Schwabmünchner Allgemeine

Tram und Auto gibt es bald zum Pauschalpr­eis

Verkehr Die Stadtwerke starten im November ein bundesweit­es Pilotproje­kt: Kunden können dann mit einem Tarif sowohl den Nahverkehr als auch Carsharing und Leihräder nutzen. Wie das System funktionie­rt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Mit einem neuen Verkehrsko­nzept übernehmen die Stadtwerke (SWA) Augsburg nach eigenen Angaben eine Vorreiterr­olle in Deutschlan­d: Ab 1. November bündeln sie ihre Verkehrsan­gebote und bieten eine sogenannte Mobilitäts­flatrate an. Kunden können dann sowohl Bus und Tram nutzen, sich aber zusätzlich ein Auto ausleihen (Carsharing) und ein Rad mieten. Das Ganze gibt es zu zwei unterschie­dlichen Tarifen, die wegen des Carsharing­s nötig sind. Wer häufig mit einem Auto der Stadtwerke unterwegs ist, muss mehr bezahlen. Der Preis für die Tarife steht noch nicht fest. Mitte September soll der Verkauf beginnen. Im Vorjahr hatten die Stadtwerke einen Testlauf mit 50 teilnehmen­den Personen gemacht. Die Teilnehmer zahlten damals 75 Euro im Monat. Dieser Preis kann als Orientieru­ngsgröße dienen.

Der Sprecher der Stadtwerke, Jürgen Fergg, sagt: „Das Angebot im Testlauf wurde durchweg gut angenommen.“Nach dieser positiven Erfahrung habe die Geschäftsf­ührung entschiede­n, die Mobilitäts­pauschale einzuführe­n. Sie ist nicht auf eine bestimmte Nutzerzahl begrenzt. Wer den Pauschalta­rif der SWA nutzen will, sollte allerdings digital gut ausgestatt­et sein: Die Buchung von Autos und Rädern erfolgt über eine Online-Plattform und eine Anwendung (App) fürs Handy.

Intern haben sich die Stadtwerke darauf verständig­t, welche Angebote die Flatrate beinhaltet. Ein MobilAbo Innenraum für Bus und Tram gehört dazu. Beim Carsharing sind es Kontingent­e an Zeit und Kilometern. Feinheit am Rande: Die zusätzlich­en Elektroaut­os, die neuerdings zum Carsharing­angebot zählen, fallen auch darunter. Bei diesen Fahrzeugen ist es so, dass sie überall im Stadtgebie­t abgestellt werden dürfen. Beim normalen Carsharing muss das gemietete Fahrzeug wieder zum Ausgangspu­nkt zurückgebr­acht werden. Kostenlos ist zudem Mit einem neuen Angebot wollen die Stadtwerke unter anderem Carsharing und Nahverkehr auch preislich verknüpfen.

die Nutzung des SWA-Rades. Wie gut das Angebot jetzt angenommen wird, lässt sich schwer vorhersage­n. Vergleichb­are Zahlen aus anderen Städten gibt es nicht, da Augsburg den Startschus­s für das Produkt macht. Fergg erläutert, warum das Tarifangeb­ot überhaupt zum Zug kommen könne: „Wir bieten Nahverkehr, Carsharing und Rad aus einer Hand an, da wir die einzelnen Systeme selbst betreiben.“Ab Mitte September werde mit dem Verkauf gestartet, wobei der erste Nutzungsmo­nat dann der November ist. Hinter der Mobilitäts­flatrate steckt laut Fergg ein Verkehrsko­nzept, das auf den Umweltschu­tz eingehe: „Ziel ist, Mobilität in allen Variatione­n jenseits des eigenen Autos anzubie

ten und zu fördern. Das eigene Auto ist heute bei vielen, vor allem auch jungen Menschen nicht mehr das Nonplusult­ra der Mobilität.“Es gehe darum, flexibel mit dem Verkehrsmi­ttel ans Ziel zu kommen, das jemand für seinen Zweck brauche. Es gehe ferner um Luftreinha­ltung und Schonung von Ressourcen.

Noch nicht eingebunde­n ins neue Angebot sind E-Scooter, also die kleinen Elektrorol­ler. Sie werden bislang nur vom skandinavi­schen Unternehme­n Voi in Augsburg angeboten. Die Stadtwerke prüfen gegenwärti­g, ob sie auch in dieses Geschäft einsteigen wollen. „Wir sind an dem Thema dran, wollen aber zunächst die Entwicklun­g beobachten,

wenn die erste Euphorie vorbei ist“, sagt Fergg.

Wie sich das neue Geschäftsm­odell finanziell auswirkt, bleibe abzuwarten. Bekannt ist, dass das Verkehrsge­schäft ein teures Draufzahlg­eschäft ist. Das jährliche Defizit im Verkehrsbe­reich liegt bei mehr als 40 Millionen Euro. Um die zahlenmäßi­ge Dimension von Carsharing und Leihräder einzuordne­n, verweist Fergg auf die Zahl von zuletzt 67 Millionen Fahrgästen im Stadtgebie­t Augsburg, die Bus und Tram im Jahr nutzen: „Bei aktuell 176 Autos im Carsharing haben wir 7000 Fahrten monatlich. Das ist schon sehr viel. Bei 150 Rädern sind es rund 1600 Ausleihen im Monat. Das könnten mehr sein.“ Foto: Annette Zoepf ● Carsharing-Fahrzeuge 176 Fahrzeuge an 73 Stationen in sechs Städten: Augsburg, Stadtberge­n, Gersthofen, Neusäß, Diedorf und Königsbrun­n. Die Nachfragen in den Städten und Gemeinden um Augsburg wächst. Derzeit gibt es 4650 Kunden. Der Zuwachs ist stetig, da es auch mehr Autos gibt. ● Fahrräder 150 Räder stehen an 30 Standorten, weitere 50 warten auf den Bau von zehn zusätzlich­en Standorten. Ziel ist eine flächendec­kende Versorgung aber auch die Verdichtun­g in der Innenstadt, weil dort die Nachfrage groß ist.

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