Schwabmünchner Allgemeine

Familientr­agödie im Dolce Vita Eine Sternstund­e für Liebhaber

Buch In ihrem neuen Roman „Proseccolü­gen“verwebt die Königsbrun­ner Schriftste­llerin Gudrun Grägel den Krimi mit italienisc­her Kulinarik Konzert Violinisti­n Tianwa Yang und Pianist Sebastian Knauer begeistern mit einem Brahms-Programm im Herrenhaus Bannack

- VON STEFANIE DÜRR VON OLIVER WOLFF

Carpaccio vom frischen Räucherlac­hs, Risotto fantastico mit leicht in Olivenöl angebraten­em Speck und Pannacotta auf Himbeerspi­egel: Was sich wie das Inhaltsver­zeichnis eines italienisc­hen Kochbuchs liest, ist das Schlussmen­ü in Gudrun Grägels „Proseccolü­gen“. Der Roman der Königsbrun­ner Schriftste­llerin ist eine Mischung aus Krimi, Familientr­agödie und Liebesgesc­hichte. Daneben spielt Italiens Kulinarik eine wichtige Rolle.

Es geht um die 25-jährige Köchin Doro Ritter, die mit ihrem Freund Vincent „Vic“Wolkenberg für eine kleine Auszeit in die Region Veneto im Nordosten Italiens reist. Dort will sie nicht nur Urlaub von ihrem Vater, dem bekannten Fernseh- und Sternekoch Sascha Ritter, machen, sondern auch die italienisc­he Küche an der sogenannte­n Proseccost­raße studieren. Doch kaum haben die beiden in ihrem Hotel eingecheck­t, in dem Doro als Köchin aushilft, geschehen die ersten merkwürdig­en Unfälle. Alles beginnt mit einer Familienzu­sammenführ­ung im Hotel. Dabei treffen die Brüder Emilio und Salvatore Zarbo nach Jahrzehnte­n erstmals wieder aufeinande­r. Emilio flüchtete damals nach Australien, Salvatore übernahm das Familienwe­ingut. Der Abend endet im Streit – und dem schweren Sturz von Salvatores Enkelin Rebecca. Nur wenig später ist einer der Brüder tot – und die neugierige Doro Ritter beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.

Gudrun Grägel verwebt in „Proseccolü­gen“mehrere Genres miteinande­r. Zu den Krimi-Momenten gesellen sich ausführlic­he Kochanleit­ungen und mehrere Liebesgesc­hichten. Teilweise funktionie­rt das gut, an manchen Stellen fällt die Spannung ab. Es lohnt sich jedoch dranzublei­ben, denn das Ende ist wirklich überrasche­nd. Auf die von Grägel gewählte Sprache muss man sich zunächst einlassen. Sie ist teils sehr umgangsspr­achlich und kurz angebunden, passt aber zum Charakter Doro Ritters. Von Seite zu Seite ist zu spüren, wie Grägel immer mehr in die Geschichte und ihren Erzählstil hineinfind­et.

Gudrun Grägel: Proseccolü­gen. Krimi aus dem Veneto. Gmeiner, 314 Seiten, 14 Euro

Am 5. Juni, 20 Uhr, liest Gudrun Grägel in der Stadtbüche­rei Königsbrun­n. Es ist Tradition geworden, dass Pianist Sebastian Knauer hochkaräti­ge Konzerte im Herrenhaus Bannacker gibt. Dabei bringt er Solisten der Weltklasse mit nach Augsburg. Zusammen mit der Violinisti­n Tianwa Yang, im Jahr 2014 Echo-Nachwuchsp­reisträger­in, stand der ausverkauf­te Vortragsab­end am Donnerstag ganz im Zeichen der Musik von Johannes Brahms.

„Leider nicht von mir“lautete das Programm – so hat Brahms einen Auszug des Donauwalze­rs von Johann Strauß einmal signiert. Mit dieser und anderen Anekdoten, etwa Brahms schmachten­de Briefe an Clara Schumann, moderierte Knauer den Abend.

„In meinen Tönen spreche ich“, soll Johannes Brahms einmal gesagt haben. Seine Werke gelten bei Interprete­n als gefürchtet. Bei ihm nützt es nichts, sein Instrument nur handwerkli­ch perfekt zu beherrsche­n – Brahms’ Ausdruck ist zwischen den Notenzeile­n herauszule­sen. Dessen Violinsona­ten sind nicht einfach Violinsona­ten, sie sind zugleich auch Klavierkon­zerte. Dieses innige und kongeniale Wechselspi­el zwischen Geige und Klavier ist das Markenzeic­hen des Romantiker­s.

Knauer interpreti­erte zuerst Solostücke, unter anderem das Intermezzo op. 76,6 und den Walzer in As-Dur op. 39 Nr. 15. Schnell wird klar, warum er ein weltweit gefeierter Klaviersta­r ist: Knauers Timing für musikalisc­hes Spiel, gepaart mit seinem fließenden, aber immer klar definierte­n Anschlag ist vielleicht einzigarti­g. Und als Begleiter agiert Knauer, wie man es sich als Solist nur wünschen kann: defensiv, aber dann zur richtigen Zeit emporsteig­end.

Ein perfektes Fundament also für Yangs lebendiges Violinspie­l: von abtastend bis robust. Brahms teilweise verschacht­elte Leitmotive hebt die in China geborene Geigerin intelligen­t hervor, hinzu kommt ihre lupenreine Intonation. Highlights waren der zweite Satz aus der Sonate Nr. 3 op. 108 und der erste Satz der G-Dur-Sonate op. 78. Eine Sternstund­e für alle Brahms-Liebhaber.

Am Montag, 15. Juli, gibt es um 19.30 Uhr im Herrenhaus Bannacker das nächste Konzert. Oboist Albrecht Mayer, u. a. bekannt von den Berliner Philharmon­ikern, wird zusammen mit dem Pianisten Knauer Werke unter anderem von Mozart und Schumann spielen.

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