Ein Schrank bringt den Sieg Erziehung: Eltern sind hier unter sich
Freisprechfeier Die Schreinerinnung Augsburg feiert passend unter dem Dachgebälk im Museum in Oberschönenfeld. 39 Auszubildende haben die Gesellenprüfung bestanden Beim „Elterntalk“geben sich Familien Tipps
Landkreis Augsburg Für die Freisprechfeier ihrer Auszubildenden hatte sich die Schreinerinnung Augsburg wieder die Galerie im Schwäbischen Volkskundemuseum Oberschönenfeld ausgesucht. Das ansprechende Ambiente, ein offener Dachstuhl mit alten, zum Teil handbehauenen Balken, könnte für dieses Handwerk nicht passender sein.
Innungsobermeister Gebhard Winter konnte über 200 Gäste willkommen heißen. Die Galerie war fast zu klein, denn nicht alle Gäste bekamen einen Sitzplatz. Bei den hohen Temperaturen waren die ausgelegten Programme willkommen und konnten als Fächer benutzt werden. Als Ehrengäste konnte Winter die Hausherrin, Dr. Beate Spiegel, den Leiter des Prüfungswesens der Handwerkskammer, Heiko Kübler, die stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald und den Bürgermeister von Gessertshausen, Jürgen Mögele, begrüßen. Der Wallfahrtspfarrer von Violau, Dekan Thomas Pfefferer, hielt den Festvortrag. In diesem stellte er den Begriff „Wertschätzung für das Handwerk“in den Mittelpunkt. Dies konnte er auch anschaulich beschreiben, hat er vor seiner Berufung zum Priester doch eine Lehre als Orgelbauer, ein Beruf, der mit dem Schreinerhandwerk einige Gemeinsamkeiten aufweist, mit der Gesellenprüfung abgeschlossen. Wenn er in seiner Lehrzeit oftmals unzufrieden nach Hause kam, richtete ihn seine Oma immer mit dem Zitat „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“wieder auf. Mit geschickt eingefügten Passagen in schwäbischer Mundart erhielt er immer wieder Szenenapplaus.
Konrad Dreyer und die beiden
Josef Furnier und Bernhard Häring übergaben nach dem Festvortrag die Zeugnisse und Gesellenbriefe. 39 Auszubildende bestanden die Gesellenprüfung, unter ihnen sieben weibliche Lehrlinge. Das Ergebnis spiegelt die gute Arbeit der Ausbildungsbetriebe wider.
Mit Spannung war natürlich das Ergebnis erwartet worden, wer den Titel des Innungssiegers 2019 errang. Ilyas Haschke, der bei der Schreinerei Lehle in Schwabmünchen ausgebildet wurde, errang den Titel mit einem gefertigten Schrank. Den zweiten Platz belegte Andreas
Buchardt, der ein Kinderbett als Gesellenstück schuf. Der gesondert ausgelobte Preis des Wettbewerbs „Gute Form 2019“ging an Annika Abel, die bei der Schreinerei Ruf in Augsburg lernte. Eine Bank in modernem Design brachte ihr den Erfolg.
Mit Sonderpreisen für die zusätzliche CNC-Ausbildung und die dabei gefertigten Stücke wurden fünf Junggesellen ausgezeichnet, die die Ausbildung mit der Note eins bestanden. Eine Zahl, die bisher in den zehn Jahren, seit es diese Zusatzausbildung gibt, noch nie erreicht wurde. Den Publikumspreis errang MoLehrlingswarte
ritz Reimuth von der Schreinerei Fischer in Todtenweis mit einem Vertico (Zierschrank).
In seinem Schlusswort dankte der stellvertretende Obermeister Tobias Prinzing, Mitglied des Lehrlingsausschusses, den Firmen für die hervorragende Ausbildung der jungen Handwerker. Nach einem Essen wurde die Ausstellung „Gute Form 2019“in der Remise eröffnet. Alle gezeigten Gesellenstücke beweisen eindrücklich das große handwerkliche Geschick der jungen Schreiner. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Gruppe „Scheineilig“aus Violau. Landkreis Augsburg Zweiter Anlauf für das Projekt „Elterntalk“im Landkreis Augsburg: Ab sofort gibt es das Beratungsangebot am Familienstützpunkt Bobingen. Das hat Jugendamtsleiter Hannes Neumeier jetzt im Jugendhilfeausschuss des Landkreises berichtet.
Eltern kennen das: „Alle meine Klassenkameradinnen kommen in so kurzen Hosen in die Schule“, versucht die 13-Jährige ihre Hotpants zu verteidigen. Die kleine Schwester fällt ein: Sie sei die Einzige in der Klasse, die noch kein Smartphone habe. Was Müttern und Vätern in diesem Moment oft fehlt, ist der Austausch mit anderen Eltern. Wer weiß denn schon, ob das alles stimmt, was die Kinder mit so viel Überzeugung erzählen? Und wie gehen andere Familien mit diesen Situationen um? Lösungen für Situationen dieser Art bietet das Projekt „Elterntalk“des Vereins Aktion Jugendschutz. Die Idee: Eltern können andere Eltern am besten beraten. Im privaten Rahmen treffen sich Mütter und Väter bei geschulten Eltern und besprechen Erziehungsfragen. Ziel ist, dass auch Eltern angesprochen werden, die sonst keine Beratung in Anspruch nehmen würden, so Hannes Neumeier.
Eigentlich gibt es dieses Projekt im Landkreis Augsburg seit 2013. Aber es hatten sich zu wenige Eltern gemeldet. Schon seit 2016 ruht das Projekt deshalb. Nun soll es in Bobingen weitergehen: Eine Fachkraft ist dort die Regionalbeauftragte des Elterntalks für den gesamten südlichen Landkreis. Sie sucht Eltern als Moderatoren und weist andere Familien über ihr Netzwerk auf das Angebot hin. Das sei der beste Weg, das Angebot bekannt zu machen, so Hannes Neumeier. (jah)