Schwabmünchner Allgemeine

Königsbrun­ner Autorinnen stellen sich Lesern

Bücher Gudrun Grägel und Brigitte Diefenthal­er haben in diesem Jahr beide neue Bücher herausgebr­acht. Die Mitglieder des Literaturk­reises haben sich die Werke kritisch angeschaut. Was die Schriftste­llerinnen zu den Anmerkunge­n sagen

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Königsbrun­n Der Literaturk­reis hat die beiden Neuerschei­nungen von Brigitte Diefenthal­er „Ins Dunkel geboren“und von Gudrun Grägel „Proseccolü­gen“gelesen und ausführlic­h darüber diskutiert. Zur Diskussion­srunde kommen die beiden Autorinnen und hören nicht nur Positives.

Das passt doch nicht zusammen, wenn sich eine exzellente Köchin immer wieder Auszeiten nimmt, um eine Zigarette zu rauchen. Schließlic­h brauche sie ihre Geschmacks­knospen beim Abschmecke­n von Soßen und Co. So lautet ein Kritikpunk­t der Literaturk­reis-Teilnehmer an dem Buch von Grägel. Über zwei Stunden diskutiert der Kreis mit Grägel und Diefenthal­er. Haupt-Protagonis­tin im Krimi Proseccolü­gen ist die Köchin Doro Ritter. Eine unkomplizi­erte aber neugierige junge Frau, die ihre Nase nicht nur in Kochtöpfe steckt, sondern so nebenher auch noch mysteriöse Unfälle aufklärt und auf eine tragische Familienge­schichte stößt.

Grägel war sich des Konflikts mit dem Rauchen durchaus bewusst, wie sie sagt, und thematisie­rt es auch in einem kurzen Dialog im Buch. Aber die Figur sei eben auch nicht perfekt und die Geschichte so angelegt, dass die Hauptperso­n – und so indirekt auch der Leser – immer wieder bei kleinen Gesprächen neue Details zu den Hintergrün­den er

fährt. Dafür war das Rauchen ein guter Vorwand.

Besonders die weiblichen Leserinnen hätten sich eine mutigere Doro gewünscht, beispielsw­eise als diese sexuell belästigt wird und den Täter ungestraft davon kommen lässt. „Auch Figuren in einem Roman entscheide­n sich nicht immer richtig“, gibt Grägel zu bedenken. Aber insgesamt gibt es viel Lob für die Königsbrun­ner Autorin. Die

sei eine wunderbare Sommerlekt­üre, die den Spannungsb­ogen hält, ohne zu dramatisie­ren. Die gewählte Sprache mit vielen kurzen Sätzen und teils flapsigen Ausdrücken passe hervorrage­nd zu der Hauptperso­n, aus dessen Perspektiv­e das Buch erzählt.

Den gewählten Schreibsti­l loben die Bücherfans auch bei Brigitte Diefenthal­er. Hier waren es die im Augsburger Dialekt gehaltenen Dialoge, die die Autorin ihren Protagonis­ten in den Mund legte und die besonders auffallen. Ihr Buch „Ins Dunkel geboren“erzählt die Geschichte eines Jungen, der in der Region während der NS-Zeit aufwächst. Die Dialoge sind kurz und immer auch aus dem Kontext erklärend, sodass auch Menschen ohne Dialektken­ntnisse sie verfolgen können. Diefenthal­ers Leidenscha­ft sind eigentlich Psycho-Thriller, die sie unter dem Pseudonym Brigitte Wolven veröffentl­icht. Sie habe auch Kinderbüch­er veröffentl­icht und da passen die verschiede­nen Genres einfach nicht zusammen, erklärt Diefenthal­er diesen kleinen Kunstgriff.

So blutrünsti­g wie in einem Thriller, geht es in ihrem neuen Roman nicht zu. Aber besonders der Anfang ist schwer verdaulich, da Josi, die Hauptfigur, häuslicher Gewalt ausgesetzt und keine Hilfe in Sicht ist. Der Roman basiert auf der Lebensgesc­hichte dreier realer Personen, erzählt Diefenthal­er. Alle Ereignisse gründen also auf tatsächlic­hen Erfahrunge­n, die sie zu einem Roman mit fiktiven Personen zusammenge­fügt hat. Die Literaturk­reis-Teilnehmer loben dann auch ausdrückli­ch, dass die Geschichte sehr glaubhaft ist und viel von dem Alltagsleb­en in der NS-Zeit erzähle, ohne mit erhobenem Zeigefinge­r die Menschen und ihr Leben anzupranGe­schichte gern. Eingeladen zu diesem besonderen Literatur-Austausch hatte Literaturk­reis-Leiterin Marion Kehlenbach. Die Figur der Köchin Doro Ritter ist so angelegt, dass ein Nachfolge-Roman die logische Konsequenz wäre, merkt Kehlenbach an. Ebenso bei Diefenthal­ers Buch, denn der Roman um Josi hört mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf. Wie geht es in der Nachkriegs­zeit mit Josi weiter? Beide Autorinnen bestätigen, dass sie bereits an einer Fortsetzun­g arbeiten.

Am Ende des Abends loben Grägel und Diefenthal­er die Diskussion­srunde mit den Buch-Liebhabern: „Das hat wirklich Spaß gemacht.“Kritik finde sie gut, wenn sie konstrukti­v ist, sagt Diefenthal­er, „dann kann man auch daraus lernen“. Und Grägel ergänzt: „Als Autoren geben wir unser Bestes, wenn wir nicht von unseren Büchern überzeugt wären, hätten wir sie nicht veröffentl­icht.“Aber es sei auch für sie eine ganz neue Situation gewesen, sich so den Lesern zu stellen und zu erfahren, wie diese den Text erlebt haben. (AZ)

OBücher Die diskutiert­en Bücher waren „Ins Dunkel geboren“von Brigitte Diefenthal­er, Wißner-Verlag, ISBN-13: 978-3957861825, 12 Euro, und „Proseccolü­gen“von Gudrun Grägel, Gmeiner-Verlag, ISBN-13: 978-3839223789, 14 Euro.

 ??  ?? Zwei Bücher hat der Königsbrun­ner Literaturk­reis um Literaturk­reis-Leiterin Marion Kehlenbach (Mitte) im letzten Monat gelesen, „Proseccolü­gen“und „Ins Dunkel geboren“. Zur entspannte­n Diskussion­srunde kamen auch die beiden Autorinnen Gudrun Grägel (links) und Brigitte Diefenthal­er. Foto: Stefanie Krißmer
Zwei Bücher hat der Königsbrun­ner Literaturk­reis um Literaturk­reis-Leiterin Marion Kehlenbach (Mitte) im letzten Monat gelesen, „Proseccolü­gen“und „Ins Dunkel geboren“. Zur entspannte­n Diskussion­srunde kamen auch die beiden Autorinnen Gudrun Grägel (links) und Brigitte Diefenthal­er. Foto: Stefanie Krißmer

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