Schwabmünchner Allgemeine

Unser Mann bei der Tour

Emanuel Buchmann ist die größte deutsche Radsport-Hoffnung seit Jan Ullrich: Leicht gebaut, zäh, stark in den Bergen – und immer auf die Ernährung achtend

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Es ist ein Anblick, an den sich Radsportfa­ns nur noch mit Anstrengun­g erinnern: Die Tour de France geht in die entscheide­nde Phase und ein Deutscher ist im Gesamtklas­sement hervorrage­nd positionie­rt. Emanuel Buchmann, den alle nur mit seinem Spitznamen „Emu“rufen, ist am Montag auf den fünften Platz vorgefahre­n. Der Rückstand auf den führenden Franzosen Julian Alaphilipp­e beträgt lediglich eine Minute und 45 Sekunden – und nun beginnt erst noch jener Teil der Rundfahrt, der Buchmann am ehesten liegt: die Bergetappe­n. Ehe am Donnerstag die mühevolle Kletterei in den Pyrenäen startet, stehen heute noch einmal die Sprinter im Fokus. „Meine Beine sind noch gut und auch mental bin ich gut drauf. Wir können loslegen“, freut sich der 26-Jährige auf die Plackerei. Möglicherw­eise ist

dann ein wenig mehr drin als ein Platz unter den besten Zehn. Den nämlich hatte der Ravensburg­er als Ziel ausgegeben.

Im Alter von 13 Jahren fing er mit dem Radsport an. Fünf Jahre fuhr er in der Bundesliga, ehe er sich dem Team Bora-Argon anschloss und Profi wurde. Im ersten Profi-Jahr gewann er direkt die deutschen Straßenmei­sterschaft­en und landete nach einer Tour-Etappe 2015 auf Rang drei.

Nun will er den nächsten Schritt gehen. Buchmann startet erstmals als Kapitän seines Teams Bora-hansgrohe. In diese Rolle müsse er aber erst noch hineinwach­sen, sagt der 26-Jährige. Große Foto: Ansagen am dpa Tisch oder im Bus mache er als Kapitän jedenfalls nicht. Während des Rennens scheue er sich aber nicht, Kommandos zu geben. Aber auch Motivation der Teamkolleg­en und Kritik seien ihm wichtig.

Sein Teamchef Ralph Denk lobt ihn in den höchsten Tönen. Ebenso Teamkolleg­e Maximilian Schachmann auch. Er denkt, dass für den 1,81 Meter großen Profi bei der aktuellen Tour de France „alles möglich“ist. Generell gilt Buchmann als größte deutsche Radsportho­ffnung seit Jan Ullrich. Ihm wird zugetraut, die Tour de France sehr weit vorne abzuschlie­ßen. Für den Gesamtsieg fehlt es ihm aber wohl an Qualitäten im Zeitfahren.

Im Gegensatz zu den meisten deutschen Profis, die ihre Stärken im Sprint haben, ist Buchmann ein starker Bergfahrer. Leicht gebaut, eine hohe Trittfrequ­enz und wenig Probleme damit, Anstiege über eine längere Strecke hinweg zu meistern, – diese Qualitäten zeichnen den 62-Kilo-Mann in den Bergen aus. Damit er seinen Körper auf diesem Niveau hält, hat er nicht nur sein Team als Ansprechpa­rtner, sondern auch seine österreich­ische Freundin Claudia. Sie ist Ernährungs­beraterin. Aber „Emu“, der seit zwei Jahren am Bodensee wohnt, achtet auch selbst auf seine Ernährung. Denk sagt über ihn, dass er „schon schlecht einschläft, wenn er mal ein Eis isst“. Julian Kraus

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