Julian wacht nie mehr auf
Ein Buch über Leben und Tod
Darf man über das Leben eines anderen in Grenzsituationen entscheiden? Diese Frage treibt den zwölfjährigen Bela in Nina Wegers Kinderbuch „Als mein Bruder ein Wal wurde“um. Und damit die Angst, dass die Familie an der Entscheidung über Leben oder Tod seines älteren Bruders zerbricht.
Julian liegt nach einem Verkehrsunfall im Wachkoma. Um diesen Zustand zu begreifen, stellt Bela sich vor, dass die Seele seines Bruders wie ein Wal durch den Ozean gleitet. Ist die Familie zunächst noch voller Hoffnung, dass Julian eines Tages wieder der Alte sein wird, schwindet die Zuversicht von Woche zu Woche, in der der Junge mit leerem Blick im Bett liegt. Bedrückend schildert Weger diesen Prozess, der in der Arztfrage kulminiert, ob Julian bei einer bedrohlichen Lungenentzündung behandelt werden sollte.
Trotz der Tragik des Themas verzichtet die Autorin nicht auf Humor und Abenteuer, die diesem besonderen Buch die kindgerechte Leichtigkeit geben. Denn Bela begibt sich mit der gleichaltrigen Martha auf eine Reise nach Rom zum Papst, dem so genannten Stellvertreter Gottes, der doch Antworten auf all die Fragen des Kindes haben sollte. Die gibt es natürlich nicht, wie auch das Ende offen bleibt, ob Julian am Leben gehalten wird. Aber auf ihrem Trip erfahren die beiden Kinder, dass beides zum Leben gehört: Verzweiflung und Leid wie Freude und Spaß. Einfühlsam versteht es Weger, dieses schwierige Thema, bei dem auch Erwachsene an ihre Grenzen stoßen, für Kinder zu vermitteln. (m-b)