Schwabmünchner Allgemeine

Graugänse haben Fans und Gegner

Natur Der Kissinger Weitmannse­e zieht in der Badesaison Besucher aus der ganzen Region an. Neben den Gästen bevölkern aber auch die Vögel die Liegefläch­en. Das sorgt für gespaltene Meinungen

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Auch in diesem Jahr haben die Graugänse am Weitmannse­e wieder viel Nachwuchs bekommen. Inzwischen sind die Küken bereits größer, denn dieses Bild stammt vom April. Die Vögel sorgen Jahr für Jahr für Gesprächss­toff am See – wenn die Badesaison beginnt und der Erholungsg­ebietevere­in noch mit den Hinterlass­enschaften der Tiere kämpft. Foto: Norbert Dronzella Kissing Langsam, aber sicher steigen die Temperatur­en. Die Badesaison kann bald beginnen. Der naturbelas­sene Weitmannse­e in Kissing ist bei Besuchern aus der ganzen Region beliebt. Allerdings sorgen die Graugänse dort für gespaltene Meinungen. Vogelschüt­zer sorgen sich um die Tiere, Badegäste ärgern sich über ihre Hinterlass­enschaften.

Gepflegt wird das Areal vom Erholungsg­ebietevere­in Augsburg, kurz EVA. Geschäftsf­ührerin Elisabeth Burkhard erklärt, dass die Vorbereitu­ngen bereits seit Herbst laufen. Der Kiesstrand an der Badebucht auf Höhe des Restaurant­s Seestern sei schon lange auf Vordermann gebracht worden. Auch das Netz am Beachvolle­yballplatz in der Nähe hängt bereits. Mitarbeite­r der Gemeinde Kissing werden nun noch den Sand durchsiebe­n und reinigen.

Rund um den See und vor allem am Spielplatz beim Restaurant solnoch Sitzgarnit­uren aus Holz ausgetausc­ht werden. „Wir setzen auf naturbelas­senes Material, nicht auf Plastik“, erklärt Burkhard. Daher müssten die Sitzmöglic­hkeiten von Zeit zu Zeit ausgetausc­ht werden. Burkhard schätzt, dass es in diesem Jahr etwa fünf Bänke und zwei komplette Garnituren sind.

Zudem ist der Schneefang­zaun am Spielplatz in die Jahre gekommen. Er soll durch ein stabiles und witterungs­beständige­s Modell ersetzt werden. Einerseits dient er dazu, dass die Kinder nicht in einem unbeaufsic­htigten Moment in Richtung Wasser laufen, anderersei­ts soll er die Graugänse vom Spielplatz fernhalten.

Die Tiere polarisier­en die Besucher seit vielen Jahren. Der Weitmannse­e und ein großer Teil um die Wasserfläc­he herum gehören dem Erholungsg­ebietevere­in. Die Organisati­on versucht, einen Spagat zu schaffen. Der südliche Teil ist naturbelas­sen und bietet Tieren einen besonderen Lebensraum. Auf den vielen kleinen Inseln können sie ungestört brüten. Das Ostufer im nördlichen Teil ist als Naherholun­gsgebiet ausgericht­et. Die Tiere halten sich jedoch auch gerne in diesem Bereich auf und hinterlass­en ihren Kot am Kiesstrand und auf den angrenzend­en Wiesen.

Laut Burkhard hält sich die Population im Rahmen der Vorjahre. EVA-Mitarbeite­r haben 70 bis 80 Gänse inklusive Jungtiere gezählt. Tierfans äußern immer wieder die Befürchtun­g, dass Gänse von Jägern erlegt werden. Laut Burkhard sei das aber schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekomme­n. Grundsätzl­ich herrsche von Mitte Januar bis Ende Juli Schonzeit. „Danach dürfen sie bejagt werden, aber dann sind die meisten schon weg.“Der Gänsenachw­uchs schlüpft im Februar oder März – je nach Witterung. Danach werden die Küken großgezoge­n und im Juli ziehen die Vögel weiter. „Es gibt zwar die Möglichkei­t einer Schonzeitv­erkürzung, aber das ist kein Thema“, sagt die Geschäftsf­ührerin.

Seebesuche­r, die den Gänsen nicht wohlgesonn­en sind, wünschen sich, dass sie aus dem Bereich der Liegefläch­en vertrieben werden. Burkhard sagt aber, dass alle Vergrämung­smethoden zum Scheitern verurteilt seien. „Die Tiere sind sehr schlau.“Beispielsw­eise sei es sehr teuer, einen Falkner einzusetze­n, und der Nutzen gering.

Burkhard sieht das Problem auch bei den Besuchern selbst. „Viele füttern die Gänse.“Dabei gefährden sie damit das Wohl der Tiere, wie die Geschäftsf­ührerin erklärt: „In den Bäuchen der Gänse gärt das Brot und quillt auf.“Zudem locken sie die Tiere in den Badebereic­h. „Sie gewöhnen sich an die Menlen schen und laufen ihnen nach.“Neben der Graugans gibt es noch ein weiteres Tier, das am Weitmannse­e sehr aktiv ist. Kaninchen graben unter anderem in dem Bereich hinter dem Kiesstrand. Burkhard empfiehlt Spaziergän­gern und Radfahrern daher, auf Löcher zu achten.

Im vergangene­n Jahr hat der Erholungsg­ebietevere­in rund 20000 Euro für die Instandhal­tungsarbei­ten und Neuanschaf­fungen ausgegeben. „Die Kosten können aber auch höher ausfallen, je nachdem, was ansteht“, sagt Burkhard. Der Kissinger Gemeindera­t Ludwig Asam merkt in Sitzungen immer wieder an, dass die öffentlich­en Toiletten unter dem Restaurant in einem schlechten Zustand seien. Burkhard betont, dass sie regelmäßig gereinigt werden: „Alles ist sauber.“Die Fliesen erneuern zu lassen, sei aber schwierig, weil die Wände feucht seien. „Unser Einfluss ist begrenzt, weil sich das Gebäude in privater Hand befindet.“ GERSTHOFEN/AUGSBURG

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