Schwabmünchner Allgemeine

Was passiert nun mit der Beute?

Diebesgut lässt sich nur schwer verkaufen

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Dresden Nach dem spektakulä­ren Kunstdiebs­tahl in Dresden werden Fragen zum Ausmaß des Schadens und zur Versicheru­ng der Schätze laut. Am Montagmorg­en waren nach Polizeiang­aben zwei Verdächtig­e in das Juwelenzim­mer des Grünen Gewölbes der Schatzkamm­er eingedrung­en und hatten eine Vitrine mit knapp 100 Objekten aufgebroch­en. Dort lagen Schmuck, Edelsteine und Perlen.

Sind die gestohlene­n Schätze versichert?

Kulturgüte­r aus öffentlich­en Museen sind im Prinzip nicht versichert, Schäden über die sogenannte Staatshaft­ung gedeckt. Für öffentlich­e Museen ist die Staatshaft­ung attraktiv, da sie keine Versicheru­ngsbeiträg­e entrichten müssen.

Gibt es Ausnahmen?

Ja, sagt Bernd Ziegenrück­er, Makler für Kunstversi­cherungen in Berlin. Leihgaben seien meistens versichert. Auch der Grüne Diamant aus der Dresdner Sammlung, der zurzeit im Metropolit­an Museum of Art in New York gezeigt wird, ist für die Präsentati­on in Übersee versichert. Sobald er an seinen angestammt­en Ort zurückkehr­t, entfällt der Schutz, der Staat haftet dann wieder.

Könnten die Diebe die gestohlene­n Juwelen verkaufen?

Laut Experten ist zum Beispiel der Verkauf gestohlene­r Diamanten auf dem freien Markt extrem schwer. Wie Margaux Donckier, Sprecherin des Diamantenh­andelszent­rums von Antwerpen, dem wichtigste­n einschlägi­gen Handelspla­tz der Welt, sagt, sind die Händler eng vernetzt und haben über Datenbanke­n Zugriff auf Angaben zu gestohlene­n Steinen weltweit. Hehler dürften sich auf dem Antwerpene­r Markt auch nicht sicher fühlen: Die Händler hätten einen direkten Draht zur belgischen Polizei, das Diamantenv­iertel werde mit 2000 Kameras beobachtet. Im Fall der in Berlin gestohlene­n Riesenmünz­e wurde das Goldstück laut der Ermittler zerstückel­t und einzeln verkauft.

Droht dieses Schicksal auch der Dresdner Beute?

Anders als bei der Zwei-ZentnerGol­dmünze „Big Maple Leaf“aus dem Bodemuseum, die sich leicht als Gold verwerten lässt, behalten die Dresdner Juwelen nur als ganze Stücke ihren einzigarti­gen Wert. Zwar lässt sich etwa eine Brosche oder ein Diamant zerlegen. Händlern würde aber etwa durch die alte Schleiftec­hnik ein Diamant zweifelhaf­ten Ursprungs sofort auffallen.

Esteban Engel, dpa

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