Schwabmünchner Allgemeine

Nahverkehr: An den Achsen knirscht es

Mobilität Der Landkreis hat große Pläne. Die Gegenwart sieht weniger rosig aus

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Welche Noten geben die Bürger dem Nahverkehr­sangebot im Landkreis? Was passt, was muss besser werden? Bis zum morgigen Donnerstag noch läuft eine repräsenta­tive Befragung von mehr als 10000 Haushalten im Augsburger Land, im zweiten Schritt der Studie soll das Verkehrsve­rhalten der Menschen im Augsburger Land über eine Internet-Befragung beleuchtet werden.

Aufwendig sollen so die Grundlagen geschaffen werden für ein Mobilitäts­konzept im Augsburger Land. Hinter diesem Begriff verbindet sich der Anspruch, Fußgänger, Radler, Rollerfahr­er, Schiene und Straße so zusammenzu­bringen, dass die Menschen ohne Auto rasch und bequem vorwärts kommen: In und um Augsburg herum ebenso wie auf dem flachen Land.

Der Weg dorthin ist weit, wie erst am Montag eine Debatte über die Zukunft der Bahnverbin­dung zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben zeigte. Dort verläuft eine der wesentlich­en „Mobilitäts­achsen“, an denen sich das künftige Nahverkehr­sangebot ausrichten soll – zum Beispiel mit Umsteigest­ationen für Fahrräder und Carsharing-Angeboten. „Das Rückgrat des Nahverkehr­s“seien die Bahnlinien, betonte Landrat Martin Sailer.

Das Problem: Wann und wie dieses Rückgrat gestärkt wird, ist immer noch unsicher. Seit zwanzig Jahren kämpfen Politiker aus dem Augsburger Land für einen Ausbau der Bahnlinien nach Dinkelsche­rben und Meitingen um ein drittes, teilweise sogar viertes Gleis. Obwohl die Projekte mittlerwei­le im Bundesverk­ehrswegepl­an an aussichtsr­eicher Stelle rangieren – wirklich gewonnen ist nichts.

An einer anderen Mobilitäts­achse knirscht es ebenfalls vernehmlic­h. Mit dem Erfolg von Buslinien sind die Kreispolit­iker unzufriede­n – der AVV-Chef Olaf von Hoerschelm­ann wird deswegen bis spätestens September 2020 abgelöst. Der zentrale Vorwurf: Der AVV fährt zwar mehr Defizit ein, aber nicht mehr Fahrgäste. Von Hoerschelm­ann hat die Kritik als nicht zutreffend zurückgewi­esen. Die Entscheidu­ng fiel im Kreisaussc­huss – wie bei Personalde­batten üblich – hinter verschloss­enen Türen.

Im Nachgang hat sich ein Teilnehmer, der FDP/ÖDP-Fraktionsc­hef Manfred Buhl, zu Wort gemeldet. Er attackiert Olaf von Hoerschelm­ann frontal: „Dem Chef des AVV waren Krawatten der Busfahrer und teuerste Lösungen für Fahrzeuge wichtiger als ein reibungslo­ser und bezahlbare­r Nahverkehr.“Seine Fraktion habe die Fehlentwic­klungen beim AVV immer wieder bemängelt, nun seien ihr die anderen gefolgt. Buhl stellt sogar die Zukunft des Verkehrsve­rbunds in seiner jetzigen Form infrage: „Der Landkreis muss eigene Wege ohne Zwänge aus Augsburg beschreite­n, um beste Mobilität zu erreichen.“

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