Im Hochsommer gibt es das Winterfutter
Hobby Die Königsbrunner Probe-Imker gehen in die nächste Ausbildungsstufe. Die Völker werden fit für die kalte Jahreszeit gemacht. Warum man dazu spezielle Nahrung und eine verbesserte Sicherung der Einfluglöcher braucht / Serie, Teil 4
Königsbrunn Die Imker überraschen mich immer wieder. Beim ProbeImkern des Königsbrunner Imkervereins haben wir Neulinge schon eine Menge gelernt: Wie sieht man, dass es dem Bienenvolk gut geht, welche Unterstützung braucht es, was sind die Anzeichen, dass es ausschwärmen will, und wie fangen wir sie notfalls wieder ein. Doch nun hieß es: „Wir treffen uns für die Winterfütterung.“Winterfütterung? Jetzt im Sommer? Gefühlt blüht es rundherum gerade jetzt besonders schön. Da sollten die Bienen doch noch genug Nahrung finden. Unser Coach Walter Steinbach erläutert die Zusammenhänge: Im Sommer wird die Honigbiene in ihrem arbeitsreichen Leben (Waben putzen, Larven versorgen, den Eingang gegen Feinde bewachen, Nektar und Pollen sammeln) nur vier bis sechs Wochen alt. Winterbienen hingegen, deren wichtigste Aufgabe es ist, der Königin auch bei Außentemperaturen im Minusbereich ein kuscheliges Zuhause von 25 Grad zu bieten, haben eine Lebenserwartung von sechs bis acht Monaten. Die Eier und Larven, die jetzt zu Bienen heranwachsen, sind schon solche Winterbienen. Und damit das Volk über den Winter eine starke Population hat, sollten wir jetzt den Arbeiterinnen helfen, den Nachwuchs aufzuziehen. Beispielsweise dadurch, dass sie Futter angeboten bekommen.
Also werden alle Beuten, die Holzkästen, in denen die Völker leben, aufgemacht, die oberen Wabenrähmchen herausgenommen und dafür Wannen mit Futter hineingestellt. Gefüttert wird mit einem Weizen-Maisstärke-Sirup, den Vereinsvorsitzender Thomas Tabbert für uns im Fachhandel besorgt hat. Rund 20 Kilogramm braucht ein Bienenvolk davon im Jahr. Das ist sozusagen der Preis, den der Imker den Bienen dafür bezahlt, dass er von dem leckeren Honig einen Teil für sich behält. Denn von den rund 150 Kilogramm Honig, den das Bienenvolk pro Jahr produziert, entnimmt der Imker circa 30 Kilogramm.
Also rein mit dem Sirup in die Wanne und noch eine Styroporplatte darauf gelegt. Die Platte schwimmt auf dem Sirup und von dort aus kommen die Bienen mühelos ans Futter. Ohne diese Plattform würden die Bienen in den Sirup hineinfallen und ertrinken. Doch schon bei der zweiten Beute, die wir heute Morgen bestücken wollen, tritt ein Problem auf: Die Wannen sind zu groß. Für die Frauen unter den Probe-Imkern hat Tabbert extra Beuten mit geteiltem Honigraum bestellt. Ein gefüllter Honigraum kann schon mal 25 Kilogramm schwer werden. Und beim Durch
schauen der Völker muss der Imker den jedes Mal herunterheben. Beim Beutesystem Dadant werden auch halbe Honigräume angeboten, was das Ganze etwas einfacher macht. Aber unsere Wannen sind für die halben Kästen zu groß. Schnell fährt Probe-Imker-Kollege Norbert los, um schmälere Wannen zu kaufen.
Wir anderen langweilen uns in der Zwischenzeit nicht. Die Fluglöcher der Bienenstöcke müssen verkleinert werden. Normalerweise gehen die Fluglöcher, durch die die Arbeiterinnen ein- und ausfliegen, fast über die ganze Beutenbreite und werden von den Wächterbienen bewacht. Sie lassen nur Bienen von ihrem eigenen Volk hinein. Wer dazugehört, erkennen sie am Geruch. Walter zeigt auf einige Bienen, die vor einem Flugloch eine andere attackieren. „Die gehört wohl nicht dazu“, vermutet er.
Wenn das Futter in der Natur weniger wird, versuchen sich die Bienen gegenseitig den Honig zu mopsen. Aber auch Wespen drohen
die Bienenstöcke einzudringen, um an die nahrhaften Larven zu kommen. Unsere jungen Bienenvölker, die dieses Jahr erst aus einem Ableger gezogen wurden, sind mengenmäßig noch nicht so stark, um
den großen Eingang zu verteidigen. Deshalb schnell her mit den Styroporstreifen, bevor sich noch weitere Dramen abspielen.
Wir stopfen das Styropor in die Fluglöcher, bis diese nur noch weniin
ge Zentimeter groß sind. Zwischenzeitlich ist Norbert mit kleineren Wannen zurück, sodass wir auch die restlichen Bienenvölker – mitten im Sommer – mit Winterfutter versorgen können.