Fünf Beamte müssen Häftling bändigen
Justiz Ein 28-Jähriger steht nach einem Vorfall in der JVA Landsberg vor Gericht
Landsberg Fünf Beamte waren im November 2018 nötig, um einen Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Landsberg unter Kontrolle zu bringen. Zuvor soll der heute 28-Jährige einen anderen Häftling mit einer Tasse attackiert und verletzt haben. Deswegen musste er sich nun vor dem Amtsgericht Augsburg verantworten. Die Anklage lautet gefährliche Körperverletzung und Angriff auf Vollstreckungsbeamte.
Der Tag in der JVA habe wie eigentlich immer begonnen, sagte einer der geladenen Vollzugsbeamten aus. Er habe gegen 7.45 Uhr mit dem Aufschluss der Zellen begonnen. Gleich in der ersten Zelle saß der Angeklagte. Die Staatsanwaltschaft wirft diesem vor, anschließend in die Zelle seines Opfers, das noch geschlafen habe, gegangen zu sein und ihm mit einer Tasse vier mal auf den Kopf geschlagen zu haben.
Der Geschädigte habe Wunden am Kopf davongetragen. Der Beamte, der für den Aufschluss an diesem Morgen zuständig war, hatte davon zunächst nichts mitbekommen, sagte er aus. „Ich habe etwa zehn bis 15 Minuten später die Information bekommen, dass es Probleme in der Zelle des Opfers gibt. Als ich dort ankam, saß dieser blutüberströmt da. Der Angeklagte war aber nicht mehr in der Zelle. Ich habe dann Verstärkung und die medizinische Abteilung gerufen.“Viel gesagt habe das Opfer nicht. Nur dass der Mann vom Tatverdächtigen angegriffen worden sei.
Der mutmaßliche Täter – von dessen rechter Hand laut dem JVABediensteten Blut tropfte – sei auf dem Gang angetroffen worden, habe sich ruhig verhalten und sich problemlos in seine Zelle bringen lassen. Bei der anschließenden Befragung habe der Mann nur angegeben, dass er unschuldig sei. Mit der Ruhe war es aber schnell wieder vorbei. „Urplötzlich ist er ohne erkennbaren Grund ausgerastet und hat mit der Faust gegen die Wand geschlagen. Als wir zu zweit versucht haben, ihn unter Kontrolle zu bekommen, ist er unter das Bett gekrochen, hat sich festgeklammert und hat seinen Kopf mehrfach gegen die Betonträger geschlagen, an dem das Bettgestell befestigt ist.“
Erst mit fünf Kollegen sei es letztlich gelungen, dem 28-Jährigen Hand- und Fußfesseln anzulegen und ihn in die Sicherheitszelle zu bringen. Bei der Auseinandersetzung verletzte sich ein Beamter an der Hand, als diese zwischen dem Bettgestell und dem Körper des Angeklagten eingeklemmt wurde.
Der Angeklagte gab zwar zu Prozessbeginn an, erst einmal nichts sagen zu wollen, hatte aber während der Verhandlung erhöhten Gesprächsbedarf. Zweimal wurde die Sitzung unterbrochen und er zog sich mit seinem Anwalt zurück. Auch während der Verhandlung musste der Verteidiger seinen Mandanten immer wieder bremsen. „Ich muss jetzt der Zeugenaussage zuhören“, mahnte er beispielsweise.
Weil das Opfer der Tat aber nicht zum Gerichtstermin erschien und weitere Fragen offenblieben, wurde der Prozess vertagt. Nach Ansicht des Richters müsse zudem der Beamte gehört werden, der damals das Protokoll über die Vorkommnisse anfertigt hatte.
„Laden Sie bitte auch den Dolmetscher ein, dessen Aussagen letztlich im Protokoll niedergeschrieben wurden“, forderte der Verteidiger. Zudem benannte er weitere Insassen der JVA Landsberg, die gehört werden sollten und seinen Mandanten entlasten, so der Verteidiger. Nächster Prozesstermin ist am 9. August. (chmü)