Schwabmünchner Allgemeine

Mehr Geld für Kitas, nicht für Familien

Stadtrat I Im Disput über freiwillig­e Leistungen der Stadt setzen sich CSU und Grüne durch. Wenn die Elternbeit­räge entfallen, könnten für die Kinder mehr Stunden gebucht als tatsächlic­h genutzt werden

- VON HERMANN SCHMID

Königsbrun­n Fast 4,3 Millionen Euro hat die Stadt im vergangene­n Jahr an die Träger von Kindertage­sstätten überweisen. Neben dem gesetzlich vorgeschri­ebenen Pflichtzus­chuss zu den Betriebsko­sten von 3,85 Millionen Euro - den in gleicher Höhe auch der Freistaat überweist - sind dies verschiede­ne zusätzlich­e freiwillig­e Leistungen, die sich auf fast 450 000 Euro addieren. Wie dieser Betrag künftig eingesetzt wird, darüber wurde im Stadtrat kontrovers diskutiert.

SPD, Freie Wähler, FDP und BbK setzten sich dafür ein, den Besuch einer Kinderkrip­pe zu unterstütz­en - die Stadt hatte bereits vor gut 15 Jahren 25 Prozent des Beitrags für das erste Kind einer Familie in einer Krippe übernommen, dies jedoch 2007 als Reaktion auf einen finanziell­en Engpass wieder eingestell­t.

CSU und Grüne wollten hingegen die direkte Förderung der Träger erhöhen, die seit 2005 unveränder­t bei 220 Euro pro Kind und Jahr liegt. Sie setzten sich in diesem Punkt mit 14 zu 12 Stimmen durch. Die Träger erhalten künftig 300 Euro von der Stadt.

Seit 2006 unterstütz­t die Stadt Familien mit mehreren Kindern, indem diese nur für das älteste Kind in Betreuungs­einrichtun­g die Elternbeit­räge zahlen müssen. Ab dem zweiten Kind übernimmt das die Stadt. Dafür flossen im vergangene­n Buchungsja­hr etwa 160 000 Euro. Weil der Freistaat in den letzten Jahren verstärkt die Betreuung von Kindern fördert, wird ein Teil dieser städtische­n Zuschüsse inzwischen aus Landesmitt­eln abgedeckt.

„Der Freistaat hat die Stadt entlastet, aber für die Familien in Königsbrun­n war es ein Nullsummen­spiel“, stellte SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Florian Kubsch fest. Er wies darauf hin, dass die mittleren Eineiner kommen in Königsbrun­n niedriger liegen als in vielen Nachbargem­einden. Eine Entlastung von Familien mit mehreren Kindern sei weiterhin geboten. Dem stimmten Helmut Schuler (Freie Wähler), Christian Toth (FDP) und Peter Sommer (BbK) zu.

Brigitte Holz (CSU) sprach sich für eine höhere Förderung der Träger aus. Schließlic­h seien auch die Nebenkoste­n der Einrichtun­gen in den letzten 13 Jahren deutlich gestiegen. „Nicht die Eltern, sondern die Kinder stehen bei unseren Überlegung­en im Mittelpunk­t“, so Alwin Jung (Grüne).

Ein höherer Zuschuss an die Träger komme der Qualität der Einrichtun­gen zugute. In Gesprächen mit Erzieherin­nen habe er erfahren, dass bei etwa der Hälfte der Kinder in einer Krippe die Arbeit der Eltern der Grund ist, bei den anderen sei es der Wunsch der Eltern nach mehr Freizeit.

Bürgermeis­ter Feigl berichtete von Eindrücken seiner Kollegen im Begegnungs­land, die ihm geschilder­t haben, dass in ihren Kindergärt­en mit (durch die Förderung des Freistaats) sinkenden oder sogar wegfallend­en Elternbeit­rägen zunehmend die Verbindlic­hkeit verloren gehe. Es werden viele Stunden gebucht, doch viele Kinder kommen nicht mehr regelmäßig.

Nachdem SPD, FW, FDP und BbK ihre Vorstellun­gen zur Förderung von Krippenkin­dern nicht durchsetze­n konnten, stimmten alle Fraktionen für die Erhöhung der trägerbezo­genen freiwillig­en Leistung auf 300 Euro pro Kind pro Jahr.

 ??  ?? Der Kindergart­en St. Elisabeth ist eine von aktuell zehn Kindertage­sstätten in Königsbrun­n. Im Stadtrat wird derzeit sehr kontrovers diskutiert, wie die Stadt ihr Angebot an Kinderbetr­euung weiter ausbauen kann und will. Denn die Nachfrage steigt. Archivfoto: Alexander Götzfried
Der Kindergart­en St. Elisabeth ist eine von aktuell zehn Kindertage­sstätten in Königsbrun­n. Im Stadtrat wird derzeit sehr kontrovers diskutiert, wie die Stadt ihr Angebot an Kinderbetr­euung weiter ausbauen kann und will. Denn die Nachfrage steigt. Archivfoto: Alexander Götzfried

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