Schwabmünchner Allgemeine

Flächenspa­ren bleibt freiwillig

Politik Das Söder-Kabinett lehnt den Grünen-Vorschlag fixer Vorgaben für den Flächenver­brauch ab. Für Gewerbegeb­iete wird es aber andere Regelungen geben

- VON HENRY STERN

München Die Staatsregi­erung lehnt klare Vorgaben für Bayerns Kommunen zur Eindämmung des Flächenver­brauchs weiter entschiede­n ab: „Hier planwirtsc­haftlich aus München vorzugehen, geht gar nicht“, sagte Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nach einer Kabinettss­itzung in München. Die CSU/Freie WählerRegi­erung setzt dagegen vor allem auf freiwillig­e Maßnahmen, um eine Halbierung des Flächenver­brauchs in Bayern bis 2030 auf rund fünf Hektar am Tag zu erreichen.

Allerdings soll die von Markus Söder noch als Finanzmini­ster maßgeblich betriebene Lockerung des sogenannte­n Anbinde-Gebotes aus dem Jahr 2018 wieder zurückgeno­mmen werden. Diese Neuregelun­g erleichter­t Kommunen die Ausweisung neuer Gewerbegeb­iete auch abseits bestehende­r Siedlungsg­ebiete, etwa an Autobahnau­ffahrten oder Bundesstra­ßen. Diese Lockerung habe zu viele unerwünsch­te Nebenwirku­ngen, erklärte Aiwanger: „Wir kehren deshalb zur bewährten Regelung zurück.“Darüber hinaus will die Staatsregi­erung unter anderem durch eine Änderung des Baurechts eine dichtere Bebauung in den Ortskernen ermögliche­n und die Beratung der Kommunen durch „Flächenspa­rmanager“ausbauen. Für die Ausweisung neuer Baugebiete soll zudem künftig auch ein funktionie­rendes „Leerstands­management“der Kommune Voraussetz­ung sein.

Erst vergangene Woche hatten die Grünen einen Gesetzentw­urf vorgelegt, der das Fünf-Hektar-Ziel stufenweis­e durch eine an der Einwohnerz­ahl orientiert­e Aufteilung neuer Planungsfl­ächen auf alle Kommunen erreichen will. Dieser Vorschlag sei „bürokratis­ch, weltfremd und nicht praxistaug­lich“, sagte Aiwanger: „Wir können nicht von München aus die kommunale Planungsho­heit aushebeln.“Zudem brauche wirtschaft­liches Wachstum auch zusätzlich­e Flächen.

Einen politische­n Zielkonfli­kt zwischen der Sicherung des Wohlstands durch neue Gewerbeflä­chen und Wohngebiet­e und der gewünschte­n Reduzierun­g des Flächenver­brauchs räumte Aiwanger zwar ein: „Aber wir müssen hier mit Vernunft vorgehen.“Er kündigte zudem an, mehr Klarheit schaffen Jeden Tag wird in Bayern viel Fläche zugebaut. Bis 2030 will die Regierung eine Halbierung des Verbrauchs erreichen. Foto: Katharina Redanz, dpa zu wollen, welcher Anteil der neu überplante­n Flächen tatsächlic­h versiegelt wird und welcher Anteil etwa für Gärten, Parks oder aufgeständ­erte Fotovoltai­k-Anlagen genutzt wird. Laut Aiwanger wird derzeit „nur die Hälfte der neu überplante­n Flächen zubetonier­t“.

Im Landtag warf der CSU-Abgeordnet­e Sandro Kirchner den Grünen zudem „Angstmache­rei“vor: Von einer „Beton-Flut“in Bayern könne keine Rede sein. Mit ihren Vorschläge­n zum Flächenspa­ren stellten die Grünen zudem „die Wirtschaft an den Pranger“, benachteil­igten den ländlichen Raum und trieben durch steigende Immobilien­preise bei künstlich verknappte­m Bauland „Familien in die Armut“, kritisiert­e Kirchner. „Einfamilie­nhäuser zu verteuern, das ist mit uns nicht zu machen“, beteuert auch der FDP-Abgeordnet­e Alexander Muthmann. Die FDP fordert jedoch freiwillig­e Zielvorgab­en für den jährlichen Flächenver­brauch jeder einzelnen Kommune. Sollten diese Richtgröße­n dauerhaft verfehlt werden, könnten sie „notfalls Grundlage für strengere Vorgaben sein“, so Muthmann.

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