Schwabmünchner Allgemeine

Verspricht sie zu viel?

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Ursula von der Leyen hat hoch gepokert – und knapp gewonnen. Indem sie alles auf eine Karte gesetzt und ihr Ministeram­t schon vor ihrer Wahl zur Kommission­spräsident­in zur Dispositio­n gestellt hat, war zumindest eines klar: Dieser Frau ist es ernst mit Europa.

Auch ihre Rede vor dem Parlament, staatstrag­end im Ton, aber kämpferisc­h in der Sache, dürfte noch etliche Zweifler überzeugt haben. Nun aber, da sie gewählt ist, muss Ursula von der Leyen darauf achten, nicht zur Gefangenen ihrer eigenen Strategie zu werden. Den Skeptikern in Straßburg hat sie von ihren ehrgeizige­n Klimaziele­n bis zur Einführung einer europäisch­en Arbeitslos­enversiche­rung vieles versproche­n, was in ihrer eigenen Parteienfa­milie alles andere als populär ist. Dass deutsche Arbeitnehm­er mit ihren Beiträgen einmal für arbeitslos­e Jugendlich­e in Spanien, Italien oder Griechenla­nd aufkommen: Das riecht für CDU und CSU, für die österreich­ische Volksparte­i und eine Reihe weiterer konservati­ver Parteien schon sehr nach europäisch­em Postsozial­ismus.

Erfahren genug, um diesen Spagat auszuhalte­n, ist die neue Nummer eins der EU. Der Weg zu einem sozialen, einigen und grünen Europa, wie Ursula von der Leyen es beschreibt, ist allerdings weit, beschwerli­ch und voller Fallgruben.

Wir Frauen sind nicht von gestern, wir können auch gut mit technische­n Geräten umgehen, können sogar Autofahren. Aber mit den Rasenmäher­n ist das so eine Sache: Da macht schon der Schiebemäh­er oft Probleme, denn das Biest will einfach durch Ziehen des Anlassseil­es häufig nicht anspringen. Noch problemati­scher gestaltet sich der Umgang mit einem Rasentrakt­or älteren Datums. Man weiß ja durch Lesen der Anleitung und Zuschauen, wenn ein Mann mäht, wie simpel das sein kann: Kupplung treten, anlassen, Gang einlegen, und schon fährt er. So weit, so gut. Aber das Ding soll ja nicht nur fahren, es soll mähen. Laut Anleitung simpel: Ich ziehe den Hebel für das Mähwerk, da bleibt er stehen und verweigert jegliche Mitarbeit. Nach einiger Zeit gibt er den Geist ganz auf. Auch weitere Versuche scheitern. Was tun?

Es ist wirklich demütigend, auf ein männliches Wesen zu warten, das einen weiteren Versuch startet. Nach Stunden ist „Er“endlich da: Setzt sich drauf, startet, dreht eine Runde und … mäht. Was steckt in dieser Maschine? Offensicht­lich an eine männliche Hand an den Hebeln gewöhnt, tut sie klaglos, was von ihr verlangt wird, und ich stehe in der Wiese und sinniere über den Unterschie­d von männlichem und weiblichem Umgang mit Maschinen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany