Schwabmünchner Allgemeine

Wenn das E-Bike zu schnell wird

Sicherheit Am Wochenende starben in Bayern wieder zwei Elektro-Radler. Ein Experte berichtet, wer besonders gefährdet ist und was die Lösung sei

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Augsburg Am Wochenende bei bestem Wetter waren viele in Bayern mit dem Rad unterwegs. Doch für zwei E-Bike-Fahrer endete ihr Ausflug tödlich. Im Kreis AichachFri­edberg stürzte ein 55-Jähriger und verletzte sich tödlich am Kopf. In der Fränkische­n Schweiz prallte ein 81-jähriger Radler mit einem Auto zusammen und starb. Wie gefährlich sind die motorisier­ten Räder, wie könnte man sie sichern?

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallfors­chung der Versichere­r (UDV), ist Fachmann für solche Fragen. „Die Zahl der verletzten und getöteten E-Bike-Fahrer ist überpropor­tional gestiegen“, sagt er. So stieg 2018 in Bayern die Zahl der Unfälle um 52,5 Prozent auf 1475 Verkehrsun­fälle an, teilt das bayerische Innenminis­terium auf Anfrage unserer Redaktion mit. Allein im ersten Halbjahr sind 29 Radfahrer im Straßenver­kehr gestorben, darunter waren sechs E-BikeFahrer.

„Die Nutzergrup­pe der Senioren ist das Problem“, sagt Brockmann. Viele ältere Menschen, die gar nicht mehr fahren könnten, seien dank der Räder mit Antrieb wieder auf der Straße unterwegs. „Die E-Bikes Die Geschwindi­gkeit ist gerade für Ältere ein Problem. Foto: Roland Weihrauch, dpa

sind zu schwer und zu schnell für sie“, sagt der Unfallfors­cher. Die Folge sei, dass viele die Kontrolle über das Zweirad verlieren würden. Leichte Stürze würden aber bei älteren Menschen schnell zu schweren Verletzung­en wie Brüchen führen.

Der Leiter der UDV empfiehlt daher, dass die Endgeschwi­ndigkeit der E-Bikes an die Tretkraft der Nutzer gekoppelt werden sollte. „Ältere Menschen können vielleicht eine Geschwindi­gkeit von maximal zwölf Kilometern pro Stunde erreichen, dank den E-Bikes kommen sie aber auf 25 Stundenkil­ometer oder sogar mehr. Das wäre Rennradges­chwindigke­it“, sagt Brockmann. Würde die Geschwindi­gkeit über die Tretkraft geregelt werden, könnten die Senioren immer noch mit Leichtigke­it Steigungen bezwingen, würden aber auf gerader Strecke keine so hohen Geschwindi­gkeiten mehr erreichen. „Doch die Regierung sieht keinen Bedarf bei der Regulierun­g“, bedauert Brockmann. Laut dem Experten sind 2018 in ganz Deutschlan­d 89 E-Bike-Fahrer gestorben.

Eine weitere Lösung wäre die Helmpflich­t. Doch: „E-Bikes werden als Fahrräder eingestuft“, sagt Brockmann. Und für diese ist das Tragen eines Helms keine Pflicht, nur eine Empfehlung.

Ein weiteres Problem aus Sicht des Experten seien E-Mountainbi­kes. „Jedoch tauchen sie in keiner Verkehrsst­atistik auf, da die Unfälle auf keinen Straßen stattfinde­n“, sagt er. Seiner Meinung nach würden viel mehr Menschen auf den Berg hochkommen, die aber nicht fähig seien, wieder herunterzu­fahren. „Das große Gewicht der Räder schiebt mehr nach unten“, erklärt Brockmann. „Die österreich­ischen Kollegen vom Kuratorium für Verkehrssi­cherheit berichtete­n uns bereits von mehr Fällen in der Alpenregio­n.“

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