Entschleunigt um die Welt gondeln
Willy Astor Mit Wortakrobatik ist der Comedian in den Medien präsent. In Gersthofen streichelt er die Seele mit Musik
„Ab auf die Insel“, könnte man als Motto über diesen klangvollen Abend stellen. Denn sanft wurden die Zuhörer aus ihrem Alltag entführt. Willy Astor, sonst vor allem wegen seiner erbarmungslos-witzigen Wortakrobatik bekannt, zeigte in Gersthofen musikalische Vielfalt mit seinem neuesten Programm aus dem „Sound of Islands“-Projekt. Ein Abend zum Wegträumen in entfernte musikalische Regionen dieser Welt und unserer Seele.
Rein instrumentale Konzertabende sind normalerweise nicht unbedingt ein Selbstläufer. Und sicher hilft es dem Gitarristen Willy Astor, dass sein Name dank fleißiger Medienpräsenz sehr bekannt ist. Was er aber mit seinem musikalischen Herzensprojekt nach Gersthofen gebracht hatte, war ein fast ausschließlich selbst komponiertes Geschenk an seine Zuhörer im nahezu ausverkauften Saal. Zarte Klänge, sanfte Harmonien und Rhythmen, die weniger wild als vielmehr bewegt und bewegend im Raum lagen, öffneten die Herzen. Mit seiner neu besetzten Band aus den virtuosen Musikern Ferdi Kirner (Gitarren), Nick Flade (Keyboard, Bass) und Marcio Tubino (Percussion und Sopransaxofon – oft gleichzeitig! – sowie Flöte) gestaltete Astor an vier verschiedenen akustischen Gitarren eine Art Jamsession, die von der Freude an der Musik lebte und sich mit der Fantasie der Musiker entwickelte.
Die Bandbreite dieser Band bewegt sich von Ragtime über Bossa nova und afrikanischen Stimmungen bis zum Flamenco und Rumba, mit kleinen Ausflügen zum Klezmer und zur bayrischen Volksmusik. Und so wie sich die Musiker ohne Worte, nur mit wenigen Gesten verständigten, so gelang auch die Verständigung mit dem Publikum, das das Angebot zum Träumen gerne annahm. Ganz wortlos blieb der Comedian natürlich nicht: In den sehr persönlichen Moderationen erlaubte er sich kleine Wortwitze, die den Zuhörern Lacher entlockten, die sich dann zur Musik in sanftes Lächeln wandelten.
„Gitarre ist einfach meins“, bekannte der Münchner zu Beginn. Und schnell merkte man, wie eng beide zusammengewachsen sind. Seit 1994 tourt der gelernte Werkzeugmacher mit seinen Gitarren und rein instrumentaler Weltmusik, die siebte CD mit dem Titel „Guitar“erschien vor zwei Jahren. Auch wenn man anfangs den Eindruck hatte, dass die Musiker diesen Ausstieg aus dem hektischen Alltag genauso dringend brauchen wie ihr Publikum und ihn etwas schwer bewältigen können (so bekrittelte Astor immer wieder die Lichtstimmung in der Stadthalle), war bald alles vom Gefühl für die Musik hinweggeschwemmt, was noch als störend empfunden werden könnte.
Die Bilder zur Musik orientieren sich an Szenen aus der Literatur oder Geschichte wie „Nautilus“, eine Unterwasserfahrt, oder „Montgolfière“. Sie erzählen von Astors persönlichen Vorlieben wie der Bossa-Nova-Hommage an Caterina Valente oder einem Flamenco-Block (natürlich an Flamenco-Gitarren). Und sie wärmen mit regenbogenbunten Landschaftsbildern aus Afrika oder Sizilien. Zweieinhalb Stunden zum Entspannen, Träumen, Weltreisen – das streichelt die Seele und entschleunigt enorm. Sprachlos ist das nicht. Astor setzt hier auf eine andere Sprache, die auch ohne Worte verstanden wird.