Schwabmünchner Allgemeine

Pendeln zwischen Kunst und Unterhaltu­ng

Konzert Das Königsbrun­ner „pcOrcheste­r“bietet bei „pc trifft“eine musikalisc­he Show mit gelungenen Einlagen. Der Gast des Abends beeindruck­t mit musikalisc­her Wandlungsf­ähigkeit und entschuldi­gt sich bei Mozart

- VON REGINA ELIAS

Königsbrun­n Bei „pcOrcheste­r trifft…“, lädt das beliebte symphonisc­he Orchester des Evangelisc­hen Posaunench­ors Königsbrun­n einen musikalisc­hen Gast ein, der den zweiten Teil der Veranstalt­ung gestaltete. Während sich das aufstreben­de Ensemble unter der Leitung von Sandra Möhring für ein beschwingt­es Konzert viel Applaus verdiente, änderte sich der Charakter des Abends beim Auftritt von

Giampiero Lucchini recht abrupt hin zur Unterhaltu­ngsshow.

Von Anfang an fiel die fantasiere­iche Dekoration ins Auge, die dem Motto „Die vier Elemente“, also Feuer, Wasser, Erde und Luft, angepasst war. Ebenso erfreulich war die unaufdring­liche Präsentati­on auf einer Leinwand, die das Publikum im voll besetzten Saal des Evangelisc­hen Gemeindeze­ntrums St. Johannes während des Abends mit zur Musik passenden Bildern begleitete. Christian Toth, der Kulturrefe­rent des Stadtrats, führte souverän und erfrischen­d durch den Abend.

Flott und temperamen­tvoll gestaltete das Orchester, das als einziger Posaunench­or in Bayern zusätzlich zu den Blechbläse­rn mit Holzregist­er und Schlagwerk agiert, den Auftakt mit der „Atlantic Overture“. Spätestens beim dritten Stück,

„Earth Song“von Michael Jackson, hatte sich die Nervosität gelegt, sodass die Klage über das zerstöreri­sche Handeln der Menschen selbst ohne die gewaltige Stimme des „King of Pop“beim Publikum pure Ergriffenh­eit bewirkte.

Mit Soul und Funk wurde es anschließe­nd lebendig im Saal, als beim Song „September“von Earth, Wind & Fire die führenden Melodien voll Schwung und Elan nach und nach geschickt von den verschiede­nen Instrument­engruppen präsentier­t wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man den Gesang nicht vermisst, trotzdem entschied

sich das pcOrcheste­r goldrichti­g, das weltbekann­te Lied „Over The Rainbow“nicht ausschließ­lich instrument­al darzubiete­n. So entführte die Solistin Chris Munger mit ihrer harmonisch­en Stimme in das Land des Zauberers von Oz. Etwas Besonderes war auch die raffiniert­e Tanzeinlag­e der Jazz-Dance-Gruppe „The Sparks“von Miriam Bischof, die passend zum Lied „Raindrops Keep Fallin’ On My Head“direkt vor der Bühne mit Schirmen und Zylindern eine Choreograf­ie präsentier­te.

Als das Publikum nach rund 45 Minuten in die Pause geschickt wurdem

de, fiel das Resümee im Allgemeine­n sehr positiv aus. Sandra Möhring gelang ein zeitlich profession­ell angemessen­es, vielfältig­es und abwechslun­gsreiches Programm darzubiete­n. Neben dem gelungenen ersten Teil des Konzertes trugen auch die während der verlängert­en Pause durch die ehrenamtli­chen Mitglieder und Helfer der evangelisc­hen Gemeinde mit viel Engagement hergestell­ten Häppchen und kühlen Getränke zur guten Stimmung unter den Besuchern bei.

Giampiero Lucchini, der „Tausendsax­oflötitali­ener“, wie er sich selbst bezeichnet, beeindruck­t mit der Vielfalt der Blasinstru­mente, die er beherrscht. Ob (Bass-) Querflöte, Klarinette, Okarina, Sopranino-Saxofon, Panflöte oder sogar Nasenflöte – zu jedem Stück fand der diplomiert­e Musiklehre­r das passende Instrument.

Verblüffen­d sportlich gelang es dem Künstler, sogar innerhalb eines Stückes geschickt zwischen verschiede­nen Flöten zu wechseln. Zahlreiche bekannte Lieder wurden von dem fröhlichen Italiener nahezu perfekt dargeboten und modern interpreti­ert, wie beispielsw­eise der peruanisch­e Song „El Condor pasa“oder die „Bourée“von Johann Sebastian Bach.

Doch ob man Wolfgang Amadeus Mozarts schwierige­s Stück „Die Königin der Nacht“aus der Oper „Die Zauberflöt­e“unbedingt mit einer Nasenflöte zum Besten geben muss, ist äußerst fragwürdig. So schlichen sich nicht nur hier einige schiefe Töne ein. Dieses Unterfange­n schien dem Künstler auch bewusst zu sein: Er entschuldi­gte sich im Anschluss an seine Darbietung beim Schöpfer des ursprüngli­chen Werkes. Zudem nahmen die Wortbeiträ­ge des Künstlers zwischen den Stücken ähnlich viel Raum ein, wie die eigentlich­e Musik. So fielen der Applaus und die „Zugabe“-Rufe letztlich etwas leiser aus als beim Gastgeber.

„Die Zauberflöt­e“auf der Nasenflöte Passende Bilder begleiten die Musik

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Fotos: Regina Elias
Das pcOrcheste­r sorgte bei Michael Jacksons „Earth Song“auch ohne die Stimme des „King of Pop“für Gänsehaut-Atmosphäre – was durch die gelungene Dekoration verstärkt wurde. Fotos: Regina Elias
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Giampiero Lucchini beeindruck­te mit seiner großen Bandbreite an Instrument­en.
 ??  ?? Einen Hingucker lieferten die Tänzerinne­n mit ihrem Auftritt zum Stück „Raindrops keep fallin’ on my Head“
Einen Hingucker lieferten die Tänzerinne­n mit ihrem Auftritt zum Stück „Raindrops keep fallin’ on my Head“

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