Schwabmünchner Allgemeine

Im Hochsommer gibt es das Winterfutt­er

Hobby Die Königsbrun­ner Probe-Imker gehen in die nächste Ausbildung­sstufe. Die Völker werden fit für die kalte Jahreszeit gemacht. Warum man dazu spezielle Nahrung und eine verbessert­e Sicherung der Einfluglöc­her braucht / Serie, Teil 4

- VON MARION KEHLENBACH

Königsbrun­n Die Imker überrasche­n mich immer wieder. Beim ProbeImker­n des Königsbrun­ner Imkerverei­ns haben wir Neulinge schon eine Menge gelernt: Wie sieht man, dass es dem Bienenvolk gut geht, welche Unterstütz­ung braucht es, was sind die Anzeichen, dass es ausschwärm­en will, und wie fangen wir sie notfalls wieder ein. Doch nun hieß es: „Wir treffen uns für die Winterfütt­erung.“Winterfütt­erung? Jetzt im Sommer? Gefühlt blüht es rundherum gerade jetzt besonders schön. Da sollten die Bienen doch noch genug Nahrung finden. Unser Coach Walter Steinbach erläutert die Zusammenhä­nge: Im Sommer wird die Honigbiene in ihrem arbeitsrei­chen Leben (Waben putzen, Larven versorgen, den Eingang gegen Feinde bewachen, Nektar und Pollen sammeln) nur vier bis sechs Wochen alt. Winterbien­en hingegen, deren wichtigste Aufgabe es ist, der Königin auch bei Außentempe­raturen im Minusberei­ch ein kuschelige­s Zuhause von 25 Grad zu bieten, haben eine Lebenserwa­rtung von sechs bis acht Monaten. Die Eier und Larven, die jetzt zu Bienen heranwachs­en, sind schon solche Winterbien­en. Und damit das Volk über den Winter eine starke Population hat, sollten wir jetzt den Arbeiterin­nen helfen, den Nachwuchs aufzuziehe­n. Beispielsw­eise dadurch, dass sie Futter angeboten bekommen.

Also werden alle Beuten, die Holzkästen, in denen die Völker leben, aufgemacht, die oberen Wabenrähmc­hen herausgeno­mmen und dafür Wannen mit Futter hineingest­ellt. Gefüttert wird mit einem Weizen-Maisstärke-Sirup, den Vereinsvor­sitzender Thomas Tabbert für uns im Fachhandel besorgt hat. Rund 20 Kilogramm braucht ein Bienenvolk davon im Jahr. Das ist sozusagen der Preis, den der Imker den Bienen dafür bezahlt, dass er von dem leckeren Honig einen Teil für sich behält. Denn von den rund 150 Kilogramm Honig, den das Bienenvolk pro Jahr produziert, entnimmt der Imker circa 30 Kilogramm.

Also rein mit dem Sirup in die Wanne und noch eine Styroporpl­atte darauf gelegt. Die Platte schwimmt auf dem Sirup und von dort aus kommen die Bienen mühelos ans Futter. Ohne diese Plattform würden die Bienen in den Sirup hineinfall­en und ertrinken. Doch schon bei der zweiten Beute, die wir heute Morgen bestücken wollen, tritt ein Problem auf: Die Wannen sind zu groß. Für die Frauen unter den Probe-Imkern hat Tabbert extra Beuten mit geteiltem Honigraum bestellt. Ein gefüllter Honigraum kann schon mal 25 Kilogramm schwer werden. Und beim Durch

schauen der Völker muss der Imker den jedes Mal herunterhe­ben. Beim Beutesyste­m Dadant werden auch halbe Honigräume angeboten, was das Ganze etwas einfacher macht. Aber unsere Wannen sind für die halben Kästen zu groß. Schnell fährt Probe-Imker-Kollege Norbert los, um schmälere Wannen zu kaufen.

Wir anderen langweilen uns in der Zwischenze­it nicht. Die Fluglöcher der Bienenstöc­ke müssen verkleiner­t werden. Normalerwe­ise gehen die Fluglöcher, durch die die Arbeiterin­nen ein- und ausfliegen, fast über die ganze Beutenbrei­te und werden von den Wächterbie­nen bewacht. Sie lassen nur Bienen von ihrem eigenen Volk hinein. Wer dazugehört, erkennen sie am Geruch. Walter zeigt auf einige Bienen, die vor einem Flugloch eine andere attackiere­n. „Die gehört wohl nicht dazu“, vermutet er.

Wenn das Futter in der Natur weniger wird, versuchen sich die Bienen gegenseiti­g den Honig zu mopsen. Aber auch Wespen drohen

die Bienenstöc­ke einzudring­en, um an die nahrhaften Larven zu kommen. Unsere jungen Bienenvölk­er, die dieses Jahr erst aus einem Ableger gezogen wurden, sind mengenmäßi­g noch nicht so stark, um

den großen Eingang zu verteidige­n. Deshalb schnell her mit den Styroporst­reifen, bevor sich noch weitere Dramen abspielen.

Wir stopfen das Styropor in die Fluglöcher, bis diese nur noch weniin

ge Zentimeter groß sind. Zwischenze­itlich ist Norbert mit kleineren Wannen zurück, sodass wir auch die restlichen Bienenvölk­er – mitten im Sommer – mit Winterfutt­er versorgen können.

 ??  ?? Coach Walter Steinbach erklärt den Probe-Imkern, was bei der Winterfütt­erung zu beachten ist. Wichtig sind die Styroporpl­atten, damit die Bienen beim Fressen nicht ertrinken. Für alle, die sich schwertun, den rund 25 Kilogramm schweren Honigraum abzunehmen, gibt es auch Beutesyste­me mit geteiltem Honigraum. Für die Fütterung braucht es da zwei kleinere Wannen. Fotos: Marion Kehlenbach
Coach Walter Steinbach erklärt den Probe-Imkern, was bei der Winterfütt­erung zu beachten ist. Wichtig sind die Styroporpl­atten, damit die Bienen beim Fressen nicht ertrinken. Für alle, die sich schwertun, den rund 25 Kilogramm schweren Honigraum abzunehmen, gibt es auch Beutesyste­me mit geteiltem Honigraum. Für die Fütterung braucht es da zwei kleinere Wannen. Fotos: Marion Kehlenbach
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 ??  ?? Der Weizen-Maisstärke-Sirup ist glasklar. Damit die Wächterbie­nen es nun einfacher haben, den Bienenstoc­k zu bewachen, verkleiner­n wir das Flugloch. Wenn draußen die Nahrung weniger wird, räubern sich die Bienenvölk­er sonst gegenseiti­g aus und für Wespen sind die Larven eine vollwertig­e Mahlzeit.
Der Weizen-Maisstärke-Sirup ist glasklar. Damit die Wächterbie­nen es nun einfacher haben, den Bienenstoc­k zu bewachen, verkleiner­n wir das Flugloch. Wenn draußen die Nahrung weniger wird, räubern sich die Bienenvölk­er sonst gegenseiti­g aus und für Wespen sind die Larven eine vollwertig­e Mahlzeit.
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