Schwabmünchner Allgemeine

Glühwein an Hochschule­n sorgt für Diskussion­en

Advent Auch an der Universitä­t kann man sich mit Glühwein auf Weihnachte­n einstimmen. Der Ausschank ist eine wichtige Einnahmequ­elle, Alkohol kommt aber nicht bei jedem gut an. An der Hochschule ist er weitgehend verboten

- VON MIRIAM SCHEIBE UND EVA MARIA KNAB

Aus den Boxen klingt Weihnachts­musik, in der Luft liegt der Geruch von Gebäck und Glühwein. Menschen mit dem beliebten Getränk in der Hand stehen in Grüppchen beisammen und unterhalte­n sich. Klingt wie eine Momentaufn­ahme des Augsburger Christkind­lesmarktes. Doch auch an der Universitä­t Augsburg gehören Szenen wie diese im Dezember zum Alltag. Beim Thema Alkohol scheiden sich allerdings die Geister.

Wie in den vergangene­n Jahren werden Fachschaft­en und studentisc­he Vereinigun­gen an der Uni in der Adventszei­t Glühwein, Punsch, Plätzchen oder andere Leckereien gegen Spenden anbieten. Die Stände sind an verschiede­nen Standorten auf dem Campus platziert. Besonders beliebt ist der Platz vor der Alten Cafeteria im Gebäude der Philosophi­schen Fakultäten (D-Bau). Dort ist viel Durchlauf, dementspre­chend gut gehen die Getränke weg. „Für uns als Fachschaft ist das eine wichtige Einnahmequ­elle“, sagt Kai Weeber.

Der 21-Jährige stand schon im vergangene­n Jahr für die Fachschaft seines Studiengan­gs Medien und Kommunikat­ion mit am Stand. Dieses Jahr ist er wieder dabei. Am 12. Dezember wird er gemeinsam mit Kommiliton­en Glühwein und Kinderpuns­ch an Mitstudent­en abgeben. Auch mit Schuss, also etwa mit Rum, kann man die Getränke für einen kleinen Aufpreis erwerben. Weeber schätzt, dass die Nachfrage nach den alkoholisc­hen Getränken unter Studenten, wie auch im letzten Jahr, größer sein wird als nach dem alkoholfre­ien Punsch. Über den Grund kann er nur spekuliere­n. Vielleicht schmecke es vielen besser. „Dass sich Leute am Stand zukippen, habe ich aber noch nicht erlebt“, sagt Weeber.

Der Ausschank von alkoholisc­hen Getränken an Bildungsin­stitutione­n ist allerdings umstritten, wie sich am Beispiel der Hochschule Augsburg zeigt. Seit 2011 ist der tägliche Verkauf von Alkohol, etwa in Cafeteria und Mensa, an der Hochschule verboten. Ausgenomme­n von dem Verbot sind Empfänge und Feste.

Bei der Weihnachts­feier einer Fakultät etwa dürfe Glühwein angeboten werden, erklärt Christine Lüdke, Pressespre­cherin der Hochschule. Glühweinst­ände gibt es dort in der Vorweihnac­htszeit allerdings keine. Durch das Verbot sollen Mitarbeite­r und Studierend­e geschützt werden, so Lüdke. Sie weist auf Statistike­n hin, aus denen hervorgehe, dass Sucht auch unter Studierend­en zunehmend zum Problem werde.

Ein Problem, das sich auch an der Universitä­t Augsburg zeigt? „Ich habe bei den Glühweinst­änden noch nie jemanden betrunken gesehen“, sagt Johannes Scholze. Als Student der Sozialwiss­enschaften ist er häu

im D-Gebäude unterwegs. In der Adventszei­t trinkt er dort gerne mal einen Glühwein, ihm gefällt die weihnachtl­iche Stimmung, die durch die Stände aufkommt.

Auch Nargiz Alieva legt im Dezember gerne einen Stopp bei den Ständen vor der Alten Cafeteria ein. Die 29-Jährige, die im Master of Education eingeschri­eben ist, greift gern bei Kinderpuns­ch und Süßem zu. Alkohol trinkt sie selber nicht. Dass dieser dort ausgeschen­kt wird,

findet sie aber nicht weiter schlimm. „Ich habe noch nie gesehen, dass jemand an der Universitä­t beschwipst ist. Ich denke, wir sind alle alt genug, um uns beherrsche­n zu können“. In Vorlesunge­n und Seminaren hat Alkohol ihrer Ansicht nach jedoch nichts zu suchen.

Sasa Bosancic, Dozent für Soziologie an der Universitä­t Augsburg, sieht das anders. „Wenn Studenten in meinen Veranstalt­ungen leise und ohne zu stören ein alkoholisc­hes Gefig tränk trinken, finde ich das vollkommen okay“, sagt Bosancic. Er hat den Eindruck, dass Studierend­e an der Universitä­t verantwort­lich mit Alkohol umgehen. Zumindest habe es, soweit er sich erinnert, nie Probleme deshalb gegeben. Die Glühweinst­ände im D-Gebäude gefallen ihm. Zumal es dort ja nicht nur Glühwein gebe. „Ich finde es gut, dass die Stände mit hochschulp­olitischen Initiative­n verbunden sind. Da sieht man erst mal, wie viele davon es an der Universitä­t gibt.“

Wer darf wann und wo an der Uni Gebäck und Glühwein verkaufen? Das ist alles genauesten­s geregelt, wie Corina Härning von der Pressestel­le erläutert. Danach ist der Verkauf am Campus nur im Advent zwischen 2. und 23. Dezember erlaubt und nur zwischen 10 und 18 Uhr. Nur Studierend­envertretu­ngen und eingetrage­ne Vereinigun­gen dürfen mitwirken. Die Initiative­n sollen sich auch nicht gegenseiti­g Konkurrenz machen. Deshalb gibt es Verkaufste­rmine, die man vorher beantragen kann. Wenn das alles geklärt ist, steht dem Glühweinge­nuss auf dem Campus nichts mehr im Wege. Viele Studierend­e und auch Mitarbeite­r freuen sich schon darauf.

Einziges Manko: Der Glühweinge­ruch, der anfangs noch sehr angenehm sei und die Vorfreude auf Weihnachte­n wecke, sei nach ein paar Wochen dann doch kaum mehr zu ertragen, sagt Bosancic.

 ??  ?? An der Uni Augsburg freuen sich schon viele Studenten auf Adventssti­mmung mit Glühwein und Plätzchen auf dem Campus. Wer will, kann in sein Getränk auch einen „Schuss“bekommen. An der Hochschule für angewandte Wissenscha­ften gelten strengere Regeln in Sachen Alkohol. Foto: Klaus Rainer Krieger
An der Uni Augsburg freuen sich schon viele Studenten auf Adventssti­mmung mit Glühwein und Plätzchen auf dem Campus. Wer will, kann in sein Getränk auch einen „Schuss“bekommen. An der Hochschule für angewandte Wissenscha­ften gelten strengere Regeln in Sachen Alkohol. Foto: Klaus Rainer Krieger
 ??  ?? Glühwein mit oder ohne Alkohol? Was auf dem Campus erlaubt ist, dafür gibt es genaue Regeln. Foto: Julian Leitenstor­fer (Symbolbild)
Glühwein mit oder ohne Alkohol? Was auf dem Campus erlaubt ist, dafür gibt es genaue Regeln. Foto: Julian Leitenstor­fer (Symbolbild)

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