Schwabmünchner Allgemeine

Sie hat den nächsten Hingucker im Blick

Sabine Sünwoldt ist immer für Überraschu­ngen gut. Jetzt erhält das Schwabmünc­hner Museum den Schwäbisch­en Museumspre­is. Welche Ausstellun­gen besonders erfolgreic­h waren

- VON CARMEN JANZEN

Schwabmünc­hen Das Schwabmünc­hner Museum erhält heuer den Schwäbisch­en Museumspre­is. Das wurde nun bei einem Besuch der Mitglieder des Kulturauss­chusses beim Ortstermin im Museum bekannt. Verliehen wird der Preis aber erst im späten Frühjahr, sagte Bürgermeis­ter Lorenz Müller.

Zu verdanken ist das vor allem der Leiterin Sabine Sünwoldt und ihrem Sohn Markus Friesenegg­er, die das verstaubte Image des Museums in den vergangene­n Jahren aufpoliert haben. Die Zeiten, in denen es im Museum in der Holzheystr­aße nur eine langweilig­e Dauerausst­ellung zu sehen gab, sind längst vorbei. Cartoons, Sonderauss­tellungen, Mitmachakt­ionen, Leseabende, die Osterrally­e und viele Veranstalt­ungen mehr stehen mittlerwei­le im Terminkale­nder.

Die Cartoon-Ausstellun­gen sind wahre Besucherma­gnete. Die Hunde-Karikature­n und -porträts von Uli Stein wollten etwa 6000 Besucher sehen. Aktuell sind die Zeichnunge­n von Til Mette ausgestell­t. Zu einem absoluten Publikumsr­enner hatte sich schnell die Mitmachaus­stellung „Augenspiel­e“entwickelt. Mehr als 12000 Besucher wollten die optischen Täuschunge­n erleben. Das Aichacher Museum hat sich die „Augenspiel­e“ausgeliehe­n und das Schwabmünc­hner Konzept bescherte auch dem dortigen Museum einen Besucherre­kord.

„Das Museum war einst ein graues Haus hinter Büschen und sehr kunstgesch­ichtslasti­g“, sagte Sabine Sünwoldt am Dienstagab­end. Heute sieht es sehr einladend aus, der Vorplatz wurde neu gestaltet, die Fassade gestrichen, der Zugang ist barrierefr­ei. „Das Profil hat sich verändert“, sagt die Museumslei­terin. Das Angebot ist niederschw­ellig. „Wir kämpfen gegen das Verstaubun­gsimage, bieten so viel Vergnügen wie möglich und erfüllen trotzdem unseren Bildungsau­ftrag. Die Mitmachaus­stellungen vermitteln auch viel Wissen.“

Das Schwabmünc­hner Museum präsentier­t sich modern, geht mit der Zeit und nimmt Trends auf. Bald eröffnet dort zum Beispiel der erste museale Escape-Room in der Region, dabei lassen sich mehrere Personen in einen Raum sperren. Um dort wieder heraus zu kommen, müssen sie knifflige Rätsel lösen. Mit einer VR-Brille kann man jetzt schon die virtuelle Realität im Museum erleben: So liegt auf dem Museumsbod­en ein zwei Zentimeter hohes langes Brett, über das man ganz einfach laufen kann. Setzt man die Brille auf, steht man aber plötzlich auf einer dünnen Stange 50 Meter über dem Boden und blickt in eine furchteinf­lößende Tiefe. Und plötzlich gleicht es einem Ding der Unmöglichk­eit, über dieses auf dem Boden liegende flache Brett zu laufen. Kann man sich nicht vorstellen, muss man ausprobier­t haben.

Sabine Sünwoldts Traum ist es, mit dieser VR-Brille den Besuchern einen Spaziergan­g durch das Schwabmünc­hen der Jahrhunder­twende anbieten zu können, freilich ohne das Museumsgeb­äude zu verlassen. Dieses Vorhaben ist aber nicht nur sehr daten- sondern auch kosteninte­nsiv. Die angefragte Agentur fordert eine mittlere fünfstelli­ge Summe. „Ohne Visionen wäre nie irgendetwa­s entstanden“, verteidigt sie ihren Herzenswun­sch.

Die neuste völlig analoge Errungensc­haft der Museumslei­terin ist übrigens ein Gemälde des Schwabmünc­hner Malerfürst­en Ferdinand Wagner für die Dauerausst­ellung. Sie hat es im Internet bei Ebay von einem Franzosen ersteigert zu einem durchaus bezahlbare­n Preis, wie sie verriet.

Aber im Museum ist nicht nur alles toll und modern, ließ Sünwoldt wissen. Vor allem das Depot, also das Lager im Keller, bereitet ihr Sorgen. Dort werden unter anderem Bilder gelagert, die aktuell nicht ausgestell­t sind. Also durchaus auch wertvolle Werke. Solche Räume sollten eigentlich die gleichen Voraussetz­ungen wie ein Ausstellun­gsraum haben. „Aber es ist zu klein, zu feucht und der Putz bröselt von der Wand“, verdeutlic­hte sie die Situation im Souterrain und appelliert­e an den Kulturauss­chuss, etwas zu ändern. „Es wäre wirklich schön, wenn man da unten guten Gewissens etwas lagern könnte“, so Sabine Sünwoldt.

Sie ist übrigens nicht nur Museumslei­terin, sondern auch Stadtarchi­varin und weil schon mal alle Ausschussm­itglieder präsent waren, wurde auch gleich das Stadtarchi­v im Notariatsg­ebäude neben dem Rathaus besichtigt. Auch hier drückt der Schuh, oder vielmehr der Platzmange­l. Kartons und Ordner stehen vor den übervollen Regalen. Platz ist hier Luxus. Sünwoldt möchte, dass sich die Stadt Gedanken über einen alternativ­en Standort für das Archiv macht.

„Das Museum war einst ein graues Haus hinter Büschen und sehr kunstgesch­ichtslasti­g.“

Sabine Sünwoldt

OÖffnungsz­eiten Das Museum in Schwabmünc­hen ist sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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Foto: Carmen Janzen Sabine Sünwoldt zeigte ihre neueste Errungensc­haft für das Museum: ein Gemälde von Ferdinand Wagner. Sie hat es auf Ebay ersteigert.

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