Familientragödie im Dolce Vita Eine Sternstunde für Liebhaber
Buch In ihrem neuen Roman „Proseccolügen“verwebt die Königsbrunner Schriftstellerin Gudrun Grägel den Krimi mit italienischer Kulinarik Konzert Violinistin Tianwa Yang und Pianist Sebastian Knauer begeistern mit einem Brahms-Programm im Herrenhaus Bannack
Carpaccio vom frischen Räucherlachs, Risotto fantastico mit leicht in Olivenöl angebratenem Speck und Pannacotta auf Himbeerspiegel: Was sich wie das Inhaltsverzeichnis eines italienischen Kochbuchs liest, ist das Schlussmenü in Gudrun Grägels „Proseccolügen“. Der Roman der Königsbrunner Schriftstellerin ist eine Mischung aus Krimi, Familientragödie und Liebesgeschichte. Daneben spielt Italiens Kulinarik eine wichtige Rolle.
Es geht um die 25-jährige Köchin Doro Ritter, die mit ihrem Freund Vincent „Vic“Wolkenberg für eine kleine Auszeit in die Region Veneto im Nordosten Italiens reist. Dort will sie nicht nur Urlaub von ihrem Vater, dem bekannten Fernseh- und Sternekoch Sascha Ritter, machen, sondern auch die italienische Küche an der sogenannten Proseccostraße studieren. Doch kaum haben die beiden in ihrem Hotel eingecheckt, in dem Doro als Köchin aushilft, geschehen die ersten merkwürdigen Unfälle. Alles beginnt mit einer Familienzusammenführung im Hotel. Dabei treffen die Brüder Emilio und Salvatore Zarbo nach Jahrzehnten erstmals wieder aufeinander. Emilio flüchtete damals nach Australien, Salvatore übernahm das Familienweingut. Der Abend endet im Streit – und dem schweren Sturz von Salvatores Enkelin Rebecca. Nur wenig später ist einer der Brüder tot – und die neugierige Doro Ritter beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.
Gudrun Grägel verwebt in „Proseccolügen“mehrere Genres miteinander. Zu den Krimi-Momenten gesellen sich ausführliche Kochanleitungen und mehrere Liebesgeschichten. Teilweise funktioniert das gut, an manchen Stellen fällt die Spannung ab. Es lohnt sich jedoch dranzubleiben, denn das Ende ist wirklich überraschend. Auf die von Grägel gewählte Sprache muss man sich zunächst einlassen. Sie ist teils sehr umgangssprachlich und kurz angebunden, passt aber zum Charakter Doro Ritters. Von Seite zu Seite ist zu spüren, wie Grägel immer mehr in die Geschichte und ihren Erzählstil hineinfindet.
Gudrun Grägel: Proseccolügen. Krimi aus dem Veneto. Gmeiner, 314 Seiten, 14 Euro
Am 5. Juni, 20 Uhr, liest Gudrun Grägel in der Stadtbücherei Königsbrunn. Es ist Tradition geworden, dass Pianist Sebastian Knauer hochkarätige Konzerte im Herrenhaus Bannacker gibt. Dabei bringt er Solisten der Weltklasse mit nach Augsburg. Zusammen mit der Violinistin Tianwa Yang, im Jahr 2014 Echo-Nachwuchspreisträgerin, stand der ausverkaufte Vortragsabend am Donnerstag ganz im Zeichen der Musik von Johannes Brahms.
„Leider nicht von mir“lautete das Programm – so hat Brahms einen Auszug des Donauwalzers von Johann Strauß einmal signiert. Mit dieser und anderen Anekdoten, etwa Brahms schmachtende Briefe an Clara Schumann, moderierte Knauer den Abend.
„In meinen Tönen spreche ich“, soll Johannes Brahms einmal gesagt haben. Seine Werke gelten bei Interpreten als gefürchtet. Bei ihm nützt es nichts, sein Instrument nur handwerklich perfekt zu beherrschen – Brahms’ Ausdruck ist zwischen den Notenzeilen herauszulesen. Dessen Violinsonaten sind nicht einfach Violinsonaten, sie sind zugleich auch Klavierkonzerte. Dieses innige und kongeniale Wechselspiel zwischen Geige und Klavier ist das Markenzeichen des Romantikers.
Knauer interpretierte zuerst Solostücke, unter anderem das Intermezzo op. 76,6 und den Walzer in As-Dur op. 39 Nr. 15. Schnell wird klar, warum er ein weltweit gefeierter Klavierstar ist: Knauers Timing für musikalisches Spiel, gepaart mit seinem fließenden, aber immer klar definierten Anschlag ist vielleicht einzigartig. Und als Begleiter agiert Knauer, wie man es sich als Solist nur wünschen kann: defensiv, aber dann zur richtigen Zeit emporsteigend.
Ein perfektes Fundament also für Yangs lebendiges Violinspiel: von abtastend bis robust. Brahms teilweise verschachtelte Leitmotive hebt die in China geborene Geigerin intelligent hervor, hinzu kommt ihre lupenreine Intonation. Highlights waren der zweite Satz aus der Sonate Nr. 3 op. 108 und der erste Satz der G-Dur-Sonate op. 78. Eine Sternstunde für alle Brahms-Liebhaber.
Am Montag, 15. Juli, gibt es um 19.30 Uhr im Herrenhaus Bannacker das nächste Konzert. Oboist Albrecht Mayer, u. a. bekannt von den Berliner Philharmonikern, wird zusammen mit dem Pianisten Knauer Werke unter anderem von Mozart und Schumann spielen.