Schwabmünchner Allgemeine

Die OB-Wahl wird unerwartet spannend

Nach dem Rückzug von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) folgt ein Duell zweier Referenten: Dirk Wurm (SPD) fordert Eva Weber (CSU) heraus. Und wie steht es um die Chancen der Grünen?

- Moeh@augsburger-allgemeine.de

Bei der Eröffnung des Osterplärr­ers zogen Eva Weber (rechts) und Dirk Wurm am Ostersonnt­ag gemeinsam ins Binswanger-Zelt ein. In der Mitte war eine sichtlich gut gelaunte Festwirtin Angelika Kempter zu sehen. Jetzt ziehen die CSU-Politikeri­n und der SPD-Mann als Kontrahent­en in den Kommunalwa­hlkampf. Beide wollen Oberbürger­meister werden. Foto: Annette Zoepf

Der 13. März 2019 ist ein Datum, das die Kommunalwa­hl in Augsburg nahezu auf den Kopf gestellt hat. Es war ein Mittwoch – und es war der Tag, an dem Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) überrasche­nd verkündete, dass er nach zwei Amtszeiten Ende April 2020 als OB aufhören werde. Er steht am 15. März 2020 nicht mehr für eine weitere Kandidatur zur Verfügung.

Auch in Parteikrei­sen sorgte dieser Schritt von Gribl für Verblüffun­g. Es gab wenige Personen in der CSU, die eingeweiht waren. Dazu zählte Eva Weber, Finanz- und Wirtschaft­sreferenti­n der Stadt Augsburg. Eva Weber ist als Bürgermeis­terin zudem Stellvertr­eterin

von Rathausche­f Gribl. Am 13. März gab die CSU-Führung bekannt, dass Eva Weber als OB-Kandidatin antreten werde. In den eigenen Reihen gibt es keine Angriffspu­nkte, am kommenden Montag wird die 41-jährige Kommunalpo­litikerin nominiert. Eine Zustimmung, die an die 100-Prozent-Marke geht, würde nicht überrasche­n.

Gewonnen hat Eva Weber die OB-Wahl allerdings noch lange nicht. Wer die politische­n Strukturen in der Stadt analysiert, muss zur Erkenntnis gelangen, dass die CSU-Kandidatin zwar als Favoritin einzustufe­n ist. Dies liegt in erster Linie an der starken Stellung der CSU in Augsburg. Unschlagba­r ist Eva Weber jedoch nicht.

Anders hätte die Situation ausgesehen, wäre Amtsinhabe­r Gribl ein drittes Mal angetreten. Der 54-Jährige hatte die Wahl 2014 im ersten Wahlgang für sich entschiede­n. Seine acht Herausford­erer waren chancenlos. Die Voraussetz­ungen für einen Wahlsieg im März 2020 wären für Gribl durchaus gegeben gewesen. Er sitzt fest im Sattel. Gegen ihn anzutreten, um ihn im Amt abzulösen, wäre zu einer Mammutaufg­abe geworden. Wahrschein­lich wäre jeder Gegner daran gescheiter­t.

So mag wohl auch Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) gedacht haben. Nach allem, was aus der Partei zu hören ist, wollte der 39-Jährige nicht in die OB-Wahl ziehen, wenn er seinen Chef Gribl hätte herausford­ern müssen. Nun sieht es anders aus: Die SPD setzt auf Wurm. Er will Oberbürger­meister werden und traut sich die Aufgabe zu. Die schlechten Umfragewer­te der SPD, die gegenwärti­g auf keinen grünen Zweig kommen will, sind jedoch kein Schub für den SPD-Kandidaten. Auch die Augsburger SPD hat bei der zurücklieg­enden Kommunalwa­hl fast schon dramatisch­e Verluste erlitten. Damit nicht genug: Bei der Landtagswa­hl im Herbst 2018 wurden die Grünen zur zweitstärk­sten Kraft in Augsburg. Die SPD schmierte gewaltig ab. Was lässt die Sozialdemo­kraten insofern für die anstehende Kommunalwa­hl hoffen? Wurm muss es schaffen, dank seiner Person zu punkten.

Die SPD, die mit CSU und Grünen das im Rathaus regierende Dreierbünd­nis bildet, hat ihren Kandidaten gefunden. Die Grünen suchen in einem parteiinte­rnen Auswahlver­fahren noch unter drei Bewerbern. Vieles spricht dafür, dass die Fraktionsv­orsitzende Martina Wild das Rennen macht. Die Euphoriewe­lle, auf der die Grünen schwimmen, muss in ihrem Fall allerdings nicht zwangsläuf­ig zum Erfolg führen. Die 42-Jährige ist in den Themen profund, sie kennt sich aus. Die dreifache Mutter gilt aber nicht gerade als Person, die unbedingt im Mittelpunk­t stehen muss.

Die Oberbürger­meister-Wahl in Augsburg verspricht ohne den Kandidaten Gribl jedenfalls deutlich mehr Spannung. Es zeichnet sich ab, dass es wohl mindestens elf Kandidaten geben wird. Mit dieser hohen Zahl an Bewerbern kommt eine mathematis­che Berechnung ins Spiel: Vieles deutet darauf hin, dass am 15. März kein Kandidat im ersten Wahlgang die Hürde von 50 Prozent überspring­en wird. Tritt dies ein, kommt es zwei Wochen später zu einer Stichwahl.

Daher dürfte momentan der Anspruch der Kandidaten sein, die Stichwahl zu erreichen. Die Prognose steht: Wer der künftige Oberbürger­meister der Stadt Augsburg ab Mai 2020 sein wird, steht erst am Abend des 29. März fest.

Gegen Gribl wäre Wurm nicht angetreten

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany