Fan-Liebe kann richtig wehtun
Wer sich noch an „Wetten, dass . .?“erinnern kann, dem dürfte diese Szene bekannt vorkommen: Unten auf der Bühne tritt ein Teenager auf, den das Gros der Ü50-TV-Zuschauer nicht zuordnen kann, oben auf der Tribüne kreischt eine Gruppe Zahnspangen tragender Groupies, die für einen späteren Beginn des „Sportstudios“sorgt. Der Oma auf dem Sofa wird klargemacht: Achtung, das ist ein Star! Den musst du kennen! Heute bedarf es keiner samstäglichen Unterhaltungsshow mehr, um die Wichtigkeit einer Person in die Öffentlichkeit zu tragen. Ein kurzer Blick auf die Anzahl der Instagram-Follower genügt.
Wobei sich in einer Sache „Wetten, dass . .?“und das soziale Netzwerk nicht unterscheiden: Erst der Fan, beziehungsweise deren Anzahl, macht einen Menschen zum Star. In ihrer Leidenschaft trennt die Anhänger von einst und heute wenig, früher flogen je nach Alter Plüschtiere oder BHs auf die Bühne, heute erhalten die Angebeteten per Mausklick virtuelle Herzen und Kussmünder. Durch das Internet wird Starkult erleichtert, auf Schritt und Tritt kann der Bewunderer seinem Liebling folgen. Dieser wiederum teilt Hochglanzfotos, die
Mohamed Salah neben Louis, der gegen eine Laterne gelaufen war. Foto: Twitter
PR-Agenturen erstellen. Personenkult muss schließlich gepflegt werden – und zwar beidseitig.
Umso ekstatischer reagiert der Fan, trifft er im wahren Leben auf sein Idol. Klare Gedanken zu fassen – nicht mehr möglich. Alles um einen herum verschwimmt, nur noch eines zählt: Dem Star möglichst nah kommen. Als Louis mitten in Liverpools Innenstadt Fußballprofi Mohamed Salah in dessen Auto erblickte, rannte er los. Wie von Sinnen jagte er dem Wagen und dessen prominentem Fahrer hinterher, um ihm zuzuwinken.
Durch nichts schien sich Louis aufhalten zu lassen. Bis, ja bis er Bekanntschaft mit einem Laternenmasten machte. Mit voller Wucht knallte der Bub gegen den Pfosten, seine blutige Nase zeugte von der Begegnung. Die ganze Welt schien sich in diesem Moment gegen Louis verschworen zu haben. Salah weg, Aua an der Nase. Doch der Starkicker aus Ägypten hatte im Rückspiegel gesehen, wie das Unheil seinen Lauf genommen hatte. Er drehte um, erkundigte sich und umarmte den Buben. Fan-Liebe kann manchmal richtig wehtun. Aber zugleich glücklich machen.