bakos Michael Bakos
Mal den Junioren-Cup für sich entscheiden konnte. Sioux Falls ist die größte Stadt (rund 175 000 Einwohner) im nordwestlichen Prärie-Bundesstaat South Dakota.
Doch wie funktioniert das DraftSystem? Bakos erklärt es wie folgt: „Als beste amerikanische Jugendliga haben die USHL und seine Teams auch diverse Scouts, die natürlich hauptsächlich in den nordamerikanischen Jugendligen unterwegs sind.“Europa sei in diesem Altersbereich wesentlich schlechter durchleuchtet, bei Großveranstaltungen wie dem Turnier in Turku tummeln sich die Sichter aber ebenfalls. „Da ist Timo wohl herausgestochen, das macht mich natürlich stolz“, meint Bakos Senior.
Vier Teams hatten Kontakt aufgenommen und Interesse gezeigt, schlussendlich wurde der Nachwuchsspieler an 181. Stelle ausgewählt. „Es kann quasi jeder gedraftet werden, es braucht keine explizite Anmeldung. Timo hat sich eben als Europäer durch das Fünf-Nationen-Turnier auf die Listen gespielt“, sagt der ehemalige DELProfi. „Bei europäischen Spielern ist es für die Teams sinnvoll, vorher auszuloten, ob sie überhaupt Interesse haben. Deshalb wussten wir auch im Vorfeld schon Bescheid. Jetzt schauen wir mal, wie es weitergeht.“
Für den Wechsel in die USHL sind noch ein paar Hürden zu nehmen. Der Junioren-Nationalspieler benötigt ein Visum, mit der Versicherung sind noch Details zu klären, außerdem „ist ein Stipendium an einer Universität sehr wichtig. Neben dem sportlichen Anteil liegt das Augenmerk vor allem auf seiner persönlichen Entwicklung und der Bildung“, sagt der stolze Vater. „Eine gute Universität, wo Timo sich auch charakterlich weiterentwickeln kann, wäre sehr schön.“
Timo Bakos absolviert derzeit eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement an der Industrieund Handelskammer in Augsburg. Diese könnte der junge EishockeySpieler unterbrechen, bis sich herauskristallisiert, wie es mit seiner Karriere weitergeht.