Giftiges Gebräu der Fabrikantenwitwe
Leseraktion Die ersten Verdachtsmomente unserer Leser liegen vor. Und es gibt sogar bereits die ersten Geständnisse. Auch ein Butler oder der Gärtner könnten der Täter gewesen sein. Oder der Klempner? Am Freitag erscheint Folge 2
Landkreis Augsburg Für unsere Leserin Hannelore Wagner aus Bobingen kommt die Fabrikantenwitwe Erna von Weinstein als Mörderin des „verrückten Schorsch“beim KrimiDinner infrage. „Sie ist bislang die Einzige, die ein echtes Motiv hat“, sagt die Bobingerin, die gerne Krimis liest. Und das ist ihre Theorie:
„Der verrückte Schorsch hätte Erna von Weinstein nicht erpressen dürfen. Sie kann sich noch gut an die schwüle, weinselige Nacht erinnern. Sie hatte einfach zu viel getrunken, dann der Vollmond, Schorsch sprach von Liebe und Heirat . . . Dabei hat sie ihm von dem unterschlagenen Geld erzählt, das sie auf dem Konto in der Schweiz versteckt hat. Wie dumm von ihr. Das hätte nicht passieren dürfen. Und jetzt wurde sie von Schorsch erpresst.
Er würde sie anzeigen, der eitle Wicht. Sie hatte sich gut vorbereitet.
Sie wusste, dass Tollkirschen giftig sind, und hatte einfach aus den Beeren, die hinter den Rosen in ihrem Garten wachsen, einen Sud zubereitet. Sie hatte ihn mit Schnaps angesetzt, ohne wirklich zu wissen, wie und ob er überhaupt wirkt.
Dann kam die Einladung zu dem Krimi-Dinner. ‚Eine gute Gelegenheit‘, dachte sie, ‚jetzt oder nie‘. Sie hatte einfach ein Glas mit dem Aperitif, den die Bedienung gerade eben auf dem kleinen Tischchen abgestellt hatte, ausgetrunken und es dann heimlich mit ihrem Tollkirschengebräu aus dem kleinen mitgebrachten Glasfläschchen aufgefüllt. Schorsch ging gerade an ihr vorbei, als sie ihm mit einem freundlichen Lächeln das Glas entgegenhielt mit den Worten: ‚Schorsch, du kriegst dein
Geld, wir lieben uns doch, lass uns einfach von vorne beginnen und darauf trinken wir.‘ Gierig war er schon immer, der Schorsch. Er stürzte den Schnaps in einem Zug hinunter. ‚Wow, der hat es aber in sich‘, war alles, was er sagte, bevor er sich an den Tisch setzte und den Suppenlöffel nahm.
Erna von Weinstein ließ Schorsch nicht mehr aus den Augen. Trotzdem stieß sie einen erschrockenen Schrei aus, als sie ein Röcheln vernahm und der Kopf vom Schorsch auf die Tischplatte knallte. Der Schrei klang deshalb so echt, weil Erna ganz überrascht war, dass ihr selbst gebrauter Tollkirschenschnaps seine Wirkung nicht verfehlte.“
schneller waren die Reaktionen aus den sozialen Netzwerken. So gab es unmittelbar nach der Veröffentlichung auf Facebook bereits den ersten Hinweis. „Ich gestehe, ich war‘s“, schrieb ein Fan unserer Landboten-Seite. Doch damit ist der Fall natürlich noch lange nicht gelöst.
Unser Kollege aus der Sportredaktion konterte natürlich gleich mit dem berühmten Satz: „Der Mörder ist immer der Gärtner.“Ältere Semester werden sich noch daran erinnern können, dass diese Aussage der Titel eines Liedes von Reinhard Mey aus dem Jahr 1971
ist. Es erschien 1971 auf dem Album „Ich bin aus jenem Holze“und sollte eine Parodie auf populäre Stereotype in Kriminalromanen und -filmen sein, insbesondere auf die in den 1960er-Jahren populären Edgar-Wallaceund Agatha-ChristieVerfilmungen. Das Lied erschien übrigens auch in einer französischen Version. Aufgrund seiner Popularität ging der deutsche Titel des Liedes in den 1970er-Jahren als geflügeltes Wort in die deutsche Sprache ein.
Andere Nutzer unserer Facebook-Seite wiederum favorisieren den Butler oder sogar den VersicheNoch
rungsvertreter. Dies allerdings ist nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen eher unwahrscheinlich. Denn: In Folge 1 sind bislang weder Butler noch Gärtner oder ein Vertreter aufgetreten. Aber wer weiß? Vielleicht nimmt der Krimi in Folge 2 ja eine entscheidende Wendung? Die Folge erscheint am Freitag, 16. August, in unserer Zeitung und online.
Gut möglich, dass am Ende der Mörder des verrückten Schorsch vielleicht der Klempner ist. Der nämlich hat in Reinhard Meys Lied am Ende den armen Gärtner umgebracht … (mcz)