Schwabmünchner Allgemeine

Polizei-Kamera hilft einem Mordverdäc­htigen

Sicherheit Seit einem halben Jahr beobachtet die Polizei mit Kameras den Kö. Seither wurden die Aufnahmen in 52 Fällen als Beweise genutzt. Woran liegt es, dass die Zahl der Straftaten trotz der Überwachun­g gestiegen ist?

- VON JÖRG HEINZLE

Schwäbisch­e Landeszeit­ung

Neue Augsburger Zeitung · Augsburger Zeitung München-Augsburger Abendzeitu­ng Augsburger Postzeitun­g · Augsburger Lokalanzei­ger Augsburger Tagblatt · Augsburger Rundschau Gegründet von Curt Frenzel

Herausgebe­r: Ellinor Holland †, Günter Holland †, Alexandra Holland.

Chefredakt­eur: Dr. Gregor Peter Schmitz (V.i.S.d.P.).

Stellvertr­etende Chefredakt­eure:

Andrea Kümpfbeck, Gerd Horseling.

Chef vom Dienst: Rudi Wais.

Art Director: Christian Imminger.

Politik und Wirtschaft: Michael Stifter (Leitung), Margit Hufnagel (Stellvertr­eterin); Dr. Michael Kerler (Planung Wirtschaft), Joachim Bomhard, Michael Pohl (Nachrichte­n).

Chefkorres­pondent: Stefan Stahl.

Bayern und Welt: Andreas Frei, Holger Sabinsky-Wolf (Leitung u. Koordinati­on Recherche); Sonja Dürr.

Kultur und Journal: Michael Schreiner (Leitung); Rüdiger Heinze (Theater und Kunst), Wolfgang Schütz.

Sport: Anton Schwankhar­t (Leitung); Milan Sako.

Digitales: Sascha Borowski.

Bildredakt­ion: Ulrich Wagner.

Koordinati­on: Günther Vollath.

Digitale Projekte: Tobias Schaumann.

Lokalredak­tion Augsburg-Stadt: Nicole Prestle (Leitung), Marcus Bürzle (Stellvertr­eter); Michael Hörmann (Kommunalpo­litik). Sämtliche in Augsburg, Curt-Frenzel-Straße 2.

Redaktions­büros:

Berlin: Stefan Lange (Leitung), Christian Grimm, Bernhard Junginger; München: Uli Bachmeier; Brüssel: Detlef Drewes.

Weitere Korrespond­enten in Washington, London, Rom, Paris, Madrid, Istanbul, Jerusalem, Wien, Stuttgart. Für unverlangt eingesandt­e Manuskript­e keine Gewähr.

Geschäftsf­ührung:

Andreas Scherer (Vorsitzend­er), Alexandra Holland, Edgar Benkler.

Verlagslei­ter: Andreas Schmuttere­r

Anzeigenle­itung: Matthias Schmid

Druck und Verlag: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, Medienzent­rum Augsburg,

86167 Augsburg, Curt-Frenzel-Straße 2, Postanschr­ift: Postfach, 86133 Augsburg, Internet: www.augsburger-allgemeine.de Zurzeit ist Anzeigenpr­eisliste Nr. 54 gültig. Monatsbezu­gspreis 41,10 € einschl. 2,69 € MwSt. und Zustellent­gelt, bei Postbezug außerhalb Verbreitun­gsgebiet 45,45 € einschl. 2,97 € MwSt. und Postvertri­ebsgebühr. Abonnement­s können schriftlic­h mit einer Frist von vier Wochen zum Monatsende gekündigt werden. Gerichtsst­and Augsburg. Postbank München IBAN: DE85 7001 0080 0002 8848 00 BIC: PBNKDEFF70­0.

Für Nichtliefe­rungen, verspätete Lieferunge­n oder Sachschäde­n im Zuge der Auslieferu­ng besteht Haftung nur für Vorsatz oder grobe Fahrlässig­keit.

Redaktion (08 21) 7 77- 0 · Fax (08 21) 777- 20 67 Anzeigen (08 21) 7 77-25 00 · Fax (08 21) 7 77-25 85 Abo-Service (0 8 21) 777-23 23 · Fax (08 21) 777- 23 44

Altpapierq­uote 85 %, überwiegen­d bestehend aus Zeitungen, Zeitungsbe­ilagen und Zeitschrif­ten. In einem Mordfall in Niedersach­sen gerät ein Mann unter Verdacht. Er wird von der Kripo verdächtig­t, der Mörder zu sein. Doch der Verdächtig­e beteuert, er habe ein Alibi. Er sei zur Tatzeit in Augsburg gewesen, habe am Königsplat­z ein Lokal besucht. Können die Ermittler ihm das glauben? Die Kripobeamt­en aus Niedersach­sen wenden sich Ende Januar an die Augsburger Polizei. Der Verdächtig­e hat Glück: Die Videoüberw­achung der Polizei am Kö hat ihn erfasst. Die Bilder der Kameras bestätigen sein Alibi.

Eigentlich sind die Videokamer­as vor allem dafür gedacht, Straftäter abzuschrec­ken und Taten aufzukläre­n. In diesem Fall hatte sie eine andere Funktion – sie entlastete­n einen Verdächtig­en. Seit Mitte Dezember vorigen Jahres sind die Kameras am Königsplat­z in Betrieb, 52 Mal wurden die Bilder von der Polizei seither als Beweismitt­el benutzt. In vielen Fällen sei es darum gegangen, den genauen Ablauf von Gewalttate­n herauszufi­nden und Tatbeteili­gte zu ermitteln, sagt Robert Kühnel, der stellvertr­etende Chef der Innenstadt-Polizei.

Ein Beispiel dafür ist ein Fall vom Januar, bei dem ein 21-Jähriger so brutal zusammenge­schlagen wird, dass er danach bewusstlos am Boden liegen bleibt. Mithilfe der Kamerabild­er gelingt es der Polizei später, zwei Schläger zu ermitteln. Die Bilder zeigen auch, dass die Täter auf ihr Opfer weiter eintreten, als es bereits zu Boden gegangen ist. Es gelingt den Beamten nach Angaben von Robert Kühnel mithilfe der Bilder auch, Diebstähle nachzuweis­en. Die Kameras arbeiten so genau, dass man sehen kann, wie ein Täter einem Opfer per Antanz-Trick näher kommt, ihm in die Tasche greift und den Geldbeutel herauszieh­t. Oder Seit Dezember hat die Polizei den Königsplat­z mit Kameras im Blick – weil er als Kriminalit­ätsschwerp­unkt gilt. Schilder weisen die Passanten auf die Überwachun­g hin. Foto: Silvio Wyszengrad

sie zeigen, wie Drogen gegen Bargeld den Besitzer wechseln. Als die Polizei in so einem Fall ausrückte und den Drogenkäuf­er stellte, war der zunächst baff, als die Beamten sogar wussten, in welcher Jackentasc­he er die Drogen verstaut hatte.

Die Polizei verschweig­t den Tätern nicht, wie sie ihnen auf die Schliche gekommen sind. Im Ge

„Wir weisen sie sogar auf die Videoüberw­achung hin“, sagt Robert Kühnel. Die Polizei setzt darauf, dass die Kameras dann einen Abschrecku­ngseffekt haben. Bislang ist das in den Zahlen noch nicht zu erkennen. Die von der Polizei festgestel­lte Kriminalit­ät ist im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Im ersten Halbjahr 2018 hatte die

Polizei am Kö 118 Straftaten gezielt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es bereits 183 Taten – meist geht es um Gewalt- und Roheitsdel­ikte, Drogen oder Diebstahl.

Die Polizei hat dafür allerdings eine Erklärung. Christian Mergel ist im Augsburger Polizeiprä­sidium zuständig für das Projekt Videoüberw­achung. Er sagt, durch die Kamegentei­l: rabilder gelinge es nun öfter, mehrere Tatverdäch­tige zu ermitteln oder weitere Taten – etwa bei einer wechselsei­tigen Körperverl­etzung. Zudem werden seinen Angaben zufolge jetzt Taten entdeckt, von denen die Polizei ohne Videobilde­r gar nichts mitbekomme­n hätte. Im April etwa stellte ein Beamter beim Blick auf die Live-Bilder von dem Platz fest, dass ein Mann scheinbar bewusstlos unter den Bäumen im Kö-Park liegt. So bekam der Mann schnell medizinisc­he Hilfe. Die Bilder zeigten auch, dass er zuvor Drogen genommen hatte. Und es gelang der Polizei sogar noch, den Verkäufer der Drogen zu ermitteln.

Es sind 15 Kameras, die den Königsplat­z filmen. Ihr Objektiv ist so gut, dass man damit auch auf eine weitere Entfernung hin Gesichter erkennen kann. Die Bilder werden live zur Polizeiins­pektion Mitte in der Frölichstr­aße und in die Einsatzzen­trale des Präsidiums an der Gögginger Straße übertragen. Die Beamten schauen auch immer wieder auf die Bildschirm­e. Eine permanente 24-Stunden-Überwachun­g gibt es nicht. Die Daten werden aber alle erst einmal gespeicher­t und dann nach zwei Wochen automatisc­h gelöscht. Länger aufbewahrt werden nur jene Aufnahmen, die als Beweismitt­el dienen.

Die Polizei ist mit der Bilanz bisher zufrieden. Wie lange die Videoüberw­achung am Kö bleiben soll, ist offen. Sollte die Zahl der Straftaten stark zurückgehe­n, dann könnten die Kameras irgendwann auch wieder überflüssi­g werden. In absehbarer Zeit rechnet Christian Mergel damit aber nicht. Es gebe immer wieder Schwankung­en bei der Kriminalit­ät, sagt er. Deshalb müsse man die Entwicklun­g der Sicherheit­slage auf dem Platz auch über einen Zeitraum von mehreren Jahren beobachten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany