Schwabmünchner Allgemeine

Bluttat im Park

Justiz Ein junger Mann aus Augsburg wird im Mai in Berlin getötet. Nun hat der Prozess gegen den Mann begonnen, der ihn umgebracht haben soll. Was sich die Eltern des Opfers erhoffen

- VON JAN KANDZORA

Der junge Mann war noch nicht lange in Berlin, erst im April hatte es ihn aus Augsburg in die Hauptstadt gezogen. Dort hielt sich der 28-Jährige offenbar im Obdachlose­nmilieu auf, in Anlagen etwa wie dem Treptower Park im Südosten der Millionens­tadt. Am 18. Mai wurde der Mann aus Augsburg in diesem Park umgebracht; der Täter schlug nach Erkenntnis­sen der Ermittler mit einer Flasche oder einem anderen stumpfen Gegenstand auf ihn ein. Der 28-Jährige erlitt schwerste Verletzung­en, Knochenbrü­che, ein Schädel-Hirn-Trauma. Er starb wenig später. Spaziergän­ger fanden die Leiche des Mannes am Tag drauf in einem Gebüsch nahe des Sowjetisch­en Ehrenmals.

Seit zwei Wochen muss sich ein Mann vor der 21. Strafkamme­r des Berliner Landgerich­tes verantwort­en, der für die Bluttat verantwort­lich sein soll: Marcel D., 44 Jahre alt, ein Obdachlose­r aus Berlin. Eineinhalb Wochen nach der Tat war er im Berliner Bezirk Lichtenber­g festgenomm­en worden, zusammen mit einer 34-jährigen Frau. Zeugenauss­agen hatten die Polizei auf die Spur der beiden gebracht. Die Frau gilt allerdings schon lange nicht mehr als Beschuldig­te in dem Verfahren, sie wird nun als Zeugin geführt. Marcel D. aber sitzt seit seiner Festnahme in U-Haft.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm Totschlag und Unterschla­gung vor. Er soll, nachdem der 28-Jährige bereits tot war, noch einmal an den Tatort zurückgeke­hrt sein, um Handy und das Portemonna­ie des Mannes an sich zu nehmen. Die Berliner Kripo-Ermittler gehen da

von aus, dass sich der Angeklagte erst zu dieser Tat entschloss, als der Mann aus Augsburg bereits gestorben war. Die Staatsanwa­ltschaft stuft das Tötungsdel­ikt nicht als Mord ein, sondern als Totschlag, sie sieht also keines der sogenannte­n Mordmerkma­le vorliegen, etwa Mordlust oder Habgier.

War es so, wie es in der Anklage der Berliner Staatsanwa­ltschaft

steht? Zum Prozessauf­takt hat der Angeklagte geschwiege­n, wie das Berliner Landgerich­t mitteilt, die entscheide­nden Verhandlun­gstage in dem Verfahren stehen offenbar noch aus. Enden könnte es im Januar. Ursprüngli­ch sollte der Prozess Mitte Dezember fertig sein, die Kammer hat aber mittlerwei­le weitere Verhandlun­gstage angesetzt, auch da ein DNA-Gutachten noch

nicht fertig ist. In der DNA ist die Erbinforma­tion gespeicher­t – der genetische Fingerabdr­uck. DNA findet sich etwa in Blut, Hautschupp­en und Sperma. DNA-Spuren sind oft ein entscheide­ndes Beweismitt­el in Prozessen um Kapitaldel­ikte, zumal dann, wenn Angeklagte schweigen.

Die Augsburger Anwältin Mandana Mauss vertritt die Eltern des

28-jährigen Opfers, die als Nebenkläge­r am Prozess in Berlin teilnehmen. Sie sagt, ihre Mandanten wünschten sich, dass die Wahrheit ans Licht kommt – und dass der Täter eine gerechte Strafe bekommt. Der Anwalt des Angeklagte­n war für eine Stellungna­hme zunächst nicht zu erreichen. Am Mittwoch wird der Prozess am Landgerich­t fortgesetz­t.

 ??  ?? Im Treptower Park in Berlin war die Leiche eines 28-jährigen Mannes aus Augsburg gefunden worden.
Archivfoto: Annette Riedl, dpa
Im Treptower Park in Berlin war die Leiche eines 28-jährigen Mannes aus Augsburg gefunden worden. Archivfoto: Annette Riedl, dpa

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