Preisträger hinter Gittern
Scholl-Preis für Journalist Altan
München Der türkische Journalist Ahmet Altan bleibt nach Angaben seiner Vertrauten Yasemin Congar auch nach seiner erneuten Inhaftierung optimistisch. „Er ist erstaunlich und hat eine große innere Stärke“, sagte sie am Montag. Sie war nach München gereist, um den Geschwister-Scholl-Preis für Altans Buch „Ich werde die Welt nicht wiedersehen. Texte aus dem Gefängnis“entgegenzunehmen. Sie hat die Essays in dem Buch aus dem Türkischen ins Englische übersetzt.
Die Verpflichtung eines jeden Menschen sei es, „aufzustehen und für das Wohl der Menschheit zu kämpfen, die Wahrheit zu verkünden und so unser Leben mit etwas zu bereichern, das dieses an Wert übersteigt“, heißt es in der von ihm verfassten Dankesrede, die seine enge Vertraute am Montagabend in München verlas. Altan, der als Kritiker von Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt, war kurz nach dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 verhaftet worden. Er wurde 2018 wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung zu lebenslanger Haft verurteilt, inzwischen wurde die Strafe auf zehneinhalb Jahre reduziert. Ein türkisches Gericht hatte Altan Anfang November nach drei Jahren Untersuchungshaft unter Auflagen freigelassen. Wenige Tage später wurde er verhaftet.
In seinem nun ausgezeichneten Buch schreibt er von seiner Festnahme und der Untersuchungshaft. „Sein Schicksal ist leider beispielhaft für die Situation vieler unabhängiger Journalistinnen und Journalisten in zunehmend autoritären oder auch diktatorischen Gesellschaften“, heißt es in der Jurybegründung. Mit dem Preis will die Stadt sich nach Angaben des Münchner Kulturreferenten Anton Biebl solidarisch mit Altan zeigen und ihn aus der Ferne unterstützen. Die mit 10000 Euro dotierte Auszeichnung soll an Sophie und Hans Scholl erinnern, die während der Nazi-Zeit der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“in München angehörten und später von den Nationalsozialisten ermordet wurden. (dpa)