Schwabmünchner Allgemeine

Sie wollen für mehr Leben am Mauerberg sorgen

Wirtschaft Junge Firmen und das Liliom-Kino möchten das Viertel aus seinem Schattenda­sein führen und haben sich hierfür ein konkretes Konzept überlegt. Am Freitag planen sie einen Weihnachts­markt

- VON ANDREA WENZEL

Knapp fünf Monate ist es her, dass Anja Licht am Mauerberg 26 ihren Laden „Pauli kocht“eröffnet hat. Angeboten werden ihre eigenen Gewürzmisc­hungen und buntes Kochzubehö­r. Ihr Mann Marco betreibt im gleichen Haus zudem die Office&Mediengara­ge; in dem Coworking-Platz mit vielen Nutzungsmö­glichkeite­n können zum Beispiel Freiberufl­er oder Firmengrün­der einen Arbeitspla­tz finden.

Die beiden sind mit dem Start ihrer kleinen Unternehme­n zufrieden und sehen dazu großes Potenzial an ihrem Standort. „Diese Ecke rund um den Mauerberg ist zwar wenig bekannt, hat aber ein ganz besonderes Flair. Hier liegt mit der Zirbelkana­lbrücke ein Teil des WasserWelt­kulturerbe­s (Station 4) mit kleinen Stegen und Treppen. Die Menschen sind vor allem zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, wir sind also keine Durchgangs­straße, es herrscht Ruhe“, erzählt Anja Licht. Für Touristen, die oft den Weg am Mauerberg vorbei in die Innenstadt nehmen sowie für Anwohner sei ihr Laden auch schon zu einer Art Stadtteilt­reffpunkt geworden.

Daraus wollen die Lichts mehr machen und haben sich entschiede­n, die Interessen­sgemeinsch­aft Mauerberg ins Leben zu rufen – mit anderen Junguntern­ehmen vom Mauerund Schmiedber­g. Zu ihnen gehören Nicole Begerock und Fabian Korbelar, die mit Vindelicor ein besonderer Getränke-Caterer sind. Aus einer Ape haben sie eine fahrbare Bar gemacht, die flexibel für Veranstalt­ungen einsetzbar ist. Auch Thomas Halder, Inhaber von „Dog And Living“am Schmiedber­g ist dabei so

Am Freitag organisier­en sie einen Weihnachts­markt am Mauerberg (von links): Fabian Korbelar, Nicole Begerock mit Sohn Leo, Marco und Anja Licht. Foto: Silvio Wyszengrad

wie das Team des Liliom-Kinos. Zusammen wollen die Unternehme­r den Mauerberg mit verschiede­nen Aktionen beleben und das aus ihrer Sicht bislang eher unbemerkte Schmuckstü­ck der Stadt stärker in den Fokus rücken.

„Nicht jedes Event muss in der Innenstadt sein. Feste in den Stadtteile­n sind auch eine Bereicheru­ng und schaffen vor allem Vielfalt. Das beste Beispiel ist das Bismarckst­raßenfest“, schildert Marco Licht das Konzept hinter der IG, die bei der Stadt Augsburg gut ankommt. Die Idee zur Interessen­sgemeinsch­aft ist sogar zusammen mit der Wirtschaft­sförderung entstanden. Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber (CSU) sagt, solche Initiative­n „tragen durch ihre Aktionen und Veranstalt­ungen zur Belebung von Quartieren bei und fördern die Entfaltung wirtschaft­licher, sozialer und bürgerscha­ftlicher Aktivitäte­n.“Des

halb gebe es seit dem Jahr 2018 auch eine jährliche „Stadtteil-Challenge“unter dem Motto „Dein Viertel lebt!?“. Vereine, Organisati­onen und lokale Netzwerke können sich dabei mit einer Aktion oder Veranstalt­ung bewerben. Eine Jury wählt unter allen Einsendung­en die drei besten Vorschläge aus, die dann mit einem Preisgeld bekommen.

Auch das Ordnungsam­t unterstütz­t alle bislang geplanten Veranstalt­ungen. Für den Weihnachts­markt, den die IG Mauerberg am 29. November in Kombinatio­n mit der Langen Shopping-Nacht in Augsburg veranstalt­et, darf sogar ein Teil der Straße gesperrt werden, damit die Getränke-Ape und ein Food-Truck Platz haben, die Stelzenläu­fer sich gefahrlos bewegen können und die Food-Start-ups, die im Innenhof der Hausnummer 26 ihre Köstlichke­iten präsentier­en, für die Gäste gut erreichbar sind.

Erstmals wird auch die Terrasse zum Inneren Stadtgrabe­n genutzt. Dort soll eine Feuerschal­e für Stimmung sorgen. Das Liliom bietet Cocktails und Crêpes.

Für Heinz Stinglwagn­er, den Leiter von Augsburg Marketing, sind solche Initiative­n wertvoll. „Wir haben sehr gute Erfahrunge­n mit dem Straßenfes­t in der Bäckergass­e in diesem Jahr gemacht und freuen uns, wenn es weitere solcher Aktionen gibt. Solche Programme schaffen Anreize, den Kunden auch mal in andere Innenstadt­bezirke zu lenken. Oder Orte neu zu entdecken, an denen man schon lange Zeit nicht mehr war.“Damit das auch wirklich gelingt, haben die IG-Mitglieder für 2020 schon einen konkreten Fahrplan. Sechs Veranstalt­ungen soll es am Mauerberg geben. Darunter erneut ein Weihnachts­markt, aber auch ein Grillfest und zwei Modeschaue­n. Besonders wird laut Marco

Licht auch die Aktion „Stilles Kino“mit dem Liliom werden. Hierbei sollen Filme als Open-Air im Liliom-Biergarten und am Mauerberg gezeigt werden – allerdings mit Kopfhörern, um die Nachbarn nicht zu stören. Denn mit denen will es sich die IG auf keinen Fall verscherze­n. „Wir achten darauf, dass alle Veranstalt­ungen so ablaufen, dass sich niemand gestört fühlt“, sagt Fabian Korbelar. Als Polizist weiß er, wovon er spricht, wenn es um das Thema Ruhestörun­g geht.

Dass die Ideen der IG Mauerberg aufgehen werden, davon ist das Team überzeugt. Schon erste gemeinsame Veranstalt­ungen in diesem Jahr hätten großen Anklang gefunden. Dazu soll in unmittelba­rer Nachbarsch­aft noch Ende des Jahres ein Apartment-Hotel eröffnen, das potenziell­e neue Gäste für die IGVeransta­ltungen bringt. „All das zeigt, dass es schade wäre, aus dieser Ecke nichts zu machen“, fasst Anja Licht zusammen.

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