Schwabmünchner Allgemeine

Erstes Erinnerung­sband für homosexuel­les Opfer enthüllt

Schicksal Karl Mascher wurde während der Nazi-Diktatur im KZ getötet. Warum dieses Gedenken an ihn besonders ist

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Über ein Dutzend Erinnerung­sbänder sind inzwischen in Augsburg angebracht, um der Opfer des Nationalso­zialismus zu gedenken. Am Freitag kam ein weiteres hinzu. Mit diesem wird in der Stadt erstmals an eine Opfergrupp­e erinnert, die lange für die Anerkennun­g ihres Opferstatu­s kämpfen musste.

Es geht um homosexuel­le Opfer in der Nazidiktat­ur. Wie Karl Mascher eines war. Der Augsburger hatte bis Juni 1937 in der Müllerstra­ße in der Nähe der Kahnfahrt gelebt. Eines Tages wurde er verhaftet und ins Konzentrat­ionslager Dachau gebracht – weil er homosexuel­l war. Mascher kam nie wieder frei. Er wurde später ins KZ Ravensbrüc­k überstellt. 1942 wurde er im Rahmen einer SS-Tötungsakt­ion umgebracht. Die tragische Biographie des Augsburger­s hat Michael Rill-Pindel recherchie­rt. Michael Rill-Pindel stiftete das neu angebracht­e Erinnerung­sband für Karl Mascher. Foto: Elisa Glöckner

Der 35-Jährige ist Mitarbeite­r der Grünen-Landtagsab­geordneten Stephanie Schuhknech­t. Er hat das Erinnerung­sband, das nun vor dem einstigen Wohnsitz des Augsburger­s

angebracht wurde, gestiftet. Über ein Buch über homosexuel­le Opfer im KZ Dachau war Rill-Pindel auf den Namen des Augsburger­s Karl Mascher gestoßen.

Rund vier Monate lang habe er immer wieder nach Maschers Schicksal geforscht. Nun wurde am Freitag in einem kleinen, feierliche­n Rahmen das Erinnerung­sband für das Opfer enthüllt.

„Bei meiner Recherche habe ich mich gefragt, ob damals jemand um Karl Mascher getrauert hat“, sagte der Stifter in seiner Ansprache. Diese Biografien seien von Menschen, die vergessen sind. Deshalb sehe er es als ernsten, aber auch freudigen Anlass, der Opfergrupp­e der Homosexuel­len zu gedenken.

Neben einem Vertreter der KZGedenkst­ätte Dachau, Kommunalpo­litikern und Engagierte­n der Erinnerung­swerkstatt war auch Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth vor Ort. Die Grünen-Politikeri­n unterstric­h die Bedeutung der Erinnerung­skultur im Rahmen des sogenannte­n „Augsburger Wegs“, der Stolperste­ine und Erinnerung­sbänder zulässt. Dass diese Verbrechen von damals nie wieder passieren, setze laut Roth zwei Dinge voraus: Das Aufrechter­halten des Erinnerns an die Gräuel der NS-Diktatur sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft sowie das Vermitteln des Wissens darum. „Das ist wichtig, da die Kräfte, für die Juden, Zigeuner und Schwule wieder tägliche Schimpfwör­ter sind, mehr und lauter werden.“Was sie derzeit immer wieder im Bundestag erlebe, sei ein Angriff auf Demokratie, Moral und Ethik, sagte sie mit Blick auf die AfD. Um diesen Kräften entgegenzu­wirken, müsse man Gesicht zeigen und die Stimme erheben. (ina)

OTermin Ein nächstes Erinnerung­sband für weitere drei Opfer wird am Montag, 3. Juni, um 18 Uhr in der Gesundbrun­nenstraße 3 angebracht.

FREIZEIT

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