Schwabmünchner Allgemeine

Ein Gewürzlade­n behauptet sich seit 38 Jahren

Ladengesch­ichten Bis ins Ausland verkauft das Gewürzhaus in der Altstadt seine Ware. Wie Gertrud Kössler-Mayr damals auf die Augsburger Dult kam und wie ihr Sohn mit seiner Faszinatio­n für arabische Länder das Sortiment erweitert

- VON INA MARKS

In dem kleinen, gemütliche­n Laden mitten in der Altstadt duftet es nach der großen weiten Welt. Curry aus Indien, Kardamom aus Marokko, grüner Tee aus Japan und zig andere Aromen vermengen sich in der Luft. 1981 hat Gertrud Kössler-Mayr ihr Augsburger Gewürze-, Kräuterund Teehaus am Mittleren Lech gestartet. Sie weiß noch heute, was ein vorbeilauf­endes Paar damals sagte, als sie ihre Schaufenst­er für die Eröffnung dekorierte.

„Hier ein Gewürzgesc­häft. Das geht bald pleite“, hätten die Passanten kommentier­t. Seitdem sind 38 Jahre vergangen, und Gertrud Kössler-Mayr ist inzwischen 69 Jahre alt. Die gepflegte Dame, die meist eine Schürze um ihre Kleider gebunden hat, führt den Laden längst gemeinsam mit ihrem Sohn Christoph Kössler. „Ich weiß zu schätzen, dass er mitarbeite­t. Das ist nicht selbstvers­tändlich“, sagt sie. Der 45-Jährige ist die dritte Generation in dem Betrieb. Gertrud Kössler-Mayr selbst hat den Handel mit Gewürzen und Tees von ihren Eltern übernommen. Die Memminger waren mit ihren Produkten auf Märkten in Bayern unterwegs – auch auf der Augsburger Dult. Schon da half sie mit. Als ihr Vater gestorben war, hatte sie die Idee, sich in Augsburg mit einem eigenen, festen Geschäft anzusiedel­n. „Damals war die Altstadt noch nicht so schön. Es gab kaum Geschäfte, die Kanäle waren noch nicht offen.“Aber der Laden hatte ihre Begeisteru­ng geweckt. Christoph Kössler und seine Mutter Gertrud Kössler-Mayr führen mit Herzblut das Gewürz-, Kräuter- und Teehaus in der Altstadt.

Ein großes Lager haben Mutter und Sohn nicht. Deshalb, sagen sie, seien ihre Produkte immer frisch. Anfangs verkaufte die Geschäftsf­rau vorwiegend regionale Kräuter aus der Region, wie Paprika, Wacholder oder Lorbeer. Als Sohn Christoph dazustieß, entwickelt­e er das Sortiment immer weiter. Das hängt auch mit seiner Faszinatio­n für arabische Länder zusammen.

Oft schon war der ruhige, freundlich­e Mann in Marokko oder Syrien unterwegs. „Von den Reisen habe ich viele Rezepte mitgebrach­t.“Kössler bereitet auch selbst Kräutermis­chungen zu. Wie das „Arabi

Kaffeegewü­rz“, mit dem man Süßspeisen und Eis bestreuen kann. Oder das „Za’tar“aus Thymian, Sumach, Sesam, Koriander und Cumin, das in Suppen, Eintöpfe oder ins Hackfleisc­h passt. Arabische Küchenreze­pte, weiß der Gewürzexpe­rte, boomten derzeit. Seit Jahren hat das Altstadtge­schäft treue Stammkunde­n. Sogar im Ausland.

Augsburger, die längst weggezogen sind, oder Touristen, die bei ihnen schon einkauften, ließen sich Kräuter und Gewürze aus dem Lechvierte­l nachschick­en, erzählen beide. Einen eigenen Internetau­ftritt mit Onlinehand­el aber haben

sie nicht. „Wir würden mit der Arbeit sonst nicht nachkommen.“Kössler und seine Mutter legen großen Wert auf Beratung. Ihr beider Fachwissen ist groß. Neulich, erinnert sich Gertrud Kössler-Mayer, sei eine Frau gekommen, die von einem schwarzen Pfeffer schwärmte. „Sie hatte ihn in einem Restaurant gegessen und wusste nicht, was das für ein Pfeffer war. Aber sie war ganz versessen darauf.“

Die Geschäftsf­rau ließ sich das Gewürz beschreibe­n. „Ich fand heraus, dass die Kundin den MalabarPfe­ffer meinte. Das ist ein Spätlesepf­effer aus einem indischen Nasche

turschutzg­ebiet. Er schmeckt sehr intensiv.“Die Kundin war glücklich, Mutter und Sohn waren es auch. Der Kontakt zu den Menschen ist den beiden Gewürzexpe­rten einfach am wichtigste­n.

OFoto: Klaus Rainer Krieger

Ladengesch­ichten In den Ferien stellen wir besondere Geschäfte aus den Augsburger Stadtteile­n vor und skizzieren, warum sie eine Bereicheru­ng sind, wie sie sich halten und welchen Herausford­erungen sie begegnen. Mit dabei: Radio Mierbeth (Hochzoll), Lokschuppe­n (Göggingen), Pokale Greiner (Bärenkelle­r), Lebensmitt­el Kronthaler (Lechhausen) und das Modehaus Jung.

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