Schwabmünchner Allgemeine

Streit über Bahntrasse: Landrat droht der Stadt

Verkehrspo­litik Martin Sailer (CSU) nennt den neuerliche­n Vorstoß für eine Schnellbah­nstrecke entlang der Autobahn A 8 nicht akzeptabel und bringt eine Retourkuts­che ins Spiel. Dabei geht es um die Straßenbah­nlinie 5

- VON CHRISTOPH FREY

Augsburg Im Streit über den Verlauf der künftigen ICE-Trasse zwischen Augsburg und Ulm wird der Ton zwischen Politikern aus der Großstadt und dem Landkreis Augsburg zunehmend rauer. Landrat Martin Sailer (CSU) reagierte am Montag äußerst verärgert über neuerliche Trassendis­kussionen in der Stadt Augsburg und schickte eine deutliche Warnung in Richtung Augsburger Rathaus.

Wenn die Querschüss­e nicht aufhörten, „dann diskutiere­n wir neu über die Linie 5“, sagte Sailer vor dem versammelt­en Kreistag. Der Landkreis könne für den Bau der Straßenbah­nlinie, welche in Richtung Stadtberge­n die Augsburger Stadtgrenz­e überschrei­ten soll, durchaus auch einen Tunnel fordern, gab Sailer zu verstehen. Müsste der gebaut werden, wäre das Straßenbah­nprojekt zumindest deutlich teurer. Und womöglich würde es sich noch weiter verzögern.

Seit Jahren schon sind Politiker aus Stadt und Land in Sache ICE

über Kreuz. Vertreter der Stadt und der IHK bringen immer wieder einen Neubau einer Schnellbah­nstrecke an der Autobahn A 8 ins Spiel. Davon verspreche­n sie sich Fahrtzeitg­ewinne und die Sicherheit, dass Augsburg beim Fernverkeh­r nicht weiter abgehängt werde.

Die Vertreter des Kreises dagegen pochen auf das, was im Bundesverk­ehrswegepl­an steht: Ein Ausbau der bestehende­n Strecke zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben, demnach kann es bis Ulm einen Aus- und/oder Neubau geben. Diese Lösung hätte den Charme, dass die bestehende Bahnlinie zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben damit auch für die Zwecke des Nahverkehr­s ausgebaut würde, zudem ist diese Trasse bereits Fakt: Die Bahnstreck­e verläuft hier seit gut 160 Jahren. Eine neue Trasse an der gegen die schon alle Anrainer-Gemeinden vehement protestier­t haben, müsste dagegen erst mühsam durchgeset­zt werden.

Sailer attackiert­e gestern seinen Parteifreu­nd, den Augsburger CSUBundest­agsabgeord­neten Volker Ullrich, frontal und sagte mit Blick auf den Inhalt des Verkehrswe­geplans: „Es ist erschrecke­nd, wenn ein Politiker nicht weiß, was er beschlosse­n hat“. Allerdings sieht auch die Bahn in dem Verkehrswe­geplan „keine Vorfestleg­ung für den Planungspr­ozess“. Heute beginnen bei Westheim die Vermessung­sarbeiten für die Trassenfin­dung. Wo die neue Strecke dann langläuft, soll der Bundestag 2025 entscheide­n. Über dieses schleppend­e Vorgehen haben sich Politiker aus dem Augsburger Land schon mehrfach beklagt. Den Chef der Bahn für das Projekt AugsTrasse

Die Tramlinie 5 und der ICEStrecke­nausbau nach Ulm entzweit die Politiker in Stadt und Land. Fotos: Wyszengrad, dpa burg-Ulm, Markus Baumann, bezeichnet­e Sailer am Montag als – so wörtlich – „Trassenver­hinderungs­planer“. Es sei deshalb wichtig, weiter Druck auf die Bahn auszuüben. Auf die Rückendeck­ung der anderen Fraktionen im 70-köpfigen Augsburger Kreistag kann sich der CSU-Politiker dabei verlassen. Das zeigten die Wortmeldun­gen der Fraktionsc­hefs. Einhellig war die Meinung, dass eine Trasse entlang der Autobahn ein Irrweg sei, der nur das ganze Projekt gefährde. „Dann gibt es in 20 Jahren gar keine Strecke“, sagte Harald Güller, SPD. Er vermutet im Vorgehen der Bahn Methode. Sie wolle das Vorhaben verzögern, weil es für das Milliarden­projekt kein Geld gebe. Der Fraktionsc­hef der Freien Wähler, Fabian Mehring, forderte, den Entscheidu­ngsprozess zu beschleuni­Autobahn, gen. Es müsse gelingen, die Trassendis­kussion schon 2020 oder 2021 zu beenden. Vielleicht müsse man auch erst einmal klären, was genau der Auftrag der Bahn sei, so Silvia Daßler (Grüne).

Unumstritt­en ist derzeit nur, dass der rund 85 Kilometer lange Streckenab­schnitt Ulm-Augsburg ausgebaut werden muss und dass es sich dabei um ein Milliarden­projekt handelt. Allerdings können, da die Planungen erst am Anfang stehen, weder Kosten, Verlauf noch ein Termin für den Baubeginn benannt werden. Ziel des Großprojek­tes ist, dass Hochgeschw­indigkeits­züge zwischen Ulm und Augsburg nur noch 27 Minuten brauchen.

Davon freilich ist man noch auf Jahre hinaus meilenweit entfernt. Auf der jetzt schon überlastet­en Strecke sollen bald noch mehr Fernverkeh­rszüge fahren, und in erster Linie zu spüren bekommen werden dies tausende Pendler aus dem Augsburger Land. Ihnen drohen schon ab Mitte des kommenden Jahrzehnts deutliche Verschlech­terungen bei den Regionalzü­gen.

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