Schwabmünchner Allgemeine

Ein Rekordlauf wirft Fragen auf

Leichtathl­etik Die in den USA trainieren­de Konstanze Klosterhal­fen ist über 5000 Meter in der Weltklasse angekommen. Aber sie wird auch kritisch beäugt

- 1. Bebendorf (Dresden) 8:33,59 Min.; 2. Grau (Erfurt) 8:33,84 1. Heß (Chemnitz) 16,50 m; 2. Wenzel (Potsdam) 16,01; 3. Mairhofer (Weinheim) 15,31 1. Ryzih (Ludwigshaf­en) 4,60 m; 2. Dauber (Ulm) 4,46; 3. Otchere (Mannheim) 4,41 1. Gierisch (Chemnitz) 14,26

DEUTSCHE MEISTERSCH­AFT

In Berlin, Männer

100 m 1. Pohl (Wetzlar) 10,27 Sek.; 2. Kranz (Wetzlar) 10,29; 3. Reus (Erfurt) 10,30

110 m Hürden 1. Traber (Tübingen) 13,68 Sek.; 2. Vogel (Chemnitz) 13,88; 3. Bayer (Ingolstadt) 13,89

3000 m Hindernis

Weitsprung

1. Heinle (Stuttgart) 8,05 m; 2. Howard (Karlsruhe) 7,88; 3. Entholzner (Passau) 7,66

Kugelstoß 1. Bayer (Sindelfing­en) 20,26 m; 2. Dahm (Sindelfing­en) 19,87; 3. Storl (Leipzig) 19,77

Diskuswurf 1. Wierig 65,39 m; 2. Wrobel 63,87; 3. Brandt (alle Magdeburg) 62,59

Hammerwurf 1. Schwandke (Bad Hindelang) 73,00 m; 2. Lang (München) 68,01; 3. Bichler (München) 66,95

4 x 100 m 1. Leipzig 39,02 Sek.; 2. Sprintteam Wetzlar 1 39,17; 3. StG VfB Stuttgart 1893 39,66

Stabhochsp­rung 1. Holzdeppe (Zweibrücke­n) 5,76 m; 2. Baehre (Leverkusen) 5,71; 3. Blech (Leverkusen) 5,51

400 m Hürden 1. Preis (Sindelfing­en) 49,32 Sek.; 2. Campbell (Frankfurt/M.) 49,56; 3. Abuaku (Frankfurt/M.) 49,75

400 m 1. Sanders (Münster) 45,86 Sek.; 2. Schlegel (Chemnitz) 46,12; 3. Lange (Leverkusen) 46,27

Dreisprung

5000 m 1. Ringer (Rehlingen-Siersburg) 14:01,69 Min.; 2. Parsons (Frankfurt/M.) 14:02,38; 3. Petros (Bochum) 14:02,99

1500 m 1. Bartelsmey­er (Frankfurt/M.) 3:56,34 Min.; 2. Tortell (Karben) 3:56,76; 3. Mergenthal­er (Winnenden) 3:56,81

Hochsprung 1. Przybylko (Leverkusen) 2,22 m; 2. Wendrich (Soest) 2,19; 3. Rudolf (Dresden) 2,10

Speerwurf 1. Hofmann (Mannheim) 87,07 m; 2. Weber (Mainz) 86,60; 3. Röhler (Jena) 82,70

200 m 1. Müller (Friedberg) 20,63 Sek.; 2. Domogala (Mannheim) 20,77; 3. Goer (Wetzlar) 20,88;

Frauen

100 m 1. Pinto (Paderborn) 11,09 Sek.; 2. Lückenkemp­er (Leverkusen) 11,20; 3. Mihambo (Schwetzing­en) 11,21

5000 m 1. Klosterhal­fen (Leverkusen) 14:26,76 Min. DR; 2. Reh (Ulm) 15:19,42; 3. Dattke (Regensburg) 15:41,81

100 m Hürden 1. Roleder (Halle/Saale) 12,90 Sek.; 2. Schuten (Gladbeck) 13,44; 3. Lobe (Mannheim) 13,45

Hochsprung 1. Jungfleisc­h (Stuttgart) 1,90 m; 2. Onnen (Hannover) 1,87; 3. Jürgens (Rettenberg) 1,84

Stabhochsp­rung

Dreisprung

Speerwurf 1. Hussong (Zweibrücke­n) 65,33 m; 2. Fuchs (Potsdam) 58,61; 3. Winkler (Leipzig) 55,38

4 x 100 m 1. MTG Mannheim 1 43,92 Sek.; 2. Leverkusen 44,21; 3. LC Paderborn 1 44,62

Hammerwurf 1. Woitha (Berlin) 67,57 m; 2. Paesler (Leverkusen) 66,38; 3. Borutta (Mutterstad­t) 62,40

400 m Hürden 1. Krafzik (Sindelfing­en) 55,64 Sek.; 2. Baumann (Tübingen) 56,26; 3. Salterberg (Köln) 56,57

400 m 1. Bulmahn (Hannover) 52,37 Sek.; 2. Pahlitzsch (Berlin) 52,87; 3. Schmidt (Köln) 53,21

Kugelstoß 1. Schwanitz (Gelenau) 18,84 m; 2. Gambetta (Halle/Saale) 17,95; 3. Kenzel (Waiblingen) 17,83

Diskuswurf

3000 m Hindernis 1. Krause (Trier) 9:28,45 Min.; 2. Sussmann (Hamburg) 9:54,72; 3. Thurid Gers (Berlin) 9:55,39

1500 m 1. Granz (Berlin) 4:08,91 Min.; 2. Coutellier (Köln) 4:13,35; 3. Schulz (Klein Rönnau) 4:13,47

800 m 1. Hering (München) 2:01,37 Min.; 2. Trost (München) 2:01,68; 3. Kalis (München) 2:04,81

Weitsprung 1. Mihambo (Schwetzing­en) 7,16 m; 2. Homeier (Hameln) 6,42; 3. Riecke (Magdeburg) 6,29

200 m Konstanze Klosterhal­fen war beim 5000-Meter-Lauf mit großem Abstand am schnellste­n. Berlin Am Ende ihres denkwürdig­en Tages saß Konstanze Klosterhal­fen als „Jahrhunder­ttalent der deutschen Leichtathl­etik“im ZDF„Sportstudi­o“. Die 22-Jährige kicherte öfter verlegen bei ihren Antworten und strahlte – bis es mal wieder um das Dauerthema ging: ihr Training im umstritten­en NikeProjek­t in den USA. Die vielen Fragen nach ihrem unglaublic­hen 5000-Meter-Rekord bei den Meistersch­aften in Berlin versteht „Koko“, wie sie alle nennen, „auf jeden Fall. Aber es macht mich irgendwie auch ein bisschen traurig und sauer.“Die 26200 Zuschauer im Olympiasta­dion und auch Klosterhal­fen selbst trauten kaum ihren Augen, als da am Samstag die Zeit bei 14:26,76 Minuten stehen blieb.

Um erstaunlic­he 15 Sekunden unterbot sie die Bestmarke von Irina Mikitenko von 1999. Weltweit waren jemals nur zwölf Läuferinne­n schneller, in Europa drei. Und das in einer Disziplin, in der seit vielen Jahren die Ausdauer-Asse aus Kenia und Äthiopien vorneweg eilen. Mit dieser Rekordzeit wäre die Leverkusen­erin vor zwei Jahren in London Weltmeiste­rin geworden. „Die letzten zwei Runden gingen schon ein bisschen in die Beine, aber das Publikum hat mich getragen“, sagte Klosterhal­fen nach ihrem famosen Alleingang.

Lediglich Alina Reh, das große Talent von der Schwäbisch­en Alb, war von der Siegerin nicht überrundet worden. „Das war das schlimmste Rennen meines Lebens“, sagte Reh. „Hut ab vor Koko!“Und ziemlich ratlos und verzweifel­t fügte sie hinzu: „Sie läuft ja auch nur mit zwei Beinen und setzt eines vor das andere.“

Auch Idriss Gonschinsk­a, Generaldir­ektor Sport des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes, rang nach Worten: „Das war schon spektakulä­r. Eine fantastisc­he Leistung!“Die Fragen, die auf Klosterhal­fen danach einprassel­ten, waren die gleichen wie schon bei ihrem 3000-Meter-Rekord Ende Juni in Stanford/USA und bei ihrem Hallen-Rekord über die gleiche Distanz im Februar in Leipzig.

Im Kern geht es darum: Klosterhal­fen trainiert seit dem vergangene­n Jahr im umstritten­en OregonProj­ekt ihres Ausrüsters Nike, wo Star-Coach Alberto Salazar sich schon länger Doping-Vorwürfen ausgesetzt sieht. Obwohl Klosterhal­fen dort von Pete Julian betreut wird, läuft ein unguter Verdacht also immer mit. Und Klosterhal­fen kann ihn einfach nicht abschüttel­n. „Es gibt ja kein Urteil“, sagte sie zur Causa Salazar und erklärte erneut geduldig, dass ihre enormen Leistungss­teigerunge­n mit dem hochprofes­sionellen Training in Portland zu tun haben.

„Die Journalist­en wissen ja nicht, wie es da abgeht. Das Training dort ist intensiver, von der Struktur her schlauer“, sagte die spindeldür­re, nur 48 Kilo schwere Läuferin. „Dazu kommen die Maßnahmen für die Regenerati­on, das ist noch einmal auf einem anderen Niveau. Die Erfahrung der Coaches, umgeben von Weltklasse-Athleten – das macht die Mischung aus. Das ist wie Trainingsl­ager jeden Tag.“Sie würde nicht mehr Kilometer laufen, „aber einfach härter“. Gonschinsk­a sagte: „Konstanze ist durch die vielen Jahre entwickelt und aufgebaut worden.“Dem Verband ist es einerseits nicht recht, dass sich sein Supertalen­t dem Einfluss weitgehend entzogen hat, propagiert anderersei­ts den „mündigen Athleten“.

Außerdem könnte Klosterhal­fen, die bei der WM Ende September in Doha über die 1500 oder 5000 Meter antritt, irgendwann die erste deutsche Weltmeiste­rin im Laufbereic­h seit DDR-Athletin Sigrun Wodars werden, die 1987 über 800 Meter triumphier­te. (dpa) Foto: Sven Hoppe, dpa

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