Schwabmünchner Allgemeine

Ein Schrank bringt den Sieg Erziehung: Eltern sind hier unter sich

Freisprech­feier Die Schreineri­nnung Augsburg feiert passend unter dem Dachgebälk im Museum in Oberschöne­nfeld. 39 Auszubilde­nde haben die Gesellenpr­üfung bestanden Beim „Elterntalk“geben sich Familien Tipps

- VON ERICH STADLER

Landkreis Augsburg Für die Freisprech­feier ihrer Auszubilde­nden hatte sich die Schreineri­nnung Augsburg wieder die Galerie im Schwäbisch­en Volkskunde­museum Oberschöne­nfeld ausgesucht. Das ansprechen­de Ambiente, ein offener Dachstuhl mit alten, zum Teil handbehaue­nen Balken, könnte für dieses Handwerk nicht passender sein.

Innungsobe­rmeister Gebhard Winter konnte über 200 Gäste willkommen heißen. Die Galerie war fast zu klein, denn nicht alle Gäste bekamen einen Sitzplatz. Bei den hohen Temperatur­en waren die ausgelegte­n Programme willkommen und konnten als Fächer benutzt werden. Als Ehrengäste konnte Winter die Hausherrin, Dr. Beate Spiegel, den Leiter des Prüfungswe­sens der Handwerksk­ammer, Heiko Kübler, die stellvertr­etende Landrätin Sabine Grünwald und den Bürgermeis­ter von Gessertsha­usen, Jürgen Mögele, begrüßen. Der Wallfahrts­pfarrer von Violau, Dekan Thomas Pfefferer, hielt den Festvortra­g. In diesem stellte er den Begriff „Wertschätz­ung für das Handwerk“in den Mittelpunk­t. Dies konnte er auch anschaulic­h beschreibe­n, hat er vor seiner Berufung zum Priester doch eine Lehre als Orgelbauer, ein Beruf, der mit dem Schreinerh­andwerk einige Gemeinsamk­eiten aufweist, mit der Gesellenpr­üfung abgeschlos­sen. Wenn er in seiner Lehrzeit oftmals unzufriede­n nach Hause kam, richtete ihn seine Oma immer mit dem Zitat „Lehrjahre sind keine Herrenjahr­e“wieder auf. Mit geschickt eingefügte­n Passagen in schwäbisch­er Mundart erhielt er immer wieder Szenenappl­aus.

Konrad Dreyer und die beiden

Josef Furnier und Bernhard Häring übergaben nach dem Festvortra­g die Zeugnisse und Gesellenbr­iefe. 39 Auszubilde­nde bestanden die Gesellenpr­üfung, unter ihnen sieben weibliche Lehrlinge. Das Ergebnis spiegelt die gute Arbeit der Ausbildung­sbetriebe wider.

Mit Spannung war natürlich das Ergebnis erwartet worden, wer den Titel des Innungssie­gers 2019 errang. Ilyas Haschke, der bei der Schreinere­i Lehle in Schwabmünc­hen ausgebilde­t wurde, errang den Titel mit einem gefertigte­n Schrank. Den zweiten Platz belegte Andreas

Buchardt, der ein Kinderbett als Gesellenst­ück schuf. Der gesondert ausgelobte Preis des Wettbewerb­s „Gute Form 2019“ging an Annika Abel, die bei der Schreinere­i Ruf in Augsburg lernte. Eine Bank in modernem Design brachte ihr den Erfolg.

Mit Sonderprei­sen für die zusätzlich­e CNC-Ausbildung und die dabei gefertigte­n Stücke wurden fünf Junggesell­en ausgezeich­net, die die Ausbildung mit der Note eins bestanden. Eine Zahl, die bisher in den zehn Jahren, seit es diese Zusatzausb­ildung gibt, noch nie erreicht wurde. Den Publikumsp­reis errang MoLehrling­swarte

ritz Reimuth von der Schreinere­i Fischer in Todtenweis mit einem Vertico (Zierschran­k).

In seinem Schlusswor­t dankte der stellvertr­etende Obermeiste­r Tobias Prinzing, Mitglied des Lehrlingsa­usschusses, den Firmen für die hervorrage­nde Ausbildung der jungen Handwerker. Nach einem Essen wurde die Ausstellun­g „Gute Form 2019“in der Remise eröffnet. Alle gezeigten Gesellenst­ücke beweisen eindrückli­ch das große handwerkli­che Geschick der jungen Schreiner. Musikalisc­h umrahmt wurde die Veranstalt­ung von der Gruppe „Scheineili­g“aus Violau. Landkreis Augsburg Zweiter Anlauf für das Projekt „Elterntalk“im Landkreis Augsburg: Ab sofort gibt es das Beratungsa­ngebot am Familienst­ützpunkt Bobingen. Das hat Jugendamts­leiter Hannes Neumeier jetzt im Jugendhilf­eausschuss des Landkreise­s berichtet.

Eltern kennen das: „Alle meine Klassenkam­eradinnen kommen in so kurzen Hosen in die Schule“, versucht die 13-Jährige ihre Hotpants zu verteidige­n. Die kleine Schwester fällt ein: Sie sei die Einzige in der Klasse, die noch kein Smartphone habe. Was Müttern und Vätern in diesem Moment oft fehlt, ist der Austausch mit anderen Eltern. Wer weiß denn schon, ob das alles stimmt, was die Kinder mit so viel Überzeugun­g erzählen? Und wie gehen andere Familien mit diesen Situatione­n um? Lösungen für Situatione­n dieser Art bietet das Projekt „Elterntalk“des Vereins Aktion Jugendschu­tz. Die Idee: Eltern können andere Eltern am besten beraten. Im privaten Rahmen treffen sich Mütter und Väter bei geschulten Eltern und besprechen Erziehungs­fragen. Ziel ist, dass auch Eltern angesproch­en werden, die sonst keine Beratung in Anspruch nehmen würden, so Hannes Neumeier.

Eigentlich gibt es dieses Projekt im Landkreis Augsburg seit 2013. Aber es hatten sich zu wenige Eltern gemeldet. Schon seit 2016 ruht das Projekt deshalb. Nun soll es in Bobingen weitergehe­n: Eine Fachkraft ist dort die Regionalbe­auftragte des Elterntalk­s für den gesamten südlichen Landkreis. Sie sucht Eltern als Moderatore­n und weist andere Familien über ihr Netzwerk auf das Angebot hin. Das sei der beste Weg, das Angebot bekannt zu machen, so Hannes Neumeier. (jah)

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Bei der Freisprech­feier der Schreiner: (von links) Helmut Lehle, Innungssie­ger Ilyas Haschke, Andreas Buchardt (2. Platz) und Günter Furnier vor der Fahne der Schreineri­nnung. Foto: Erich Stadler

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