Die Mondlandung kam für ihn viel zu früh
Weltraum Der Hobbyastronom Stefan Taube erzählt, was die Mondlandung für ihn bedeutet, warum sie aus seiner Sicht später noch mehr gebracht hätte und wie es weitergehen könnte mit dem größten Abenteuer der Menschheit
Königsbrunn/Diedorf Er spricht so mitreißend über das Abenteuer Mondlandung, dass die Terrasse des Cafés in Bobingen fast wirkt wie die Startrampe einer Mondrakete. Gemeint ist Stefan Taube aus Königsbrunn. Der studierte Physiker arbeitet bei einem Vertriebsunternehmen für optische Geräte. Dazu gehören auch astronomische Instrumente. So verbindet er Beruf und Privates. Denn wenn er frei hat, dann ist er aktives Mitglied der astronomischen Vereinigung Augsburg. Er bedient das große Teleskop in der Diedorfer Sternwarte und hält jeden ersten Freitag im Monat einen 45-minütigen Vortrag zum aktuellen Sternenhimmel. Und auch an diesem Nachmittag in Bobingen fesselt er neugierige Fragesteller. Die Mondlandung vor 50 Jahren sei für ihn so etwas wie eine Initialzündung gewesen, sagt er zu seiner Leidenschaft für Astronomie. Zwar sei er im Jahr 1969 erst geboren und hätte die Mission „Apollo 11“um einige Wochen verpasst, nichtsdestotrotz sei er im Alter von sechs Jahren bereits ein kleiner Experte für Mondlandungen gewesen. Er besaß einen Kinderdiaprojektor, auf welchem er eine komplette Diaserie der NASA wieder und wieder betrachtete. So habe auch ihn das Weltraumfieber erfasst und nie wieder losgelassen.
Als einziger Himmelskörper, der bisher von Menschen betreten worden ist, böte sich der Mond als „Einstiegsdroge“in das Thema Weltraum und Raumfahrt an.
Wäre er denn gerne mit zum Mond geflogen? „Natürlich,“sagt er, „aber nur zum Mond. Die Reise ist ja relativ kurz. Hin und zurück nur ein paar Tage. Reisen für längere Zeit, Monate oder gar Jahre, wie zum Mars, wären nichts für mich. Ich möchte nicht solange in so eine Sardinenbüchse eingesperrt sein.“
Als Hobbyastronom kann er dem Weltraum auch von der Erde aus nahe sein. Aus persönlicher, technischer und wissenschaftlicher Sicht, erzählt Taube, sei ihm die Landung auf unserem Trabanten eigentlich zu früh gekommen. „Diese Großtat war stark vom Wettbewerbsgedanken mit der Sowjetunion geprägt. Es kam bei diesem Wettrennen mehr darauf an, der Erste zu sein, als auf den praktischen Nutzen, der dabei herauskam.“Inzwischen seien die Möglichkeiten der Forschung auf dem Mond viel größer geworden. Das solle allerdings nicht heißen, dass die Apolloflüge keine wichtigen Erkenntnisse gebracht hätten, stellt der Hobbyastronom klar.
Taube ist auch deswegen fasziniert vom Mond, weil er eine große Besonderheit darstelle. „Kein ande
Planet in unserem Sonnensystem hat auch nur annähernd einen im Verhältnis zur Planetenmasse so großen Mond wie unsere Erde“, schwärmt er. Daher gebe es auch auf kaum einem anderen Planeten einen derart großen Einfluss eines Trabanten auf das Geschehen des Himmelskörpers, den er umkreist. Der Mond verursacht nicht nur Ebbe und Flut auf der Erde, er stabilisiert durch seine Schwerkraft auch die Erdachse. Das trägt sehr viel zu einem gleichbleibenden Wettergeschehen auf der Erde bei. Einen
Einfluss, wie ihn manche Leute auf Menschen oder Pflanzen bisweilen erkennen wollen, schließt Taube aber aus. Die meisten Theorien, was ein Vollmond alles bewirken könne, würden einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht standhalten.
Aber auch ohne Esoterik sei der Mond ein interessantes Gebilde. Dessen Erforschung sei immer noch nicht abgeschlossen. Erst kürzlich sei an den Mondpolen Wasser in Form von Eis nachgewiesen worden. Das mache den Mond automatisch wieder interessant. Denn darer mit würde es sich anbieten, dort eine Raumstation aufzubauen, um mithilfe des Wassers Sauerstoff und Wasserstoff zu gewinnen. Dies ließe sich dann als Raketentreibstoff nutzen und würde den Mond zu einem Startplatz machen, für weitere Missionen in das Sonnensystem.
Mittlerweile planen die NASA und weitere Raumfahrtagenturen, erneut auf dem Mond zu landen. „Das ist allerdings nicht so einfach, wie man denken könnte“, hakt Stefan Taube ein. Denn die alten Geräte stehen nicht mehr zur Verfügung, wären auch nicht mehr zeitgemäß. Vor allem aber dürfte es kaum mehr möglich sein, der Öffentlichkeit Projektkosten von 150 Milliarden US-Dollar zu erklären. Genau sowenig wie es nochmal möglich sein dürfte, weltweit 400000 Menschen für ein einziges Projekt arbeiten zu lassen“, so der Fachmann. Dies sei nur im Kalten Krieg machbar gewesen, als die Mondlandung eine Prestigeangelegenheit und die Herzenssache einer ganzen Nation war.
Aber man wisse ja nie genau, was kommen wird. Sicher ist nur: Der Anfang dieser unglaublich spannenden Entwicklung war 1969, als drei mutige Amerikaner Geschichte geschrieben haben.