Land unter nach einem Wolkenbruch
Unwetter Eine Gewitterfront zieht über das Augsburger Land: Plötzlich stehen Straßen unter Wasser. Keller, Felder und Gärten werden überflutet und es gibt Aquaplaning. Die Schäden dürften in die Tausende gehen
Landkreis Augsburg Bedrohlich wirkte die dunkelblaue Wand, die sich am Samstagnachmittag immer weiter über den Landkreis schob: Die Gewitterfront entwickelte sich zum Unwetter, das viele Schäden hinterließ. Nach sintflutartigen Regenfällen und Hagel standen in kürzester Zeit zahlreiche Straßen und Felder unter Wasser. Keller und Tiefgaragen mussten ausgepumpt werden. In Gessertshausen wurde ein Fußballvorbereitungsspiel abgebrochen. „Solche Wassermassen in so kurzer Zeit habe ich noch nie erlebt“, sagte Franz Scherer vom gastgebenden SV Gessertshausen.
Das Gewitter verwandelte den Fußballplatz, auf dem sich der Regionalligist Memmingen und der Bayernligist Schwaben Augsburg messen wollten, in eine Seenlandschaft. Nach zwei Minuten wurde das Testspiel abgepfiffen. Die klatschnassen Spieler flüchteten sich in die Kabinen. Wer es schaffte, sprintete unter den LöschzwergStand, der im Starkregen zur Rettungsinsel wurde. Viele der etwa 150 Gäste suchten im Vereinsheim ein trockenes Plätzchen. Dort mussten die über 30 Helfer ihr Verköstigungsprogramm umschmeißen – das Essen war eigentlich in der Pause und nach dem Spiel geplant. „Eine Riesenleistung“, sagte Franz Scherer, der sich über den sportlichen Leckerbissen gefreut hätte. „Auf das Wetter hat aber leider niemand einen Einfluss“, sagte er.
Auch nicht die Veranstalter des Johannimarkts im Kloster Holzen: Der Regen ließ den ersten Markttag im Wasser versinken. Die Besucherströme blieben aus und viele Stände blieben geschlossen. Einige Johannimarkt-Fans ließen sich nicht abbringen und trotzten mit Regenschirm dem Wetter. Die Fieranten nahmen es gelassen: „Der Regen hat auch etwas Gutes, die Natur braucht ihn dringend“, sagten Spielwarenhändler Rudolf Daser und Josefine Löbinger. Sich in der sprichwörtlich bayerischen Gelassenheit nicht üben konnten alle, die den Samstagabend mit Eimer und Putzlumpen verbringen mussten: Im Lechtal liefen Keller und Tiefgaragen voll, dazu gab es überflutete Straßen. Regenmengen von bis 90 Litern pro Quadratmeter sorgten besonders beim gemeindlichen Bauhof Thierhaupten und der Feuerwehr für Sonderschichten. Auch in Meitingen, Diedorf, Gessertshausen oder Ehgatten stand das Wasser. Bei Biberbach war ein Abschnitt der B2 überflutet. In Großaitingen im südlichen Landkreis lief der Penny-Supermarkt voll. Die Helfer der Feuerwehren hatten alle Hände voll zu tun. Auch die Polizei – im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord, der die Landkreise Augsburg, AichachDer Wolkenbruch in Gessertshausen: Dort musste am Samstagabend ein Vorbereitungsspiel abgebrochen werden. Wer es schaffte, flüchtete sich unter eine Getränkeinsel. Der Rasen stand Minuten später unter Wasser. Foto: Andreas Lode Wie in Gessertshausen wurden in vielen Orten Straßen überspült: Die Kanalisation konnte die Regenmengen nicht mehr aufnehmen. Foto: Andreas Lode
Friedberg, Dillingen und DonauRies und die Stadt Augsburg umfasst, mussten die Beamten zu knapp 200 Einsätzen. 90 davon waren im Augsburger Land. Das Problem: Viele Autofahrer hatten ihre Geschwindigkeit nicht den Straßenverhältnissen angepasst. Auf der B 2 bei Langweid verlor ein Autofahrer die Kontrolle über seinen Wagen, der mit der Mittelleitplanke kollidierte. Der Schaden: knapp 3800 Euro. Etwa zwei Stunden später – diesmal in Fahrtrichtung Norden – prallte ebenfalls auf Höhe Langweid ein anderer Autofahrer gegen die Mittelleitplanke. Der Schaden: 3750 Euro. Weitaus teurer wurde es im Neusässer Ortsteil Täfertingen.
Ein Autofahrer war in der Wankelstraße zu schnell unterwegs und schleuderte. Der Wagen stieß gegen ein geparktes Auto, das anschließend gegen einen Baum geschoben wurde. Beide Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Den Gesamtsachschaden schätzt die Polizei auf rund 17 300 Euro. Auch auf der Au
tobahn kam es wegen Aquaplaning zu Behinderungen. Gegen 19 Uhr kam es zwischen Gersthofen und Dasing zu zwei Unfällen.
Am Tag nach dem Unwetter hieß es aufräumen. Und zittern: Thomas Stöckl aus Thierhaupten, der nur 30 Meter von der Friedberger Ach entfernt wohnt, sagte: „Derzeit steigt das Grundwasser an und sorgt schon für einige Nassstellen im Keller.“Nur wenige Meter entfernt seien einige Häuser nach den mehrstündigen Gewittern direkt im Wasser gestanden. Pfarrer Werner Ehnle, der beim Gottesdienst den Wettersegen spendete, kam nicht ungeschoren davon. In der Kirche drang durch undichte Stellen im Dach Wasser ein und sorgte für feuchte Überraschungen. In Neukirchen musste Ehnle gänzlich auf Strom verzichten, ebenso eine Auswirkung des Starkregens vom Vortag. (mit moma und bra)
Bei uns im Internet Mehr Bilder zum Unwetter im Augsburger Land unter www.augsburger-allgemeine.de/bilder In Großaitingen wurde ein Supermarkt überflutet. Der entstandene Schaden wurde noch nicht beziffert. Foto: Christian Kruppe