Mit dem Puls der Zeit gebaut
Flexibilität Wie mobile Häuser das Wohnen verändern
Eigentlich sind wir ja eher ein sesshaftes Volk. Tatsächlich aber verändern sich Wohnen, Arbeiten und Mobilität rasant und werden sich in den nächsten Jahren weiter stark verändern. Immer mehr Menschen ziehen in die Städte, die Mieten steigen, Wohnraum wird knapp, mobiles Arbeiten gewinnt durch die Digitalisierung zunehmend an Bedeutung.
Unsere Zeit ist von einem stetigen Zuwachs an Mobilität und gleichzeitiger Beschleunigung gekennzeichnet – wir stehen am Beginn eines multimobilen Zeitalters. Sogenannte Mini-, Modul oder Würfelhäuser folgen diesem Trend und gewinnen immer mehr Anhänger.
Ein Modulhaus ist ein aus einzelnen vorgefertigten Bauelementen bestehende Wohneinheit, die sich nach dem Baukastenprinzip zusammensetzen lassen. Diese Bauweise ist so flexibel wie das Leben selbst. Modulhäuser lassen sich nach eigenem Zeit- und Lebensplan verändern, unkompliziert aufstocken, erweitern oder auch wieder zurückbauen.
Eine Familie verändert sich im Laufe der Jahre: Erst ziehen zwei Menschen in ein Haus ein, dann kommt ein dritter, vielleicht gar ein vierter Mensch hinzu. Mehr Raum ist gefragt. Jahre später ziehen nach und nach wieder ein paar Bewohner aus. Am Ende bleibt vielleicht nur einer zurück – und es ist wieder weniger Raum nötig. Modulhäuser machen all diese Situationen mit.
Und das Wohnglück lässt sich umziehen. Muss wegen eines Wechsels des Arbeitsplatzes umgezogen werden, wird das Haus einfach auseinandergebaut und mitgenommen. Warum also nicht auch mit den eigenen vier Wänden umziehen, wenn der Job oder die Liebe uns in eine andere Stadt verschlägt?
Diese flexiblen Bauten dienen nicht nur als vollwertiger Lebensraum für moderne Nomaden. Sie lassen sich vielfältig nutzen, etwa als Sommerhaus im Grünen, als Gästehaus, als Büro oder unkomplizierte Wohnraumerweiterung. Sie benötigen keinen Keller und kommen per Kran, Bahn oder Schiff an jeden gewünschten Einsatzort. Dort bleiben sie oder ziehen wieder um – eben wie das Leben so spielt.
Was ganz nach einer modernen Erfindung klingt, war in ländlichen Gebieten schon früher als Austragshaus oder Korbhaus bekannt, in das sich Altbauern nach der Übergabe des Hofes an die Erben auf ihr sprichwörtliches Altenteil zurückzogen.
Ein „übersichtlicheres“Wohnen erspart Hausarbeit und somit Zeit. Modulhäuser sind günstiger im Unterhalt und aufgrund des kleineren „ökologischen Fußabdrucks“gut für die Umwelt. Die Flexibilität, eine kurze Bauzeit und lange Nutzungsdauer machen das Modulhaus attraktiv. Bei den vielerorts hohen Mieten drängt sich der Gedanke des „Kaufens statt Mietens“geradezu auf. Minihäuser und Wohnmodule sind eine erschwingliche und umweltverträgliche Möglichkeit, sich eigenen günstigen Wohnraum zu schaffen.
Modulhäuser stehen in Sachen Energieeffizienz den Großen in nichts nach. Je nach Geldbeutel ist hier alles möglich. Beton oder Holz, Niedrigenergie- oder Passivhaus – was das Design modularer Häuser angeht, ist die Bandbreite an Möglichkeiten sehr groß. Land- und Stadthäuser, klassische Einfamilienhäuser und Villen sind genauso vertreten wie Bauhaus- und Bungalowmodelle. Energieeffiziente Bauweisen, Solarmodule auf dem Dach, Wärmepumpe und Batteriespeicher sorgen dafür, dass die Bewohner im Alltag möglichst energie-autark zurechtkommen. Alle Maßnahmen können entsprechend staatlich gefördert werden.
Das Leben spielt sich auf einer Ebene ab: Es gibt weder Treppen, Stufen noch andere Barrieren im Haus. Diese Barrierefreiheit kommt vor allem älteren Personen oder Menschen mit Behinderung entgegen. Fix und fertig schwebt das Modulhaus am gewünschten Standort ein. heißt nicht, dass man ein Haus vom Fließband kaufen muss. Wer Wert auf ein qualitativ hochwertiges und von Fachhandwerkern gefertigtes Haus legt, wendet sich an das schwäbische Handwerk. Beispiele aus der Region sind: das Unternehmen Holzbau Glaß aus Buttenwiesen. Die Zimmerei bietet ein solches Modulhaus in Holzbauweise an. „Das Modulhaus passt in jeden Garten oder kann diesem angepasst werden“, sieht Peter Glaß den Vorteil seines „Set-Hauses“. „Der Baugrund wird weniger“, so Glaß weiter und macht auf das Generationenproblem aufmerksam: „Man muss nicht immer die größten Häuser bauen. Wenn die Kinder erwachsen werden und ausziehen, sind Einfamilienhäuser oft von nur einem oder zwei Menschen bewohnt.“
Auch der Maurer und Betonbauer Johann Steinhart baut mit seiner Firma Ökoausbau in Friedberg Tiny-Häuser komplett aus ökologischen Baumaterialien wie Lehm oder Kalk. Auf einen Anhänger gepackt, könnten die Eigentümer mit diesem Haus problemlos umziehen. Ebenso bietet die ZimmeModulhaus rei Stark aus dem nordschwäbischen Auhausen den Modulbau an. In den hauseigenen Produktionshallen entstehen die transportfähigen Holz-Module. Interessenten können ein Musterhaus besichtigen. pm
OFoto: Zimmerei Stark, Auhausen
Ansprechpartner
Kompetente Handwerksunternehmen, die Häuser bauen und Interessenten beraten, findet man in der Betriebsdatenbank des Klimaschutznetzwerkes der Handwerkskammer für Schwaben auf der Homepage www.klimaschutz-hwk-schwaben.de.