Glühwein an Hochschulen sorgt für Diskussionen
Advent Auch an der Universität kann man sich mit Glühwein auf Weihnachten einstimmen. Der Ausschank ist eine wichtige Einnahmequelle, Alkohol kommt aber nicht bei jedem gut an. An der Hochschule ist er weitgehend verboten
Aus den Boxen klingt Weihnachtsmusik, in der Luft liegt der Geruch von Gebäck und Glühwein. Menschen mit dem beliebten Getränk in der Hand stehen in Grüppchen beisammen und unterhalten sich. Klingt wie eine Momentaufnahme des Augsburger Christkindlesmarktes. Doch auch an der Universität Augsburg gehören Szenen wie diese im Dezember zum Alltag. Beim Thema Alkohol scheiden sich allerdings die Geister.
Wie in den vergangenen Jahren werden Fachschaften und studentische Vereinigungen an der Uni in der Adventszeit Glühwein, Punsch, Plätzchen oder andere Leckereien gegen Spenden anbieten. Die Stände sind an verschiedenen Standorten auf dem Campus platziert. Besonders beliebt ist der Platz vor der Alten Cafeteria im Gebäude der Philosophischen Fakultäten (D-Bau). Dort ist viel Durchlauf, dementsprechend gut gehen die Getränke weg. „Für uns als Fachschaft ist das eine wichtige Einnahmequelle“, sagt Kai Weeber.
Der 21-Jährige stand schon im vergangenen Jahr für die Fachschaft seines Studiengangs Medien und Kommunikation mit am Stand. Dieses Jahr ist er wieder dabei. Am 12. Dezember wird er gemeinsam mit Kommilitonen Glühwein und Kinderpunsch an Mitstudenten abgeben. Auch mit Schuss, also etwa mit Rum, kann man die Getränke für einen kleinen Aufpreis erwerben. Weeber schätzt, dass die Nachfrage nach den alkoholischen Getränken unter Studenten, wie auch im letzten Jahr, größer sein wird als nach dem alkoholfreien Punsch. Über den Grund kann er nur spekulieren. Vielleicht schmecke es vielen besser. „Dass sich Leute am Stand zukippen, habe ich aber noch nicht erlebt“, sagt Weeber.
Der Ausschank von alkoholischen Getränken an Bildungsinstitutionen ist allerdings umstritten, wie sich am Beispiel der Hochschule Augsburg zeigt. Seit 2011 ist der tägliche Verkauf von Alkohol, etwa in Cafeteria und Mensa, an der Hochschule verboten. Ausgenommen von dem Verbot sind Empfänge und Feste.
Bei der Weihnachtsfeier einer Fakultät etwa dürfe Glühwein angeboten werden, erklärt Christine Lüdke, Pressesprecherin der Hochschule. Glühweinstände gibt es dort in der Vorweihnachtszeit allerdings keine. Durch das Verbot sollen Mitarbeiter und Studierende geschützt werden, so Lüdke. Sie weist auf Statistiken hin, aus denen hervorgehe, dass Sucht auch unter Studierenden zunehmend zum Problem werde.
Ein Problem, das sich auch an der Universität Augsburg zeigt? „Ich habe bei den Glühweinständen noch nie jemanden betrunken gesehen“, sagt Johannes Scholze. Als Student der Sozialwissenschaften ist er häu
im D-Gebäude unterwegs. In der Adventszeit trinkt er dort gerne mal einen Glühwein, ihm gefällt die weihnachtliche Stimmung, die durch die Stände aufkommt.
Auch Nargiz Alieva legt im Dezember gerne einen Stopp bei den Ständen vor der Alten Cafeteria ein. Die 29-Jährige, die im Master of Education eingeschrieben ist, greift gern bei Kinderpunsch und Süßem zu. Alkohol trinkt sie selber nicht. Dass dieser dort ausgeschenkt wird,
findet sie aber nicht weiter schlimm. „Ich habe noch nie gesehen, dass jemand an der Universität beschwipst ist. Ich denke, wir sind alle alt genug, um uns beherrschen zu können“. In Vorlesungen und Seminaren hat Alkohol ihrer Ansicht nach jedoch nichts zu suchen.
Sasa Bosancic, Dozent für Soziologie an der Universität Augsburg, sieht das anders. „Wenn Studenten in meinen Veranstaltungen leise und ohne zu stören ein alkoholisches Gefig tränk trinken, finde ich das vollkommen okay“, sagt Bosancic. Er hat den Eindruck, dass Studierende an der Universität verantwortlich mit Alkohol umgehen. Zumindest habe es, soweit er sich erinnert, nie Probleme deshalb gegeben. Die Glühweinstände im D-Gebäude gefallen ihm. Zumal es dort ja nicht nur Glühwein gebe. „Ich finde es gut, dass die Stände mit hochschulpolitischen Initiativen verbunden sind. Da sieht man erst mal, wie viele davon es an der Universität gibt.“
Wer darf wann und wo an der Uni Gebäck und Glühwein verkaufen? Das ist alles genauestens geregelt, wie Corina Härning von der Pressestelle erläutert. Danach ist der Verkauf am Campus nur im Advent zwischen 2. und 23. Dezember erlaubt und nur zwischen 10 und 18 Uhr. Nur Studierendenvertretungen und eingetragene Vereinigungen dürfen mitwirken. Die Initiativen sollen sich auch nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Deshalb gibt es Verkaufstermine, die man vorher beantragen kann. Wenn das alles geklärt ist, steht dem Glühweingenuss auf dem Campus nichts mehr im Wege. Viele Studierende und auch Mitarbeiter freuen sich schon darauf.
Einziges Manko: Der Glühweingeruch, der anfangs noch sehr angenehm sei und die Vorfreude auf Weihnachten wecke, sei nach ein paar Wochen dann doch kaum mehr zu ertragen, sagt Bosancic.