Warum Geld aus Aichach in der Serengeti hilft
Stiftung Eleonore Beck hat mit ihrem Vermächtnis vor 20 Jahren den Grundstein gelegt, um im Sinne des Zoologen Bernhard Grzimek Artenschutzprojekte zu finanzieren. Auch in ihrer Heimatstadt Aichach hat sie Spuren hinterlassen
Eleonore Beck hat mit ihrem Vermächtnis vor 20 Jahren den Grundstein gelegt, um im Sinne des Zoologen Bernhard Grzimek Artenschutzprojekte zu finanzieren. Auch in ihrer Heimatstadt Aichach hat die Stifterin sichtbare Spuren hinterlassen.
Aichach Wer nach Tansania in den Serengeti-Nationalpark reist, der kann im Besucherzentrum auf eine Überraschung stoßen: ein Bild des Aichacher Rathauses. Lieselotte Pfundmair-Bischoff hat im März den Gruß aus dem Wittelsbacher Land dorthin gebracht. Die Verbindung zwischen Aichach und der Serengeti ist: Eleonore Beck. Die Aichacherin, die vor 20 Jahren gestorben ist, hat den Nationalpark selbst nie gesehen. Mit ihrem Vermächtnis hat sie aber viel zum Schutz des einzigartigen Ökosystems beigetragen.
Eleonore Beck, die aus einer Mühlenbesitzerfamilie stammte, war Erbin eines stattlichen Vermögens. Auslöser für ihr Engagement für die Serengeti war Bernhard Grzimek. Der Zoologe und spätere Direktor des Frankfurter Zoos weckte mit seinem Film „Serengeti darf nicht sterben“(1959) und der Fernsehreihe „Ein Platz für Tiere“Begeisterung und eine große Spendenbereitschaft. Schon 1978 verfügte Eleonore Beck in ihrem Testament, dass ein großer Teil ihres Vermögens der Naturschutzarbeit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) zufließen sollen – mit Schwerpunkt Serengeti. Thomas Kantenwein, ab 1984 ihr Steuerberater und Rechtsanwalt, sollte dafür das Vermögen – etwa 20 Millionen Euro – in „unveräußerliche Fonds“anlegen. Als Beck 1999 nach kurzer Krankheit 77-jährig starb, führte Kantenwein die Gründung der Eleonore-Beck-Stiftung zu Ende. 2001 war sie rechtsfähig. Seitdem fließen jährlich rund 600000 Euro an die ZGF – insgesamt schon über zehn Millionen Euro. Gleichzeitig ist das Stiftungsvermögen auf rund 30 Millionen Euro angewachsen.
Wie wirksam Becks Vermächtnis heute noch ist, machte Kantenwein als Vorsitzender des Stiftungsvorstands bei einem Besuch in Aichach deutlich. So habe die ZGF beim Start der Stiftung etwa 2,9 Millionen Euro jährlich investiert, heute seien es 14,2 Millionen. Die Bedeutung der Beck-Stiftung sei aber keineswegs gesunken. 9,8 Millionen seien Fremdmittel, unter anderem von der EU. Geld, das nicht für Verwaltungskosten verwendet werden darf. Diese deckt die Beck-Stiftung ab und ermöglicht so erst die Akquirierung weiterer Mittel, so Kantenwein. „Sie ist der Turbo der Zoologischen Gesellschaft.“
Die Arbeit der ZGF habe über die Jahre an Bedeutung gewonnen. „Es geht nicht nur um Artenschutz und Naturschutz, sondern um den Erhalt ganzer Ökosysteme.“Brächen
zusammen, sei die ganze Menschheit in Gefahr. Die ZGF finanziert auf der ganzen Welt ökologische Projekte. Diese umfassen auch das Umfeld und erschließen den Menschen dort Einkommensalternativen und leisten so auch Entwicklungshilfe. „Man kann nicht hoch genug einschätzen, was sie gemacht hat – für die ZGF und auch für Aichach“, so Kantenwein.
Auch ihre Heimatstadt hat Beck in ihrem Testament mit Grundstücken im Wert von etwa einer halben
Euro bedacht. Ausschließlich zu Zwecken der Altenbetreuung, verfügte sie: „Es soll den alten Leuten die Einsamkeit gemildert werden, wichtige Briefe etc. geschrieben werden und ein(e) individuelle Betreuung erhalten.“Die Stadt kaufte mit einem Teil davon das historisch wichtige NiedermayrHaus aus dem Jahr 1810 und sanierte es. Seit 2006 dient es als „Haus der Senioren“und ist ein Treffpunkt für die ältere Generation mit Kursangeboten, Vorträgen, Handdiese
arbeiten und Spielen. Und bald soll noch ein weiteres sichtbares Zeichen an die Wohltäterin erinnern: Stadt und Stiftung planen gemeinsam ein Wohnquartier in Aichach, direkt an der nach ihrem Großvater benannten Franz-Beck-Straße und neben der Villa, in der Eleonore Beck aufgewachsen ist. Die Wohnungen sollen zum marktüblichen Preis vermietet werden. Die Stadt will auf ihrer Grundstückshälfte laut Bürgermeister Klaus Habermann bezahlbaren Wohnraum schaffen, eventuMillion
ell als Mehrgenerationenprojekt. Etwa 40 Wohnungen könnten es werden. Das übrige Gelände soll über das Baulandmodell verkauft werden. 120 Wohnungen könnten entstehen.
Eleonore Beck ist nach ihrem Tod in München für immer nach Aichach zurückgekehrt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie bei ihren Schwestern im elterlichen Grab auf dem Alten Friedhof. Eine Bronzetafel auf der Grabplatte kündet von ihrer Stiftung für die bedrohte Tierwelt.