Schwabmünchner Allgemeine

Krach ums geplante „Newseum“

Projekt Die Stiftung Deutsches Zeitungsmu­seum steigt aus dem neuen Medienbild­ungsprojek­t aus. Jetzt müssen Stadt und der Freistaat ein neues Konzept finden – auch für den richtigen Standort in Augsburg

- VON EVA MARIA KNAB

Früher wurden Passagen in Büchern und Zeitungen geschwärzt, wenn autoritäre Regime ihren Bürgern Nachrichte­n vorenthalt­en wollten. Dokumente dazu gibt es in einer einzigarti­gen Sammlung deutscher Zeitungsge­schichte, die in Augsburg lagert. Diese historisch­en Quellen hätten zusammen mit heutigen „Fake News“im Internet eine spannende Geschichte zählen sollen. Titel: Welche Folgen haben manipulier­te Nachrichte­n für Demokratie und Gesellscha­ft? Aus dem geplanten „Newseum“in Augsburg wird in dieser Form aber nichts.

Aktuell gibt es Krach um die Mediensamm­lung. Sie sollte teilweise – aber nicht komplett – in der neuen Augsburger Außenstell­e der Münchener Landeszent­rale für Politische Bildungsar­beit präsentier­t werden. Sammler Martin Welke ist nun so sauer, dass er mit seiner „Stiftung Deutsches Zeitungsmu­seum“(SDZM) aus den Planungen von Stadt und Freistaat ausgestieg­en ist. „In dieser Form wird aus dem Projekt nichts“, sagte er unserer Zeitung.

Der 78-Jährige kritisiert, er sei nicht einbezogen worden. „Man hat mich überrumpel­t.“Der Stiftungsz­weck schreibe vor, seine umfangreic­he Sammlung in einem eigenständ­igen Zeitungsmu­seum von nationalem Rang zu zeigen. Das könne juristisch nur in einem komplizier­ten Verfahren geändert werden. Welke will dies nicht.

Er hält wenig von den inhaltlich­en Plänen für das Augsburger „Newseum“. Einzelne Dokumente ohne den Zusammenha­ng der Sammlung „würden darin lediglich ein interessan­t aussehende­r Haufen Altpapier sein“, sagt er.

Für die neue Außenstell­e ist das ein Rückschlag. Der Koordinato­r bei der Stadt, Frank Plamboeck, erklärt: Die Stiftung Deutsches Zei

sei grundsätzl­ich gegen die digitale Kernausric­htung des Projekts. Für die Stadt und die Landeszent­rale sei dies jedoch grundlegen­d. Er sagt auch, man müsse nun beim Konzept umdenken, denn es fehle ein zentrales Element. Offenbar ist damit auch der Glaspalast als Standort nicht mehr sicher. Denn die gemeinsame Arbeitsgru­ppe für das neue Medienbild­ungszentru­m will erst ein neues Konzept entwickeln und dann im zweiten Schritt die passenden Räume suchen.

Mit der neuen Einrichtun­g sind große Erwartunge­n verbunden. Mi

nisterpräs­ident Markus Söder hatte die Augsburger Außenstell­e der Landeszent­rale im Wahlkampf versproche­n. Die angepeilte Eröffnung am 9. Oktober ist aber wegen vieler Verzögerun­gen längst nicht mehr zu halten.

Die Frage ist jetzt: Was bleibt von den großen Plänen am Ende übrig? Eine Arbeitsgru­ppe von Freistaat, Stadt und Landeszent­rale soll das Projekt weiter voranbring­en. Sie hat vor wenigen Tagen zum ersten Mal getagt und soll nun ein Kooperatio­nskonzept erarbeiten. Im Mittelpunk­t stehen die Themen Digitalitu­ngsmuseum

sierung, Extremismu­s und Social Media.

Das Augsburger „Newseum“beschäftig­te diese Woche auch die Stadträte im Organisati­onsausschu­ss. Plamboeck sagt, die Stadt stufe die neue Einrichtun­g weiterhin als wichtiges Projekt ein, das inhaltlich qualitätsv­oll aufgestell­t und konzipiert werden müsse. Stadt und Freistaat hätten auch erkannt, wie wichtig Medienbild­ung ist. Aufgabe der Stadt sei es nun, einen konzeption­ellen Beitrag zur Realisieru­ng zu liefern. Erst danach werde die Raumfrage wieder aktuell.

In Augsburg kommt immer wieder der Vorschlag, die neue Außenstell­e der Landeszent­rale in der historisch­en „Halle 116“in Pfersee unterzubri­ngen, die zum Erinnerung­sort werden soll.

Plamboeck sagt jedoch, dieser Standort sei aus Sicht der Landeszent­rale nicht geeignet. Diese sei seit zwei Jahren nicht mehr für Gedenkstät­ten und Erinnerung­sorte zuständig. Dennoch werde die Stadt auf Wunsch von SPD und Grünen im Workshop für die neue Außenstell­e der Frage nach der Eignung der Halle 116 nachgehen.

 ??  ?? Das große Vorbild: In Washington steht das „Newseum“, ein interaktiv­es Medienmuse­um. Für Augsburg war ein kleineres Projekt vorgesehen, das sich an dem US-Museum orientiere­n sollte. Doch die Idee in der bisherigen Form ist vom Tisch. Foto: Sam Kittner/Newseum
Das große Vorbild: In Washington steht das „Newseum“, ein interaktiv­es Medienmuse­um. Für Augsburg war ein kleineres Projekt vorgesehen, das sich an dem US-Museum orientiere­n sollte. Doch die Idee in der bisherigen Form ist vom Tisch. Foto: Sam Kittner/Newseum

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