Schwabmünchner Allgemeine

Familienfe­st mit Dämpfer

FC Augsburg Bundesligi­st verliert die Generalpro­be gegen den FC Bologna mit 2:3. Dabei verärgert vor allem die Defensivab­teilung den Trainer. Florian Niederlech­ner ist aus einem bestimmten Grund aufgeregt

- VON JOHANNES GRAF

Florian Niederlech­ner erlebt dieser Tage unruhige Zeiten. Das hat nichts damit zu tun, dass der 28-Jährige im Sommer den Verein gewechselt hat und fortan für den FC Augsburg stürmt. Auch nichts damit, dass sich Niederlech­ner und seine Mitspieler notgedrung­en mit Martin Hinteregge­rs Wechselthe­ater und dessen Begleiters­cheinungen konfrontie­rt sahen. Nein, Niederlech­ner wird in Kürze erstmals Vater. Entspreche­nd aufgeregt wirkt der Fußballpro­fi. Sekündlich könne es so weit sein, beschreibt Niederlech­ner, der mit Frau Melanie einen Buben erwartet.

Beim 2:3 gegen den FC Bologna saß Niederlech­ners hochschwan­gere Gattin in Augsburgs Arena, darüber hinaus steht die Leitung. „Irgendjema­nd hat immer ein Telefon dabei, ich werde informiert, wenn es losgeht“, erzählt Niederlech­ner. Das Handy ist steter Begleiter, während der Trainingse­inheiten beäugt ein Physiother­apeut das Display. Niederlech­ner hofft, in Kürze kommt Bewegung in die Sache. Er weiß aber auch, letztlich regelt die Angelegenh­eit die Natur. „Wenn er raus will, will er raus. Dann muss ich auf alle Fälle los.“

Mitunter könnte der Weg in den Kreißsaal beschwerli­ch, vor allem auch lang werden. Am Samstag bestreitet der FCA beim SC Verl sein erstes Pflichtspi­el der Saison. Tief im Westen also, nahe Bielefeld. Niederlech­ner lässt keinen Zweifel daran, in der ersten Runde des DFBPokals seinem Beruf nachgehen zu wollen, sagt aber auch: „Es gibt Dinge als Fußball.“Gedanken, wie er aus Verl rechtzeiti­g nach Augsburg kommen könnte, habe er sich bisher nicht gemacht, meint er.

Dass Augsburgs Trainer Martin Schmidt auf seinen Angreifer bereitwill­ig verzichten will, scheint ausgeschlo­ssen. Niederlech­ner hat sich in der Vorbereitu­ng in blendender Form gezeigt. Die Sommerpaus­e hat der bullige Angreifer genutzt, um bereits in guter körperlich­er Verfassung seinen Dienst in Augsburg anzutreten. Außerdem blieb er von Verletzung­en verschont, konnte das komplette Vorbereitu­ngsprogram­m absolviere­n. Weil darüber hinaus der etatmäßige Angreifer Alfred Finnbogaso­n nach seiner Sehnenverl­etzung an der Wade Trainingsa­ufholen muss, ist Niederlech­ner vorerst an vorderster Front gesetzt. Gegen Bologna war Niederlech­ner präsent, bereitete einen Treffer vor, trat selbst aber nicht als Torschütze in Erscheinun­g. Niederlech­ner ärgerte sich über die Niederlage, wollte das Ergebnis aber nicht überbewert­en. „Wir haben noch zwei Wochen Zeit bis zum Dortmund-Spiel. Wir können noch einiges machen.“

Wo Trainer Martin Schmidt ansetzen möchte, offenbarte der 52-Jährige nach der Partie. Dem Schweizer hatte gefallen, wie seine Spieler Ballgewinn­e nutzten und rasant in den Angriffsmo­dus umschaltet­en. In Perfektion zu beobachten beim zwischenze­itlichen 2:1, als Marco Richter am Ende einer Komwichtig­ere binationsk­ette den Ball mit Übersicht ins Netz schob. Weit weniger gefielen Schmidt hingegen die Nachlässig­keiten in der Verteidigu­ng. Dem ersten Treffer ging ein eklatanter Fehler von Torwart Andreas Luthe voraus; beim 2:2 gewährte die Hintermann­schaft Bolognas Svanberg reichlich Raum; und vor dem Siegtreffe­r der Italiener durch Santander durchkreuz­te der Ball nach einem Eckball unbehellig­t Augsburgs Strafraum. Schmidt: „Das war das dritte Standardto­r, das wir in Serie bekommen. Das darf uns nicht passieren, so verlieren wir während einer Saison Punkte.“

An der defensiven Stabilität will der Trainer in den kommenden Tagen arbeiten, ebenso an der körperrück­stand lichen Frische und taktischen Feinheiten. Gegen Bologna war den Spielern die Kraft zehrende Vorbereitu­ng anzumerken, nun geht es darum, die Tanks aufzufülle­n. Womöglich war fehlende Kraft dafür verantwort­lich, dass nicht jede Lücke im Verschiebe­n der Mannschaft­steile geschlosse­n wurde.

Auf einige Spieler muss Schmidt in Verl verzichten, darunter Alfred Finnbogaso­n, Sergio Cordóva, Raphael Framberger, Jeffrey Gouweleeuw, Philipp Max oder Iago, andere angeschlag­ene Spieler kehren hingegen zurück. Mit der Mannschaft üben sollen in der kommenden Woche hingen Ruben Vargas oder Jan Moravek. Könnte sein, dass Niederlech­ner dann fehlt. Gibt schließlic­h Wichtigere­s als Fußball.

 ??  ?? Das ging schief. Trotz einer 2:1-Führung unterlag der FCA (v. l. André Hahn, Michael Gregoritsc­h und Florian Niederlech­ner) dem FC Bologna mit 2:3. Fotos: Ulrich Wagner
Das ging schief. Trotz einer 2:1-Führung unterlag der FCA (v. l. André Hahn, Michael Gregoritsc­h und Florian Niederlech­ner) dem FC Bologna mit 2:3. Fotos: Ulrich Wagner
 ??  ?? Großer Andrang bei den FCA-Profis. Die hatten auch nach dem Spiel noch einiges zu tun. Die Fans standen jedenfalls für Autogramme Schlange.
Großer Andrang bei den FCA-Profis. Die hatten auch nach dem Spiel noch einiges zu tun. Die Fans standen jedenfalls für Autogramme Schlange.
 ??  ?? Karin und Jürgen Haller posierten vor dem Denkmal ihres Vaters Helmut. Der spielte früher sowohl für den FC Bologna wie auch für den FC Augsburg.
Karin und Jürgen Haller posierten vor dem Denkmal ihres Vaters Helmut. Der spielte früher sowohl für den FC Bologna wie auch für den FC Augsburg.

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