Ein Franzose verzückt bei der Tour
Radsport Publikumsliebling Julian Alaphilippe hat sich mit einem frenetisch gefeierten Etappensieg zum Nationalfeiertag das gelbe Trikot gesichert. Er bremst aber die Erwartungen
Albi Pause bei der Tour de France. Die erste Hälfte der 3480 Kilometer sind beim größten Radrennen abgespult, die 22 Teams ziehen beim ersten Ruhetag an diesem Dienstag ihre Zwischenbilanzen. Ohne Marcel Kittel und mit einem alternden André Greipel sieht die deutsche SiegBilanz düster aus, immerhin könnte Emanuel Buchmann für die erste deutsche Top-fünf-Platzierung seit Andreas Klöden vor 13 Jahren sorgen. Was sind die Lehren aus den ersten eineinhalb Wochen Tour?
● Ende der deutschen Festspiele
2018 einer, 2017 fünf, 2016 zwei, 2015 sechs, 2014 sieben und 2013 sechs: Die deutschen Radprofis um Kittel und Zeitfahr-Könner Tony Martin waren in den vergangenen Jahren Garanten für Einzelsiege bei der Frankreich-Rundfahrt. Dafür sieht es in diesem Jahr schlecht aus. Nach zehn Etappen gab es noch keinen deutschen Sieg. Nils Politt und Maximilian Schachmann werden Erfolge als Ausreißer zugetraut, doch das Interesse dürfte sich immer stärker auf den derzeitigen Gesamtfünften Emanuel Buchmann konzentrieren. Der 26-Jährige kann in Pyrenäen und Alpen eine starke Rolle spielen.(»Porträt Seite 2)
● Alaphilippe verzückt Frankreich
Frenetisch gefeierter Etappensieg, dazu Gelb am Nationalfeiertag: Frankreichs Publikumsliebling Julian Alaphilippe verzückt mit seinem tollen Auftreten bisher die Massen. Nach zehn Etappen führt der Deceuninck-Quick-Step-Profi die Gesamtwertung an. Reicht es für den großen Wurf? „Ich bin kein Träumer. Ich hatte beim Tour-Start keine Ambitionen auf das Gesamtklassement, die sind jetzt auch nicht vom Himmel gefallen“, sagt Alaphilippe selbst. Die Grande Nation darf stattdessen eher auf Mitfavorit Thibaut Pinot hoffen, der einen starken Eindruck machte, am Montag aber 1:40 Minuten verlor.
● Geringe Abstände Eine schwere Julian Alaphilippe fliegen bei der Tour de France die Herzen zu. Der 27-Jährige hat mittlerweile sogar das Trikot des Gesamtführenden erobert. Foto: Christophe Ena, AP, dpa
Vogesen-Etappe und das Mannschaftszeitfahren sind geschafft, doch die wirklichen Herausforderungen stehen noch an. In den Alpen und den Pyrenäen warten drei schwere Teilstücke, dazu gibt es das Einzelzeitfahren. Die Abstände sind noch nicht besonders groß, am Montag konnte Ineos um Titelverteidiger Geraint Thomas und Egan Bernal einigen Rivalen aber auf einer Flachetappe wichtige Zeit abnehmen.
● Thomas rechtzeitig erstarkt Sturz bei der Tour de Suisse, schwaches Rennjahr: Die Zweifel am Waliser Thomas waren trotz seines letztjährigen Triumphs bei der Tour groß. Auf der 24-Prozent-Rampe nach La Planche des Belles Filles aber hängte der Ineos-Kapitän alle Rivalen ab. „Ich habe mich gut gefühlt und es war klasse, vor dieser Gruppe ins Ziel zu kommen“, sagte Thomas, der inzwischen wieder als Favorit Nummer eins gehandelt wird. Bevor es von Donnerstag an ernst wird, haben die Sprinter noch mal ihre Chance. Die elfte Etappe führt über 167 Kilometer von Albi nach Toulouse. Zu überwinden sind lediglich ein Berg der dritten und einer der vierten Kategorie. Die SprinterTeams haben beste Chancen auf eine Massenankunft. (dpa)