Graugänse haben Fans und Gegner
Natur Der Kissinger Weitmannsee zieht in der Badesaison Besucher aus der ganzen Region an. Neben den Gästen bevölkern aber auch die Vögel die Liegeflächen. Das sorgt für gespaltene Meinungen
Auch in diesem Jahr haben die Graugänse am Weitmannsee wieder viel Nachwuchs bekommen. Inzwischen sind die Küken bereits größer, denn dieses Bild stammt vom April. Die Vögel sorgen Jahr für Jahr für Gesprächsstoff am See – wenn die Badesaison beginnt und der Erholungsgebieteverein noch mit den Hinterlassenschaften der Tiere kämpft. Foto: Norbert Dronzella Kissing Langsam, aber sicher steigen die Temperaturen. Die Badesaison kann bald beginnen. Der naturbelassene Weitmannsee in Kissing ist bei Besuchern aus der ganzen Region beliebt. Allerdings sorgen die Graugänse dort für gespaltene Meinungen. Vogelschützer sorgen sich um die Tiere, Badegäste ärgern sich über ihre Hinterlassenschaften.
Gepflegt wird das Areal vom Erholungsgebieteverein Augsburg, kurz EVA. Geschäftsführerin Elisabeth Burkhard erklärt, dass die Vorbereitungen bereits seit Herbst laufen. Der Kiesstrand an der Badebucht auf Höhe des Restaurants Seestern sei schon lange auf Vordermann gebracht worden. Auch das Netz am Beachvolleyballplatz in der Nähe hängt bereits. Mitarbeiter der Gemeinde Kissing werden nun noch den Sand durchsieben und reinigen.
Rund um den See und vor allem am Spielplatz beim Restaurant solnoch Sitzgarnituren aus Holz ausgetauscht werden. „Wir setzen auf naturbelassenes Material, nicht auf Plastik“, erklärt Burkhard. Daher müssten die Sitzmöglichkeiten von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden. Burkhard schätzt, dass es in diesem Jahr etwa fünf Bänke und zwei komplette Garnituren sind.
Zudem ist der Schneefangzaun am Spielplatz in die Jahre gekommen. Er soll durch ein stabiles und witterungsbeständiges Modell ersetzt werden. Einerseits dient er dazu, dass die Kinder nicht in einem unbeaufsichtigten Moment in Richtung Wasser laufen, andererseits soll er die Graugänse vom Spielplatz fernhalten.
Die Tiere polarisieren die Besucher seit vielen Jahren. Der Weitmannsee und ein großer Teil um die Wasserfläche herum gehören dem Erholungsgebieteverein. Die Organisation versucht, einen Spagat zu schaffen. Der südliche Teil ist naturbelassen und bietet Tieren einen besonderen Lebensraum. Auf den vielen kleinen Inseln können sie ungestört brüten. Das Ostufer im nördlichen Teil ist als Naherholungsgebiet ausgerichtet. Die Tiere halten sich jedoch auch gerne in diesem Bereich auf und hinterlassen ihren Kot am Kiesstrand und auf den angrenzenden Wiesen.
Laut Burkhard hält sich die Population im Rahmen der Vorjahre. EVA-Mitarbeiter haben 70 bis 80 Gänse inklusive Jungtiere gezählt. Tierfans äußern immer wieder die Befürchtung, dass Gänse von Jägern erlegt werden. Laut Burkhard sei das aber schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Grundsätzlich herrsche von Mitte Januar bis Ende Juli Schonzeit. „Danach dürfen sie bejagt werden, aber dann sind die meisten schon weg.“Der Gänsenachwuchs schlüpft im Februar oder März – je nach Witterung. Danach werden die Küken großgezogen und im Juli ziehen die Vögel weiter. „Es gibt zwar die Möglichkeit einer Schonzeitverkürzung, aber das ist kein Thema“, sagt die Geschäftsführerin.
Seebesucher, die den Gänsen nicht wohlgesonnen sind, wünschen sich, dass sie aus dem Bereich der Liegeflächen vertrieben werden. Burkhard sagt aber, dass alle Vergrämungsmethoden zum Scheitern verurteilt seien. „Die Tiere sind sehr schlau.“Beispielsweise sei es sehr teuer, einen Falkner einzusetzen, und der Nutzen gering.
Burkhard sieht das Problem auch bei den Besuchern selbst. „Viele füttern die Gänse.“Dabei gefährden sie damit das Wohl der Tiere, wie die Geschäftsführerin erklärt: „In den Bäuchen der Gänse gärt das Brot und quillt auf.“Zudem locken sie die Tiere in den Badebereich. „Sie gewöhnen sich an die Menlen schen und laufen ihnen nach.“Neben der Graugans gibt es noch ein weiteres Tier, das am Weitmannsee sehr aktiv ist. Kaninchen graben unter anderem in dem Bereich hinter dem Kiesstrand. Burkhard empfiehlt Spaziergängern und Radfahrern daher, auf Löcher zu achten.
Im vergangenen Jahr hat der Erholungsgebieteverein rund 20000 Euro für die Instandhaltungsarbeiten und Neuanschaffungen ausgegeben. „Die Kosten können aber auch höher ausfallen, je nachdem, was ansteht“, sagt Burkhard. Der Kissinger Gemeinderat Ludwig Asam merkt in Sitzungen immer wieder an, dass die öffentlichen Toiletten unter dem Restaurant in einem schlechten Zustand seien. Burkhard betont, dass sie regelmäßig gereinigt werden: „Alles ist sauber.“Die Fliesen erneuern zu lassen, sei aber schwierig, weil die Wände feucht seien. „Unser Einfluss ist begrenzt, weil sich das Gebäude in privater Hand befindet.“ GERSTHOFEN/AUGSBURG