Polizei-Kamera hilft einem Mordverdächtigen
Sicherheit Seit einem halben Jahr beobachtet die Polizei mit Kameras den Kö. Seither wurden die Aufnahmen in 52 Fällen als Beweise genutzt. Woran liegt es, dass die Zahl der Straftaten trotz der Überwachung gestiegen ist?
Schwäbische Landeszeitung
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Altpapierquote 85 %, überwiegend bestehend aus Zeitungen, Zeitungsbeilagen und Zeitschriften. In einem Mordfall in Niedersachsen gerät ein Mann unter Verdacht. Er wird von der Kripo verdächtigt, der Mörder zu sein. Doch der Verdächtige beteuert, er habe ein Alibi. Er sei zur Tatzeit in Augsburg gewesen, habe am Königsplatz ein Lokal besucht. Können die Ermittler ihm das glauben? Die Kripobeamten aus Niedersachsen wenden sich Ende Januar an die Augsburger Polizei. Der Verdächtige hat Glück: Die Videoüberwachung der Polizei am Kö hat ihn erfasst. Die Bilder der Kameras bestätigen sein Alibi.
Eigentlich sind die Videokameras vor allem dafür gedacht, Straftäter abzuschrecken und Taten aufzuklären. In diesem Fall hatte sie eine andere Funktion – sie entlasteten einen Verdächtigen. Seit Mitte Dezember vorigen Jahres sind die Kameras am Königsplatz in Betrieb, 52 Mal wurden die Bilder von der Polizei seither als Beweismittel benutzt. In vielen Fällen sei es darum gegangen, den genauen Ablauf von Gewalttaten herauszufinden und Tatbeteiligte zu ermitteln, sagt Robert Kühnel, der stellvertretende Chef der Innenstadt-Polizei.
Ein Beispiel dafür ist ein Fall vom Januar, bei dem ein 21-Jähriger so brutal zusammengeschlagen wird, dass er danach bewusstlos am Boden liegen bleibt. Mithilfe der Kamerabilder gelingt es der Polizei später, zwei Schläger zu ermitteln. Die Bilder zeigen auch, dass die Täter auf ihr Opfer weiter eintreten, als es bereits zu Boden gegangen ist. Es gelingt den Beamten nach Angaben von Robert Kühnel mithilfe der Bilder auch, Diebstähle nachzuweisen. Die Kameras arbeiten so genau, dass man sehen kann, wie ein Täter einem Opfer per Antanz-Trick näher kommt, ihm in die Tasche greift und den Geldbeutel herauszieht. Oder Seit Dezember hat die Polizei den Königsplatz mit Kameras im Blick – weil er als Kriminalitätsschwerpunkt gilt. Schilder weisen die Passanten auf die Überwachung hin. Foto: Silvio Wyszengrad
sie zeigen, wie Drogen gegen Bargeld den Besitzer wechseln. Als die Polizei in so einem Fall ausrückte und den Drogenkäufer stellte, war der zunächst baff, als die Beamten sogar wussten, in welcher Jackentasche er die Drogen verstaut hatte.
Die Polizei verschweigt den Tätern nicht, wie sie ihnen auf die Schliche gekommen sind. Im Ge
„Wir weisen sie sogar auf die Videoüberwachung hin“, sagt Robert Kühnel. Die Polizei setzt darauf, dass die Kameras dann einen Abschreckungseffekt haben. Bislang ist das in den Zahlen noch nicht zu erkennen. Die von der Polizei festgestellte Kriminalität ist im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Im ersten Halbjahr 2018 hatte die
Polizei am Kö 118 Straftaten gezielt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es bereits 183 Taten – meist geht es um Gewalt- und Roheitsdelikte, Drogen oder Diebstahl.
Die Polizei hat dafür allerdings eine Erklärung. Christian Mergel ist im Augsburger Polizeipräsidium zuständig für das Projekt Videoüberwachung. Er sagt, durch die Kamegenteil: rabilder gelinge es nun öfter, mehrere Tatverdächtige zu ermitteln oder weitere Taten – etwa bei einer wechselseitigen Körperverletzung. Zudem werden seinen Angaben zufolge jetzt Taten entdeckt, von denen die Polizei ohne Videobilder gar nichts mitbekommen hätte. Im April etwa stellte ein Beamter beim Blick auf die Live-Bilder von dem Platz fest, dass ein Mann scheinbar bewusstlos unter den Bäumen im Kö-Park liegt. So bekam der Mann schnell medizinische Hilfe. Die Bilder zeigten auch, dass er zuvor Drogen genommen hatte. Und es gelang der Polizei sogar noch, den Verkäufer der Drogen zu ermitteln.
Es sind 15 Kameras, die den Königsplatz filmen. Ihr Objektiv ist so gut, dass man damit auch auf eine weitere Entfernung hin Gesichter erkennen kann. Die Bilder werden live zur Polizeiinspektion Mitte in der Frölichstraße und in die Einsatzzentrale des Präsidiums an der Gögginger Straße übertragen. Die Beamten schauen auch immer wieder auf die Bildschirme. Eine permanente 24-Stunden-Überwachung gibt es nicht. Die Daten werden aber alle erst einmal gespeichert und dann nach zwei Wochen automatisch gelöscht. Länger aufbewahrt werden nur jene Aufnahmen, die als Beweismittel dienen.
Die Polizei ist mit der Bilanz bisher zufrieden. Wie lange die Videoüberwachung am Kö bleiben soll, ist offen. Sollte die Zahl der Straftaten stark zurückgehen, dann könnten die Kameras irgendwann auch wieder überflüssig werden. In absehbarer Zeit rechnet Christian Mergel damit aber nicht. Es gebe immer wieder Schwankungen bei der Kriminalität, sagt er. Deshalb müsse man die Entwicklung der Sicherheitslage auf dem Platz auch über einen Zeitraum von mehreren Jahren beobachten.