Stadt will Abriss des Kulturparks verschieben
Kultur Zwölf Jahre dienten die ehemaligen Kasernengebäude auf dem Reese-Areal Künstlern als Heimat. Im Sommer sollte Schluss sein, doch nun will die Stadt eine Verlängerung. Wie sich dies auf die Bebauung des Areals auswirkt
Die Umwandlung des Reese-Areals zum Wohngebiet entlang der Sommestraße wird vorübergehend ausgebremst: Die Stadt will den Abriss der drei ehemaligen Kasernengebäude, in denen Künstler ihre Ateliers haben, nach hinten schieben. Eigentlich sollten die letzten Mieter zum Juli ausziehen, doch daraus wird nun nichts. Grund ist, dass es noch an Alternativen für die Künstler mangelt. Entsprechende Pläne bestätigte die Stadt auf Anfrage.
Die Stadtwerke werden mit dem Umbau des sogenannten Reinigergebäudes auf dem Oberhauser Gaswerkareal nicht wie ursprünglich geplant bis zum Herbst fertig. Dort sollen künftig Bands proben. Und auch bei der Kulturpark GmbH, die das Areal in Kriegshaber bisher managte und künftig einen eigenen Weg geht, kommt man mit der Schaffung von Ersatzkapazitäten nicht so voran wie gedacht. Betroffen sind mehrere hundert Künstler und Bands.
Im Kulturreferat hat man sich darum überlegt, den Auszug der Künstler nach hinten zu verschieben. Im Juni soll der Stadtrat sich mit der Frage befassen. Geplant ist laut Stefan Schleifer aus dem Kulturreferat, dass die Stadt die Gebäude zu den bisherigen Konditionen vorübergehend an die Künstler bzw. den Kulturpark vermietet. Gedacht sei an eineinhalb Jahre zuzüglich eines halben Jahres Puffer. Man gehe aber nicht davon aus, alle drei Gebäude so lange zu nutzen. Wahrscheinlich sei, dass man nach und nach Gebäude freigeben könne, weil Künstler anderweitig unterkommen.
Beim Reinigergebäude auf dem Gaswerk-Areal in Oberhausen rechnen die Stadtwerke baubedingt mit Verzögerungen von bis zu einem Jahr. Die Sanierung hat sich als komplizierter herausgestellt als gedacht. Und auch beim Kulturpark West dauert die Schaffung von Alternativen länger. Die Kulturpark GmbH hat wie berichtet in Lechhausen schon in eigener Regie Räume gefunden und vermietet diese an Künstler. In Königsbrunn soll zum Sommer eine Filiale eröffnen, sagt Geschäftsführer Peter Bommas.
Und dann will der Kulturpark in Nachbarschaft des Gaswerks auf dem Baywa-Areal an der Gubener Straße einen weiteren Standort aufmachen. Dort sollen 110 Räume geDrei ehemalige Kasernengebäude an der Sommestraße sind über die Jahre für viele Künstler eine Heimat geworden. Eigentlich sollten sie im Sommer ausziehen und in anderen Räumen unterkommen. Doch die Stadt weicht jetzt von ihren ursprünglichen Plänen ab. Foto: Silvio Wyszengrad
werden, in denen 60 bis 70 Bands und etwa 30 Künstler sowie diverse Projekte unterkommen werden. Allerdings, so Bommas, rechne man mit zwei bis drei Monaten Verzögerung, weil ein Gebäude zum Teil abgerissen werden muss. Eine Entkernung habe sich als nicht ausreichend herausgestellt.
Den Neubau realisiert ein Investor, der die Räume an den Kulturpark vermietet, der wiederum an die Künstler vermietet. Man gehe von Preisen um die 7,50 Euro warm pro Quadratmeter aus, so Bommas. Das sei geringfügig teurer als bisher in der Sommestraße. Die Räume auf dem Baywa-Areal sind laut Bommas inzwischen alle vergeben. „Und wir haben immer noch eine Warteliste. Der Bedarf ist da.“
Der Kulturpark war in den vergangenen Jahren zeitweise ein Politikum. Erst gab es politisch Streit darüber, ob die Künstler die von Anfang an als vorübergehend geplante Nutzung auch wirklich aufgeben müssen. Dann wurde aus dem zunächst anvisierten Umzugstermin 2017 das Jahr 2019, weil die Entwicklung des Gaswerk-Areals, wo
Stadtwerke neben der TheaterInterimsstätte Künstler und Kreativ-Unternehmen ansiedeln wollen, stockte. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) versprach vor zwei Jahren, dass 2019 „kein umzugswilliger Kupa-Nutzer auf der Straße stehen wird“. Das damalige Versprechen dürfte mit ausschlaggebend gewesen sein für die nun geplante zweite Verlängerung.
Zwischendrin gab es auch Proteste von Künstlern und KulturparkGeschäftsführung gegen den städtischen Kurs. Kritisiert wurde unter anderem, dass sich die KulturparkKünstler am Gaskessel nicht mehr selbst verwalten dürfen, dies übernimmt nun die Stadt. Beklagt wurde auch, dass die Künstler-Gemeinschaft zerrissen werde. Inzwischen ist die Tonlage deutlich ruhiger. Im Frühjahr zog bereits ein Teil der Künstler aufs Gaswerk-Areal. Die Räume dort seien gut, es habe sich eine neue Gemeinschaft gebildet, ist von Künstlern zu hören.
Bei der stadteigenen Gesellschaft für Stadtentwicklung (AGS), der das Kulturpark-Areal gehört, will man trotz der anstehenden Mietverlänschaffen
gerung den Abriss benachbarter Gebäude angehen. Dies betrifft das frühere Domizil des Clubs „Kantine“, der inzwischen an den Königsplatz umgezogen ist. Geplant, so AGS-Chef Mark Dominik Hoppe, sei auch, den großen Asphaltplatz zwischen Kulturpark und ehemaliger Kantine aufzubrechen. Unter anderem nutzen Hobby-Rennfahrer den Platz für reifenquietschende Schleuderübungen. Auch finanziell sei eine schnelle Entsiegelung des Platzes sinnvoll, so Hoppe, weil damit Entwässerungsgebühren fürs Regenwasser wegfallen, die die AGS bisher an die Stadt zahlen muss. Vorläufig soll ein schmaler Streifen entlang des Kulturparks als Parkplatz erhalten bleiben.
Auf dem Areal von Kulturpark, ehemaliger Kantine mit Parkplatz sowie Reese-Theater ist – analog zur Westseite des Parks – der Bau von Mehrfamilien- und Reihenhäusern sowie Doppelhaushälften vorgesehen. Die Mietverlängerungen verzögern diese Pläne. Allerdings sind die Überlegungen fürs gesamte Areal ohnehin im Fluss: Nördlich des Kulturhauses Abraxas, das erdie
halten bleibt, ist entlang der Sommestraße zwar Wohnbebauung vorgesehen, allerdings gibt es auch Überlegungen, dort das PeutingerGymnasium mit einem Neubau anzusiedeln. Spruchreif ist noch nichts. Sichtbar sind dagegen schon die Bauarbeiten am nördlichen Ende des Reese-Areals für ein Wohnhaus – die Wohnbaugruppe errichtet entlang der Ulmer Straße ein Gebäude mit 141 geförderten Wohnungen und Geschäften. Entlang der Langemarckstraße sind weitere 135 Wohnungen und ein Mehrgenerationentreff der Wohnbaugruppe geplant.
Knapp sieben Jahre ist es her, dass auf dem Reese-Areal die ersten Bagger anrollten. Insgesamt sollen dort einmal rund 2500 Menschen leben (die Flächen, auf denen das Peutinger-Gymnasium entstehen könnte, noch mit eingerechnet). Aktuell ist in etwa die Hälfte der künftigen Bewohnerzahl erreicht. Auf der Westseite des Parks ist die Entwicklung fast abgeschlossen. Auch die Parkanlage ist inzwischen in weiten Teilen fertig. Momentan entsteht im südlichen Teil noch ein Skate-Platz.