Nahverkehr: An den Achsen knirscht es
Mobilität Der Landkreis hat große Pläne. Die Gegenwart sieht weniger rosig aus
Landkreis Augsburg Welche Noten geben die Bürger dem Nahverkehrsangebot im Landkreis? Was passt, was muss besser werden? Bis zum morgigen Donnerstag noch läuft eine repräsentative Befragung von mehr als 10000 Haushalten im Augsburger Land, im zweiten Schritt der Studie soll das Verkehrsverhalten der Menschen im Augsburger Land über eine Internet-Befragung beleuchtet werden.
Aufwendig sollen so die Grundlagen geschaffen werden für ein Mobilitätskonzept im Augsburger Land. Hinter diesem Begriff verbindet sich der Anspruch, Fußgänger, Radler, Rollerfahrer, Schiene und Straße so zusammenzubringen, dass die Menschen ohne Auto rasch und bequem vorwärts kommen: In und um Augsburg herum ebenso wie auf dem flachen Land.
Der Weg dorthin ist weit, wie erst am Montag eine Debatte über die Zukunft der Bahnverbindung zwischen Augsburg und Dinkelscherben zeigte. Dort verläuft eine der wesentlichen „Mobilitätsachsen“, an denen sich das künftige Nahverkehrsangebot ausrichten soll – zum Beispiel mit Umsteigestationen für Fahrräder und Carsharing-Angeboten. „Das Rückgrat des Nahverkehrs“seien die Bahnlinien, betonte Landrat Martin Sailer.
Das Problem: Wann und wie dieses Rückgrat gestärkt wird, ist immer noch unsicher. Seit zwanzig Jahren kämpfen Politiker aus dem Augsburger Land für einen Ausbau der Bahnlinien nach Dinkelscherben und Meitingen um ein drittes, teilweise sogar viertes Gleis. Obwohl die Projekte mittlerweile im Bundesverkehrswegeplan an aussichtsreicher Stelle rangieren – wirklich gewonnen ist nichts.
An einer anderen Mobilitätsachse knirscht es ebenfalls vernehmlich. Mit dem Erfolg von Buslinien sind die Kreispolitiker unzufrieden – der AVV-Chef Olaf von Hoerschelmann wird deswegen bis spätestens September 2020 abgelöst. Der zentrale Vorwurf: Der AVV fährt zwar mehr Defizit ein, aber nicht mehr Fahrgäste. Von Hoerschelmann hat die Kritik als nicht zutreffend zurückgewiesen. Die Entscheidung fiel im Kreisausschuss – wie bei Personaldebatten üblich – hinter verschlossenen Türen.
Im Nachgang hat sich ein Teilnehmer, der FDP/ÖDP-Fraktionschef Manfred Buhl, zu Wort gemeldet. Er attackiert Olaf von Hoerschelmann frontal: „Dem Chef des AVV waren Krawatten der Busfahrer und teuerste Lösungen für Fahrzeuge wichtiger als ein reibungsloser und bezahlbarer Nahverkehr.“Seine Fraktion habe die Fehlentwicklungen beim AVV immer wieder bemängelt, nun seien ihr die anderen gefolgt. Buhl stellt sogar die Zukunft des Verkehrsverbunds in seiner jetzigen Form infrage: „Der Landkreis muss eigene Wege ohne Zwänge aus Augsburg beschreiten, um beste Mobilität zu erreichen.“